Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
Tagen Autofahrt mal wieder im Sattel zu sitzen. Der Ritt führte sie vorbei an bizarren roten Felsformationen, ging auch mal durch eine kleine Schlucht und bot herrliche Ausblicke. Lange Sandstrecken luden zwischendurch zum Galopp ein. Irgendwann passierte die kleine Reisegruppe dann eine alte Indianerhütte, die schon halb verfallen war.
„Lebten die Navajos eigentlich schon immer hier?“, fragte Herr Steger.
Charles nickte. „Zumindest schon sehr lang. Meine Vorfahren siedelten sich zwischen dem dreizehnten und sechzehnten Jahrhundert im Monument Valley an - und blieben. Sie züchteten Schafe und Ziegen und trotzten dem trockenen, kargen Boden sogar etwas Getreide ab. Heute sind wir einer der bevölkerungsreichsten Stämme in ganz Nordamerika.“ Der indianische Führer trieb sein Pferd an.
Der Trail war nicht allzu schwierig. Annit, Mannito und Denise waren total beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit und den Sandsteinfelsen, die je nach Sonnenlicht ihre Farbe änderten.
„Ich komm mir echt vor wie im Kino, mit dieser Wildwest-Kulisse. Krass!“, murmelte Mannito immer wieder staunend.
Nach einigen Stunden erreichten sie schließlich wieder den Ausgangspunkt ihrer Tour. Sie versorgten ihre Pferde und ruhten sich etwas aus.
Am späteren Nachmittag brachen sie dann erneut auf. Charles holte sie ab und fuhr gemeinsam mit ihnen zu einem anderen Camp ganz in der Nähe. Es war wunderschön gelegen, am Ende eines kleinen Canyons. Vor dem Camp wartete eine junge Frau. Ihre langen, dunklen Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, sie trug ein Kleid, das aus dem gleichen hellen Waschleder gefertigt war wie die Kleidungsstücke von Charles.
„Das ist Sammi, meine Frau“, stellte Charles vor.
Sammi begrüßte die kleine Reisegruppe und geleitete sie zu dem Picknickplatz mit Feuerstelle. Herr und Frau Steger, Denise, Annit und Mannito setzten sich an den großen Holztisch, während Sammi mit Hilfe von Charles das Abendessen zubereitete.
Die beiden waren ein eingespieltes Team. Ruck, zuck war eine leckere Mahlzeit fertig. Es gab Steaks mit Bohnen, dazu heiße Maiskolben und Salat.
„Boah, ist das lecker!“, schwärmte Mannito, während er das letzte Maiskorn von dem Kolben nagte. „Hätte nicht gedacht, dass Mais so toll schmeckt.“
„Wenn wir zurück in Südholzen sind, kannst du das ganze Maisfeld meines Vaters vertilgen“, grinste Annit.
„Darauf kannst du dich verlassen“, entgegnete Mannito und schnappte sich gleich den nächsten Maiskolben aus der großen Pfanne auf dem Tisch.
Herr Steger lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Hier draußen schmeckt einfach alles“, schwärmte er. „Einfach traumhaft!“
Charles beugte sich nach vorne. Er hatte die Arme aufgestützt und knetete seine Hände. „Die Geschichte meines Volkes ist gar nicht traumhaft“, sagte er dann mit fester Stimme. „Sie ist voller Blut und Tränen. Ich werde sie euch erzählen, wenn ihr wollt.“
,Ja!“, rief Mannito gleich.
„Ich will sie auch hören“, stimmte Annit ein.
Als auch Herr und Frau Steger nickten, begann Charles zu erzählen. „Genau wie den anderen Indianerstämmen erging es auch meinem Stamm. Auf der Suche nach Ackerland oder Bodenschätzen drangen immer mehr weiße Siedler in unsere Stammesgebiete ein und wollten uns vertreiben.“ Charles machte eine Pause. Er schluckte. Ihm war anzumerken, dass die Geschichte seines Volkes ihn selbst nach so vielen Jahren noch sehr berührte. „Natürlich wehrten sich die Indianer, und so kam es zu erbitterten Kämpfen und endlosen Kriegen. Dabei wurden unsere Felder zerstört und ganze Viehherden erschossen ...“ Charles knetete seine Hände immer heftiger. „Zwischendurch wurden zwar neue Friedensverträge geschlossen, doch die hielten meist nicht sehr lange. In zahlreichen Gefechten wurden immer mehr Krieger gefangen genommen oder getötet. Schließlich kapitulierten die letzten Mitglieder unseres Stammes und ergaben sich. Dies war einer der schwärzesten Tage der Navajos überhaupt. Doch nicht nur uns erging es so: Auch die meisten anderen Indianerstämme standen kurz davor, von den Weißen ausgerottet zu werden.“
„Wie schrecklich!“ Annit schluckte. Charles hatte die Geschichte so eindringlich geschildert, dass sie das Leid der Indianer beinahe mitfühlen konnte.
Auch die anderen am Tisch machten ziemlich betroffene Gesichter.
„Und was ist dann passiert?“, wollte Annit wissen.
Leise sprach Charles
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