Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs
Jahrhunderts in vielen Bundesstaaten verboten. Erst seit Kurzem befasst sich die Wissenschaft wieder intensiver mit indianischer Medizin. Aber vieles ist unwiederbringlich verloren."
„Aber wenn es heute wieder geschätzt wird, könnten doch Indianer wieder Schamanen werden?“, überlegte Annit, während sie den tanzenden Indianer beobachtete.
Sammi lächelte. „Das ist nicht so einfach. Die Ausbildung zum Schamanen dauert Jahre, es fehlt an Nachwuchs. Da es keine indianische Schriftsprache gibt, müssen die Jungschamanen alle Gebete und Gesänge auswendig lernen. Manche der Zeremonien umfassen eine halbe Million Worte. Und die Götter und Geister unterstützen den Schamanen nur, wenn die Rituale bis ins kleinste Detail stimmen.“ Sammi fischte etwas aus ihrer Tasche und hielt es Annit hin. „Hier.“
„Was ist das?“
„Kaugummi.“
Annit drehte das merkwürdige Teil zwischen den Fingern. „Sieht bei uns aber anders aus.“
Sammi holte auch ein Stück für sich und steckte es in ihren Mund. „Sonnenhut ist ein altes indianisches Heilmittel. Die große Blattpflanze hilft gegen viele Krankheiten. Aus dem Stamm gewinnt man diese gummiartigen Teile hier, sie schmecken und sind gut für die Zahnpflege. Man kann sie stundenlang kauen.“
Grinsend steckte Annit den Kaugummi in den Mund.
Halblauter Singsang und Geklatsche setzten wieder ein. Der Schamane verschwand, jetzt tanzten vier Indianer um das Feuer herum. Auf ihren Köpfen trugen sie aus Holz geschnitzte Masken mit beweglichen Schnäbeln, die von den Tänzern mit Zugschnüren geöffnet und geschlossen wurden.
„Dieser Tanz erzählt von den Erfahrungen ihrer Ahnen“, erklärte Sammi. „Von einer Urzeit, in der die Grenzen zwischen Menschen und Tieren sehr viel fließender waren als heutzutage. In dieser Zeit konnten Tiere Menschen heiraten und manchmal verwandelten sich Geister aus tierischer in menschliche Gestalt.“
„Ich und meine Ranja“, kicherte Mannito. „Wir wären bestimmt das perfekte Paar.“
„Und es gab auch Tiere, denen man magische Kräfte nachsagte“, fügte Sammi hinzu. „Aber das sind alles nur Legenden.“
Oh nein! Annit blickte nachdenklich ins Feuer. Sie sah ihr pechschwarzes Pferd vor sich . Silberstern, deine Urahnen waren Indianerpferde. Du bist eines dieser Tiere mit magischen Kräften.
Nach dem nächsten Tanz waren die Darbietungen beendet. Charles und Sammi ritten mit der Feriengruppe zurück zum Zeltlager. Rasch krochen dort alle in die Zelte und versuchten, Schlaf zu finden. Fast aussichtslos.
Annit war noch ziemlich aufgedreht von der Musik und den Tänzen und wälzte sich hin und her. Irgendwann mitten in der Nacht krabbelte sie wegen Schlaflosigkeit noch einmal aus dem Zelt. Einer der Felsen wurde direkt vom Mond angestrahlt und glänzte silbrig und geheimnisvoll. Annit ging zu Silberstern und schlang ihre Arme um den Hals des Pferdes. „Mein Silbersternchen.“
Der schwarze Araberhengst schnaubte zufrieden, befreite sich aus der Umarmung und schnupperte sanft mit den Nüstern über Annits Wange. Die Berührung zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Annit strich behutsam über Silbersterns Kopf und den kleinen weißen Keilstern auf seiner Stirn.
Auf einmal hörte sie Geräusche hinter sich. Annit ließ von Silberstern ab und schaute sich um. Hinter ihrem Zelt saßen Mannito und Denise auf einer Decke dicht nebeneinander und mit dem Rücken zu ihr. Es schien, als wären sie sich sehr nah und sehr vertraut. Annit beobachtete die Szene aus einiger Entfernung und wandte sich dann ab. Wieder spürte sie diesen kleinen Stich in ihrem Herzen und wollte sich lautlos zurückziehen. Doch zu spät!
Denise hatte sich gerade in diesem Augenblick umgedreht und sie entdeckt. „Annit, he, komm doch her! Wir dachten, du schläfst schon.“
Annit zögerte.
Auch Mannito drehte sich um und winkte sie zu sich. „Komm schon her!“
„Ich wollte eigentlich wieder ins Bett“, entgegnete Annit. Ich will euch nicht stören, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Ach komm schon, eine Partie kannst du locker noch mitspielen“, rief Denise.
Partie? Annit näherte sich den beiden und sah erst jetzt, dass vor ihnen Würfel, ein Stück Papier und ein Bleistift lagen.
„Wir spielen Knobeln, und Mannito schummelt ohne Ende“, grinste Denise.
„Pah!“, machte der gespielt beleidigt. „Gar nicht wahr.“
Jetzt hilft mir Annit beim Aufpassen“, zog Denise ihn auf. Sie knuffte Mannito spielerisch in die Seite. „Weißt du,
Weitere Kostenlose Bücher