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Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs

Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 09 - Im Land der wilden Mustangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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weiter. „Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass unser Volk nicht ausgerottet wurde. Nach einigen Jahren durften die wenigen Navajos schließlich in ihre Heimat zurückkehren. Ein Vertrag wurde unterzeichnet. Sie bekamen Schafe und Essen. Und seither bewohnen wir wieder das Land mit den roten Felsen, aus dem wir zuvor vertrieben wurden.“
    „Krass, oder?!“, stöhnte Mannito, der ebenfalls gebannt zugehört hatte.
    „Aber jetzt ist doch alles gut“, warf Denise versöhnlich ein. „Die Indianer werden nicht mehr verfolgt, haben schöne Reservate, wo sie in Frieden leben können ..."
    „Schöne Reservate?“ Charles sah sie an, als wolle sie ihm weismachen, die Erde sei doch eine Scheibe. „Das Einkommen der Indianer in den Reservaten ist sehr gering. Die meisten leben in Armut. Oft lernen die Kinder nicht lesen und schreiben, weil die Schulen so weit entfernt liegen, dass sie zu Fuß unmöglich zu erreichen sind, und Schulbusse gibt es nicht immer. Es gibt ein Sprachverbot der eigenen Muttersprache.“ Charles Augen funkelten. „In Frieden leben, sagst du? In Verzweiflung sterben. Sie haben uns eingesperrt wie Tiere. Was ist das für ein Leben? ... Wir Indianer lieben die Freiheit, doch die hat man uns genommen ...“ Er beugte sich nach vorne. „Wisst ihr, was ein großer Indianerhäuptling einst sagte?“
    „Keine Ahnung!“
    „Ihr könntet genauso gut erwarten, dass die Flüsse rückwärts fließen, als dass ein Mensch, der frei geboren wurde, damit zufrieden ist, eingepfercht zu leben. Dass er nicht die Freiheit hat, dorthin zu gehen, wohin er will.“ Charles nickte finster vor sich hin. „Sie haben uns diese Freiheit genommen.“
    „Und uns dafür das Feuerwasser gegeben“, ergänzte Sammi. Ihre Augen blickten traurig.
    „Unser Leben ist sinnlos geworden“, sagte Charles. „Unsere Ältesten haben nichts mehr zu tun, sie sitzen zu Hause und trinken.“ Er nahm Sammis Hand. „Wie ihr Vater. Er ist vom bösen Geist besessen, wenn er zu viel Feuerwasser trinkt.“
    „Puh! Unglaublich!“ Annit blies die Backen auf. „Das ist ja schrecklich.“
    Charles hatte sich wieder etwas beruhigt. Seine Hände lagen reglos auf dem Tisch. „Wir versuchen, einen kleinen Teil unserer Kultur und unserer Kunstfertigkeit weiterzugeben, an die Besucher dieses Parkes zum Beispiel. So lange man unsere Geschichte erzählt, wird sie nicht vergessen sein.“
    „Aber wo sind denn heute die anderen Indianer? Es gab doch so viele, was machen die denn?“, wollte Annit wissen. „Die anderen Stämme?“
    Charles lachte bitter. „Die Irokesen heißen bei uns nur noch ,Hochhaus-Indianer‘.“
    Mannito musste kichern. „Klingt eigentlich lustig.“
    Charles zuckte die Schulter. „Wie man es nimmt. Jedenfalls leben sie heute vorwiegend im Nordosten Amerikas. Durch Zufall fand man heraus, dass sie eine ganz besondere Begabung haben, sie sind nämlich schwindelfrei. Die Brückenbauer waren von den schwindelfreien Irokesen so beeindruckt, dass sie ihnen Arbeit anboten. Viele sagten zu, verließen die Reservation und gingen auf Baustellen, um dort etwas Geld zu verdienen.“
    Annit hing staunend an Charles’ Lippen. „Unglaublich!“
    „Seither gehören sie zu den besten amerikanischen Bauarbeitern im Hochbau. Wo immer im Land Wolkenkratzer in den Himmel wachsen, sind Irokesen gefragte Fachkräfte. Furchtlos und sicher balancieren sie auf den Gerüsten hoch über den Straßen der Städte.“
    „Klingt doch gar nicht so schlecht“, fand Denise. „Leben in einer amerikanischen Großstadt, das ist doch voll cool! Das würde mir auch gefallen.“
    „Ach ja?“ Charles schüttelte den Kopf. „Wisst ihr, dass Bäume reden? Ja, sie reden. Sie sprechen miteinander, und sie sprechen zu dir, wenn du zuhörst. Aber die weißen Menschen hören nicht zu. Weder uns Indianern noch den Stimmen in der Natur. Ich selbst habe viel von den Bäumen erfahren: über das Wetter, über die Tiere oder auch den Großen Geist. Doch Stahl redet nicht.“ Wie zur Bestätigung nickte er ein paar Mal vor sich hin.
    Annit spürte, wie eine Gänsehaut über ihre Arme kroch. Charles’ Worte berührten sie schmerzlich.
    „Oder nehmt die Apachen“, fuhr Charles danach fort. „Weil es dem Stamm Geld brachte und Arbeitsplätze, erklärten sie sich bereit, Atommüll auf ihrem Land einlagern zu lassen. Dies birgt aber auch eine große Gefahr für die Gesundheit der Menschen.“ Er machte eine kleine Pause. „Eine alte Indianerweisheit besagt: Erst

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