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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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weißt also auch nicht viel mehr als wir? Verstehe ich das richtig?«, fragte ich wütend.
    »Doch ich weiß, dass wir dich zu deiner und zu unserer Sicherheit einsperren müssen.«

    Mein neues Zimmer war nicht ganz so komfortabel wie das alte mit dem wunderschönen antiken Bett. Vielmehr war es eine Kerkerzelle auf dem Landsitz von Vincenzo, nicht weit entfernt vom Marco Polo Airport. Unmittelbar nach unserem Gespräch in der Bibliothek hatte Vincenzo mich hierher gebracht. Giovanni hatte sich heftig dagegen gesträubt, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich es so wollte.
    Eingesperrt in dieser Gefängniszelle, hinter dicken Steinwänden und Gitterstäben konnte ich keine Gefahr für meine Umwelt werden. Und ich konnte, darauf warten, dass es endlich losging. Je eher, desto schneller hatte ich es hinter mir. Vincenzo hatte gemeint, dass nur die erste Wandlung so schlimm wäre, danach würde es einfacher werden. Und mit der Zeit würde die Verwandlung dann nur noch Sekunden dauern.
    Durch das winzige Fenster fiel nur wenig Sonnenlicht herein. Es roch modrig. Das einzige Möbelstück war eine kleine Pritsche, die mein Bett darstellte. An der Wand darüber waren zwei rostige Eisenringe mit Ketten daran befestigt.
    Auf meine Frage, wozu Vincenzo einen Kerker benötigte, sagte dieser nur: »Es gab Zeiten, da brauchte man einen Ort wie diesen.«
    Ich wollte mir nicht vorstellen, was er damit meinte. Aber nach dem, was ich heute erfahren hatte, spielten sich widerwärtige Bilder vor meinem geistigen Auge ab. Frauen mit dicken Babybäuchen, kleine Kinder und junge Werwölfe, die sich unter grauenhaften Schmerzen wandelten und starben. Letztere Bilder verdrängte ich noch schneller aus meinem Kopf, als die der dickbäuchigen Frauen. Denn mir auch nur vorzustellen, was mir in kürzester Zeit bevorstand, löste in mir Wellen von Panik aus.
    Vincenzo war sich sicher, dass mein Körper sich innerhalb der nächsten Tage zum ersten Mal vollständig in einen Wolf wandeln würde. Da ich, eingesperrt in dieser Zelle, viel Zeit hatte, über die mir bevorstehende Wandlung nachzudenken, hatte ich auch genügend Zeit, mir Sorgen wegen der Schmerzen zu machen, die diese mit sich bringen würde. In mir breitete sich mehr und mehr ein Kampf aus. Hin und her gerissen zwischen der Hoffnung, der Wandlung noch irgendwie entgehen zu können, und dem Wunsch, es endlich hinter mich zu bringen. Es fühlte sich an wie die innere Zerrissenheit, die man erlebt, wenn man weiß, dass etwas Großes und Schlimmes einem bevorsteht, und man darauf wartet und die Zeit von Sekunde zu Sekunde immer langsamer vergeht, bis sie droht, vollends stehen zu bleiben.
    Ich stand kurz davor, meinen Verstand zu verlieren. Die einzige Ablenkung, die sich mir bot, war der ehemalige Gladiator des römischen Reiches.
    Dante hockte auf einer Pritsche wie meiner, auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Auf seinem Schoß lag ein Betäubungsgewehr, mit dem er mich betäuben sollte, wenn die Krämpfe so stark wurden, dass ich die Schmerzen nicht mehr aushielt oder ich versuchen würde auszubrechen. Die anderen drei Vampire in meinem Leben hatten beschlossen, noch einmal in Hälse zu beißen, solange ich noch eine brave Gefangene war.
    Ich war also von zu Hause fortgelaufen, damit man mich nicht hinter hohe Mauern sperrte, um mich jetzt hinter Gitter sperren zu lassen. Langsam beschlichen mich Zweifel, ob diese Entscheidung vielleicht doch ein Fehler war. Natürlich war ich noch immer wütend auf meine Eltern – auf ganz Silence und jeden, der an diesem Komplott beteiligt war –, aber zumindest hinsichtlich der Wandlung hatten meine Adoptiveltern wohl recht. Vielleicht würde diese in dem Internat nicht in einer Kerkerzelle stattfinden.
    Aber wenn ich meine Entscheidung bereuen würde, würde ich auch meine Liebe zu Giovanni bereuen müssen. Und das tat ich nicht. Trotz all dem, was ich in den letzten Tagen durchgestanden hatte und in den Nächsten noch durchstehen musste, ich war nie glücklicher gewesen als in den Momenten, in denen ich mit Giovanni zusammen war. Ich liebte Giovanni von Herzen. So sehr, dass mich jeder Augenblick schmerzte, in dem ich hier gefangen war und nicht bei ihm sein konnte. Und ich hätte gerne mehr Zeit mit ihm gehabt. Warum konnte der Wolf in mir nicht warten bis wir ein langes glückliches Leben miteinander hatten? Warum musste er mir dieses bisschen Glück in meinem Leben nehmen? Vielleicht würde ich jetzt keine Chance mehr bekommen,

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