Silent Control | Thriller
neugierigen Blick in den Rückspiegel.
Torben reichte ihm die Uhr nach vorn. »Sie ist echt, kein billiges Imitat.«
Ohne abzubremsen, begutachtete der Fahrer die Uhr.
»Heute Nacht werden Sie das Ding nicht mehr los, aber lassen Sie mich mal nachdenken.«
Es war für ihn offensichtlich, dass sein Fahrgast in der Klemme steckte. »Wie ein Dieb sehen Sie ja nicht aus«, überlegte er laut. »Gut, ich biete Ihnen dreihundert Dollar.«
Das war eine Unverschämtheit, doch Torben hatte schlechte Karten. Und nicht mal Geld, um das Taxi zu bezahlen.
»Dreihundert Dollar? Machen Sie Witze? So eilig habe ich es nun auch wieder nicht.«
Fordernd hielt er seine Hand nach vorn. Der Fahrer stoppte den Wagen und wühlte lange in seiner Jackentasche. Schließlich zog er ein dickes Bündel Scheine hervor.
»Wenn Sie heute noch ein Geschäft machen wollen, dann nehmen sie die 480 Dollar hier. Mehr hab ich nicht. Die Fahrt gibt’s gratis. Letztes Angebot.«
Torben seufzte tief. »Besser als nichts.« Er griff nach dem Geldbündel, ohne die Scheine zu zählen. »Dann fahren Sie mich jetzt bitte in den Club Cielo.«
Der Taxifahrer grinste. »Ins Cielo? Verstehe. Tja, was tut man nicht alles, um Weiber aufzureißen.«
Torben ersparte sich einen Kommentar. Ermattet lehnte er sich zurück. Noch konnte er kaum glauben, dass seine Flucht tatsächlich geglückt war.
Nach einer Viertelstunde hielt das Taxi in der 12. Straße vor einem dunkelrot gestrichenen Haus. Der Club lag in einem Viertel, in dem sich eine Bar an die nächste reihte. Auf dem Bürgersteig drängten sich Passanten, die durch die Nacht tingelten. Der Fahrer verabschiedete sich breit grinsend. Er hatte das Geschäft seines Lebens gemacht.
»Viel Glück!«, rief er Torben hinterher.
Im Neonlicht des Schriftzugs Club Cielo baute sich ein groß gewachsener, muskulöser Türsteher drohend vor Torben auf, winkte ihn jedoch nach einem kurzen Kontrollblick durch. Der Anzug ist meine Eintrittskarte, dachte er erleichtert. Danke, June.
Im Club wurde er von ravigen Elektrobeats empfangen. Das Cielo war ein relativ unübersichtliches Lokal, deshalb blieb er zunächst einmal an der Schwelle stehen, um sich zu orientieren. Sein Blick schweifte durch eine chillige Clublandschaft, in der sich weiße Ledersessel und Couchen um eine weitläufige Tanzfläche gruppierten. Über die Möbel und die dunklen Wände zuckten gelbe Lichtreflexe. Die Gäste waren auffallend gut gekleidet, man sah Männer in dunklen Anzügen, die ihre Krawatten gelockert hatten, und Frauen in Cocktailkleidern. Die gepflegte Atmosphäre stand in krassem Gegensatz zu dem Schuppen, in den ihn Jackson am ersten Abend geschleppt hatte. Es war noch nicht besonders voll. Von Jackson war nichts zu sehen.
Torben ging an die Bar und bestellte sich einen Wodka Energy, für den der Barkeeper 40 Dollar verlangte. Mit seinem Drink in der Hand setzte er sich auf eines der bequemen Ledersofas neben der Tanzfläche.
Er blieb nicht lange sitzen. An der Rückwand des Clubs hatte er einen schmalen Tresen entdeckt, auf dem einige Rechner standen. Endlich, dachte Torben. Er würde als Erstes ein Lebenszeichen an Nova senden und dann eine letzte Warnung an die Hackerelite schicken. Hastig nahm er sein Glas, ging zu einem der Rechner und klickte das Symbol für das Internet an.
Seiner kurzen Euphorie folgte umgehend die Enttäuschung. Nichts. Keine Verbindung.
»Scheiße noch mal!«
Ein schlanker Barkeeper mit hellblond gefärbten Haaren und schwarzem Hemd ging an ihm vorbei.
»Ist seit einer Stunde offline«, sagte er beiläufig. »Keine Ahnung, wieso, aber angeblich ist das Web in ganz NewYork down.«
»Verdammt, ausgerechnet jetzt.« Ein Zufall war das sicher nicht. Ob die CIA dahintersteckte? War das der Kill switch act?
»Hey, kennen Sie Jackson? So einen großen Farbigen mit grünem Haar?«, rief er dem Kellner hinterher, der schon weitergegangen war.
Der drehte sich um und zog eine Grimasse. »Wenn du diesen schrillen Nigger meinst, der kommt, wann er will.«
Ratlos nippte Torben an seinem Drink. Er brauchte dringend einen Verbündeten. Allein würde er sich ein, zwei Tage in irgendeiner billigen Pension verkriechen können, mehr aber auch nicht. Was sollte er bloß tun?
Gedankenverloren ließ er sein leeres Glas stehen und ging zur Toilette. Zu seinem Erstaunen fand er dort kostenlose Kaugummis, Deosprays und Kondome vor. Merkwürdig, dass ein Freak wie Jackson in so einen Luxusladen ging.
Als Torben zur
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