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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Einschnitt; stattdessen schien es, als hätte er Papier durchschnitten, und nun flatterte die Haut (war das Haut?) an seinem Hals offen herab, und George sah etwas Schwarzes und Nebelhaftes unter ihr.
    »Wenn du es uns nicht erzählst, dann werden wir dich anschauen«, drohte der Fette. »Wir werden dieses alberne kleine Gesicht ablegen und dich anschauen, und danach wirst du nie wieder irgendetwas anschauen. Du wirst es nicht mehr können. Nicht, nachdem du uns gesehen hast.«
    »Sag es uns«, forderte ihn der Näselnde auf, und in seiner Stimme lag der Klang eines Hyänengelächters. »Sag uns, wo er es aufbewahrt.«
    Das Bild von Silenus’ Überseekoffer blitzte in Georges Geist auf. Er durfte ihnen nicht davon erzählen, das wusste er. Er überlegte hektisch und starrte zu der Silenus-Attrappe auf der Bühne hinauf. Dann sagte er: »Wollen Sie wissen, warum ich dieser Figur den Kopf abgenommen habe?«
    Die beiden Wölfe starrten ihn verwirrt an und schauten sich zu der Attrappe um. »Den Kopf?«, fragte der Näselnde.
    »Ja«, sagte George. »Das habe ich aus einem bestimmten Grund getan. Ich … ich wollte etwas vor Ihnen geheim halten.«
    Der näselnde Wolf schnappte aufgeregt nach Luft. Er kam näher, und die Stille in Georges Ohren wurde so übermächtig, dass seine Augen zu tränen anfingen. »Sag es uns«, flüsterte der Wolf. »Sag uns, was du verheimlichen wolltest …«
    George schluckte und entgegnete: »Wollen Sie wirklich wissen, wo er das Licht aufbewahrt?«
    »Ja«, rief der Fette. »Ja!«
    »Es ist … es ist in seinem Hut«, sagte George. »Er bewahrt es in seinem Hut auf.«
    Beide Wölfe wichen bestürzt zurück.
    »In seinem Hut?«, wiederholte der Näselnde.
    »Ja«, bekräftigte George.
    Sie wogen seine Worte ab.
    »Wir haben nie gehört, es könnte in seinem Hut sein«, überlegte der Fette. »Das ist beinahe zu … gefährlich.«
    »Offensichtlich«, warf der näselnde Wolf ein.
    »Ungeschützt«, ergänzte der fette Wolf.
    »Aber darum ist es ja der beste Ort dafür!«, sagte George. »Oder nicht? Er hat seinen Hut immer bei sich. Er verliert ihn nie. Und wer käme schon auf die Idee, in einem Hut nachzusehen?«
    Der Näselnde nickte. Er konnte die Logik nachvollziehen, aber der Fette schüttelte den Kopf. »Hm. Nein.«
    Georges Herz sackte in die Hose. »Nein?«
    »Nein. Nein, nein«, sagte der Fette. »Das hört sich nicht richtig an. Das war viel zu einfach und ging viel zu schnell. Wir sind schon so, so lange Zeit hinter diesem Geheimnis her. Es kann nicht so leicht aufzudecken sein.« Er runzelte die Stirn. »Du hast uns angelogen, nicht wahr, Kind?«
    »N-nein!«, widersprach George.
    »Oh, ja. Ja, das hast du. Na komm. Das war eine Lüge. Richtig?« Er wartete nicht darauf, dass George antwortete. Stattdessen machte er kehrt und trampelte zu dem Lagerfeuer (blieb aber zunächst auf halber Strecke schaudernd und zitternd stehen, und irgendwo erklang das Rascheln eines dicken Fells). Er ergriff einen schwelenden Ast und kehrte langsam zurück. »Wir können nicht erlauben, dass du uns Lügen erzählst. Können nicht erlauben, dass du unsere Ohren mit Halbwahrheiten und Unwahrheiten füllst. Aber wir können dir unser Gesicht nicht zeigen«, sagte er und deutete an die offene Stelle unter seinem Kinn. »Denn dann wärest du nutzlos. Verstehst du?«
    George wurde bewusst, dass er zitterte.
    »Wir glauben, hier ist etwas Profaneres vonnöten«, ließ der Fette vernehmen. Eine Hand schoss so schnell vor, dass George sie kaum hatte sehen können, und schon hatte der Wolf sein Kinn umfasst und zwang ihn, den Kopf zu heben.
    Die Finger des Wolfs waren kälter als Eis. Er hob den schwelenden Zweig und wedelte damit unter Georges Wange. »Etwas Profanes, aber auch etwas, das du nicht vergessen wirst.«
    »Nein«, sagte George.
    »Nein«, äffte ihn der Wolf nach.
    »Nein, bitte.«
    »Nein, bitte«, sagte auch der Wolf. Die leeren grauen Augen in seinem Gesicht waren riesig, und er lächelte, als wäre dies alles nur so etwas wie törichte Zerstreuung. Der rauchende Zweig kam nahe genug, dass George die Hitze auf seiner Haut spüren konnte. Er schloss die Augen und bereitete sich auf die glühende Berührung vor …
    Etwas krachte in der Gegend des Theatereingangs. Dann rief eine hohe, kraftvolle Stimme: »Was geht hier vor?«
    Der Wolf ließ ihn los. George schlug die Augen auf und sah, dass die beiden betreten zurückwichen. Jemand kam hinter ihnen die Sitzreihen herunter. George drehte

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