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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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sich um, um einen Blick auf den Neuankömmling zu werfen, konnte aber wegen seiner Fesseln nur einen Mann in einem roten Mantel ausmachen. Für einen sehr kurzen Moment dachte er, sein Vater wäre gekommen, um ihn zu retten.
    Aber das war er nicht. Es war ein dritter Wolf. Aber dieser sah ganz anders aus als alle, denen George bisher begegnet war.
    Die Wölfe zeigten sich auf verschiedene Art – manche waren fett, andere dürr und so weiter –, aber im Großen und Ganzen unterschieden sie sich kaum. Alle trugen graue Anzüge und schwarze Melonen, und in ihren Augen und Gesichtern lag stets die gleiche Leere, durch die ihre ganze Erscheinung an leere Hüllen und Masken erinnerte.
    Aber bei diesem war das anders. Zunächst einmal trug er einen leuchtend roten Mantel und einen Kreissägenhut, in dessen Hutband eine Feder steckte. Das war so überraschend, dass George erst dachte, er hätte es mit einem normalen Menschen zu tun, und um das Leben des Mannes fürchtete. Aber dann fiel George die enorme Stille auf, die der Mann mit sich brachte, und er erkannte, dass er tatsächlich ein Wolf war.
    »Was geht hier vor? Quält ihr ein Kind?«, fragte der Wolf in Rot.
    Die beiden anderen wechselten einen Blick, als hielten sie die Frage für albern. »Offensichtlich«, sagte der fette Wolf.
    »Aber warum tut ihr so etwas? Habe ich euch nicht gesagt, dass meine Studien hier nicht gestört werden dürfen? Dass wir eine friedliche, ruhige Umgebung schaffen müssen, in der ich arbeiten kann?«
    Wieder blickten die beiden Wölfe einander an, und George hatte den Eindruck, dass sie, hätten sie genug Menschliches an sich gehabt, in einem Ausdruck der Verzweiflung die Augen zu verdrehen, genau das getan hätten.
    »Er ist aus freien Stücken hergekommen«, sagte der Näselnde. »Wir haben ihn hier gefunden.«
    »Und er ist nicht nur irgendein Kind«, sagte der Fette. »Er ist der Pianist.«
    »Der Pianist?«, fragte der Wolf in Rot. Sein Mund klappte auf und er stierte George an.
    »Ja«, sagte der näselnde Wolf. »Er ist Silenus’ Sohn. Man kann es an seinem Gesicht sehen.«
    Für einen Moment fehlten dem Wolf in Rot die Worte. »Meine Güte«, sagte er dann. »Ihr habt recht. Jetzt erkenne ich ihn. Das ist außerordentlich!«, rief er entzückt aus. »Warum habt ihr ihn gefesselt?«
    »Gefesselt?«, wiederholte der näselnde Wolf. »Hast du vergessen, dass er der Sohn unseres Todfeindes ist? Dass sein Vater das verhasste Licht trägt?«
    »Ja, ja, ja«, sagte der Wolf in Rot. »Das ist mir alles bekannt. Wie könnte ich es auch vergessen? Aber denkt doch nur, was das für eine Gelegenheit für uns ist!«
    »Eine was?«, fragte der fette Wolf, doch ehe er noch mehr sagen konnte, trat der Wolf in Rot näher und fing an, Georges Fesseln zu lösen.
    »Was tust du da?«, fragte der näselnde Wolf. »Lass ihn nicht entwischen!«
    »Ich lasse ihn nicht entwischen. Aber ich kann ihn nicht untersuchen, solange er gefesselt ist, nicht wahr?«
    »Untersuchen?«, fragte der fette Wolf. »Was soll das bedeuten?«
    »Es bedeutet untersuchen. Das bedeutet es. Das ist eine hervorragende Gelegenheit, um … nun ja, zu forschen. Und je mehr ich forsche und lerne, desto mehr erfahre ich darüber, wie das Licht funktioniert.«
    »Und dadurch kannst du herausfinden, wie wir es aufspüren und zerstören können?«, fragte der näselnde Wolf.
    »Was?«, fragte der Wolf in Rot. »Oh, ja, ja. Es zerstören. Aber ich glaube langsam, wir gehen diese ganze Sache falsch an … es ist kein Licht, es ist etwas anderes. Eher so etwas wie ein Geräusch, glaube ich …«
    »Sehr schön«, sagte der fette Wolf, sah aber extrem wütend aus. »Aber du scheinst zu vergessen, dass dieser Junge ein großer Fang für uns ist. Er ist eine wichtige Informationsquelle. Du lässt dich von deiner Neugier übermannen und setzt dabei zu viel aufs Spiel. Wir sollten ihn einfach befragen, was auch der Grund ist, warum wir ihn gefesselt haben.«
    »Mein Interesse und … mein einzigartiges Dilemma eröffnen mir Wahrheiten, für die ihr blind seid«, sagte der Wolf in Rot. »Überlasst die Befragung mir. Oder könnt ihr euch jemanden vorstellen, der dafür besser geeignet wäre als ich? Ich, derjenige, der mehr über ihr Ensemble und ihre Taten weiß als irgendjemand anderes?«
    Daraufhin machten die beiden Wölfe einen aufmüpfigen Eindruck, nickten aber zögernd.
    »Dann wäre das geregelt. Gut«, sagte der Wolf in Rot zu George. »Dann komm. Steh auf. Na also, es geht

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