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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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er nicht«, sagte George. »Er … er kann nicht in mich verliebt sein.«
    Aber nun war er selbst nicht mehr so sicher. Bisher hatte er nie so genau darüber nachgedacht, warum Stanley so nett zu ihm war; er hatte stets gedacht, Stanley wäre einfach ein sehr netter Mensch. Aber nun fragte er sich, ob Stanley ebenso in ihn verliebt sein konnte, wie er selbst in Colette verliebt war. War so etwas möglich? Stanley schien tatsächlich niemandem anderen gegenüber solch eine Zuneigung zu zeigen. Er erinnerte sich an die Nacht auf dem Dach außerhalb von Chicago und daran, wie Stanley ihn aus traurigen Augen angeschaut hatte und wie er Georges Schulter angefasst hatte, wie seine Finger ihn am Arm berührt hatten …
    Der Gedanke bereitete George enormes Unbehagen, aber er wusste nicht warum. Irgendwie fühlte er sich betroffen, so, als hätte Stanley ihm diese Liebenswürdigkeit entgegengebracht, ohne George je zu verraten, welche Absicht sich dahinter verbarg.
    »Tststs«, machte der Wolf bekümmert. »Ich glaube nicht, dass ich das verstehe. Allmählich scheint mir, je mehr ich erfahre, desto weniger verstehe ich. Ich hatte gehofft, du würdest mir alles erklären, und nun …« Er schüttelte den Kopf und ließ seine Notizen neben den Stuhl fallen. »Ich weiß nicht. Ich dachte, du würdest mir wenigstens erzählen, warum deine Truppe anders reist als früher.«
    »Sie meinen, wie sie zum Vaudeville gekommen sind?«
    »Nein, das ist es nicht«, sagte der Wolf. »Deine Truppe tritt nicht mehr so oft auf, wie sie es früher, in der alten Zeit getan hat. Früher haben die Truppen Wochen oder Monate in einem kleinen Teil der Welt verbracht und ihn vor uns abgeschirmt, aber deine Truppe ist ständig mit halsbrecherischer Geschwindigkeit unterwegs.«
    »Aber das dient dazu, größere Bereiche abzudecken, oder nicht?«, sagte George.
    »Falls das der Grund ist, dann kommt nicht viel dabei heraus. Ihr bleibt nicht lange genug, und ihr tretet nicht lange genug auf, um die Orte, die ihr aufsucht, vor meinen Brüdern zu schützen. Ihr tretet ein paarmal auf und zieht weiter. Als uns diese Veränderung erstmals aufgefallen ist, konnten wir sie nicht verstehen. Wir haben gezögert, auch nur ein wenig an den Rändern der Welt zu knabbern, weil wir einen Trick vermutet haben. Aber nun, da wir von dem Licht wissen und davon, wie ihr es aufspürt und einsammelt … Sucht ihr jetzt nur noch nach dem Licht ? Statt aufzutreten?«
    George war bestürzt. Er hatte nie eine andere Vorgehensweise gekannt als die, die sie derzeit anwandten. Sie blieben eine Woche und zogen weiter. Aber wenn der Wolf recht hatte, dann führte diese Vorgehensweise im Grunde zu gar nichts. Warum sollte Silenus etwas tun, das in direktem Widerspruch zu ihrer Mission stand?
    Plötzlich fingen die Schatten im Raum erneut zu zittern an. Der Wolf in Rot drehte sich um und starrte in die rechte Bühnenecke. Dort lösten sich der fette und der dürre Wolf aus der Finsternis, und ihre leeren Augen fixierten George.
    »Was macht ihr hier?«, fragte der Wolf in Rot. »Ich bin noch nicht fertig mit meiner Untersuchung.«
    »Doch, das bist du«, sagte der Fette.
    »Was? Was soll das heißen?«
    Der Wolf mit der näselnden Stimme sagte: »Nun, du hast gesagt, wenn wir Probleme machen, wirst du uns melden.«
    »Und?«
    »Und wir haben beschlossen, dir zuvorzukommen«, triumphierte der fette Wolf. »Wir sind hingegangen und haben den Gefangenen selbst gemeldet.«
    Sollten Wölfe erbleichen können, dachte George, so wäre der in Rot jetzt zweifellos blass geworden. »Ihr habt was?«, fragte er.
    »Ja«, sagte der Fette. »Wir haben diese Entdeckung gemeldet. Und nun gibt es Argwohn. Es besteht in der Tat der Verdacht, dass dies kein gewöhnlicher Junge ist. Es besteht der Verdacht, dass etwas an ihm anders ist.«
    »Anders? Und was fangen wir damit an?«, fragte der Wolf in Rot.
    »Du wirst damit gar nichts anfangen«, stellte der fette Wolf fest. »Es will ihn selbst sehen.«
    Der Wolf in Rot erhob sich und starrte die beiden anderen an. »W-was? Hier?«
    »Ja«, bestätigte der näselnde Wolf. »Es kommt. Jetzt.«
    »Lösch das verdammte Feuer«, grollte der fette Wolf, trat vor, sprang in den Orchestergraben und fing an, die Flammen auszutreten. Der Wolf in Rot beeilte sich, ihm zu helfen, obwohl er nun zitterte wie Espenlaub.
    George wich zurück. Er wusste nicht recht, was vor sich ging, aber er hatte eine Ahnung: Etwas, das höher stand als die Wölfe, hatte den

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