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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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unsichtbaren Feind erwürgen. Und in der Luft über ihm hing etwas, das äußerst seltsam aussah: dem Augenschein nach ein gewaltiger Knoten, gebunden aus den Überresten der Vorhänge, die sich überaus fest um etwas gewickelt hatten und noch immer versuchten, sich mit jeder Sekunde fester zuzuziehen wie eine Boa constrictor beim Erdrücken ihrer Beute. George konnte nicht recht erkennen, was in dem Knoten gefangen war, aber es sah aus wie eine finstere, bärenartige Kreatur mit zwei langen, spitzen Ohren, spindeldürren, aber sehnigen Gliedern und vielen, vielen Klauen. Es kämpfte mit aller Kraft gegen den Knoten aus Vorhangfetzen, doch seine Bemühungen halfen ihm wenig, denn die dunkelgrünen Stoffstreifen zogen sich nur noch enger zu.
    Das Licht erstarb wieder, aber der fette Wolf musste auch gesehen haben, was auf der Bühne geschah, denn vom Eingang her ertönte ein donnerndes »Nein!«, und etwas enorm Großes hüpfte heran. Dann aber hörte George jemanden rennen – auf zwei Beinen und menschlichen Füßen rennen –, und gleich darauf ertönte ein Geräusch, als würden zwei Körper in der Luft zusammenprallen. Der fette Wolf schrie vor Schmerzen und kreischte: »Was! Wer bist …« Doch hier endeten seine Worte, denn nun erklang eine Reihe harter, krachender Laute, und der Wolf fing an zu heulen und furchtbar zu schreien. Nach Georges Eindruck waren dies Schreie, die von schrecklicher Qual kündeten, und als der Blitz erneut aufflammte, reckte er den Kopf hoch, um nachzusehen.
    Sein Vater stand immer noch auf der Bühne und wies die Vorhänge an, den Wolf mit der näselnden Stimme zu würgen, doch auf dem Mittelgang stand Franny und rang mit etwas Großem, Dunklem. Zu Georges Erstaunen schien sie die Oberhand zu behalten. Ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck stiller Gleichmut, als sie ein um sich schlagendes Glied der gewaltigen, monströsen Kreatur ergriff und es langsam mit bloßen Händen zurückbog, bis eine Reihe von Knallgeräuschen irgendwo aus einem Gelenk ertönte und der fette Wolf einen neuerlichen Schwall an Schreien ausstieß. Ihre Hände rauchten, dort, wo sie ihn berührte, aber das schien sie nicht im Mindesten zu kümmern.
    Der Blitz erstarb wieder. George zog den Kopf ein und lauschte den beiden Kämpfen, die im Theater wüteten. Einer endete mit einem harten Knall und einem Seufzer, der andere, vermutlich der, den Harry auf der Bühne austrug, mit einem langgezogenen Winseln. Etwas rumste, und dann gab es für einen Moment nur noch Regen und Dunkelheit.
    Plötzlich flammte das Lagerfeuer auf. Silenus stand neben einem rauchenden Haufen grünen Samts auf der Bühne. Franny, die regungslos auf dem Mittelgang verharrte, konnte George kaum ausmachen. Er glaubte, die verdrehten Arme und Beine einer großen Kreatur hinter ihr liegen zu sehen, aber gleich darauf waren sie verschwunden, als wären sie mit den Schatten verschmolzen.
    »Du«, rief Silenus wütend und zeigte auf George. »Du hast uns verdammt noch mal eine Menge zu erklären.«
    George setzte sich auf und starrte die beiden an. »Wie … wie kommt ihr hierher? Wie habt ihr das gemacht? Was um alles in der Welt geht hier vor?«
    »Vergiss das alles«, sagte Silenus. »Warum hast du mir nie erzählt, dass du mit einem verfluchten Kardinal befreundet bist?«
    »Einem was?«
    Silenus’ Finger zeigte auf die eingestürzte Wand. Jemand kam durch die Öffnung, und als die Person ins Licht trat, sah George, dass es die Frau in Grün war. Sie lächelte ihm zu und begrüßte ihn: »Hallo, Junge.«
    Er glotzte sie an. Wieder kam ihm etwas an ihrem Gesicht vertraut vor. »Zephyros?«
    Sie nickte.
    »Aber … aber ich dachte, du wärst ein junges Mädchen?«
    »Die Zeiten haben sich geändert«, sagte sie. »Ich wachse immer näher an mein Gut heran, an meinen Zenith.«
    George starrte sie noch eine Weile tonlos an. Schließlich würgte er hervor: »Aber wie seid ihr alle hierhergekommen?«
    »Ich habe sie getragen«, erklärte sie. »Ich habe dich rufen gehört, aber obwohl ich in der Nähe war, war es, als würdest du aus einem tiefen Loch herausrufen. Ich habe mir dieses Gebäude angeschaut und gesehen, dass im Inneren etwas … vorging. Da war eine Öffnung in dem Gebäude, und etwas drang hindurch. Das schien meine Kräfte bei Weitem zu übersteigen, also habe ich stattdessen deine Familie gesucht.«
    »Und ich möchte nie wieder auf diese Art reisen«, knurrte Silenus. »Ich dachte, Züge wären verdammt schnell, aber damit lag ich

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