Silenus: Thriller (German Edition)
Zeit damit verbringen? Warum sollten wir uns nicht amüsieren und uns so vielen Vergnügungen wie möglich hingeben? Auch solchen, die normalerweise als … extrem gelten dürften.« Sie schniefte. »Hier entlang.«
George hinkte erneut hinterher, um noch einen Blick in den Festsaal zu werfen. An der Ecke des Tisches, die der Tür am nächsten war, lag ein Stapel von etwas, das aussah wie Ringe. Seiner Einschätzung nach waren sie zu klein, um an die Hände der Elfen zu passen, aber es sah aus, als würden sie an seine passen. Er fragte sich, was sie dort zu suchen hatten, aber dann rief ihn eine der Hofdamen, und er rannte hinter den anderen her.
Im nächsten Raum wurde ihnen gestattet, sich auf eigene Faust umzuschauen. George versuchte, in Colettes Nähe zu bleiben, aber Ofelias Hofdamen schafften es irgendwie ständig, sie zu trennen, und bald fand er sich auf der anderen Seite des Raums wieder. Ein Schatten fiel über ihn, und als er aufblickte, sah er Ofelia über sich aufragen.
»Ein wundervolles Werk, nicht wahr?«, fragte sie.
Er musterte das Gemälde, das vor ihm hing. Es zeigte einen Mann, der eine Frau neben einem stillen Gewässer gepackt hielt. Keiner der beiden sah besonders glücklich aus. »Schätzungsweise. Ich meine, ja, das ist es, Mylady.«
Er hörte nichts, als sie sich herabbeugte, doch plötzlich war das Gesicht der Dame direkt über seiner Schulter. »Du hast so hübsche Hände«, sagte sie.
»Ich habe was?«, fragte George.
»Zarte, weiche Hände. Rosige Hände. Künstlerhände. Ist das richtig? Bist du ein begabter Mensch?«
»Nun, manchmal glaube ich das gern«, sagte er.
Sie bewegte sich zu seiner anderen Schulter. »Oh, wie herrlich. Aber erfährst du auch Respekt für deine Begabungen, Junge? Irgendwie glaube ich, das tust du nicht. Anderenfalls wärest du nicht hier, noch dazu in solch erbärmlichem Zustand. Ich könnte ihn dir verschaffen, weißt du? Ich könnte dir Applaus schenken und Aufmerksamkeit und unendlich …«
Ihre Worte weckten Georges Eitelkeit. Die ganze Welt würde ihm Applaus schenken, das war eine Vorstellung, die er in vielen Nächten hegte. Aber noch während er darüber nachdachte, tobte sein Stolz zeternd aus seiner Höhle in seinem Hinterkopf hervor, und er sagte: »Nein, danke. Ich glaube, ich kann meinen Weg allein mit meinen Fähigkeiten machen.«
»Ah, aber etwas muss da doch sein, das ich dir geben kann«, überlegte sie. »Etwas muss da sein, das du nicht hast …« Sie bewegte sich wieder zu der ersten Schulter. »Oh, ich weiß … ich sehe, dass du sie beobachtest.«
»Dass ich wen beobachte?«, fragte George.
»Zier dich nicht«, sagte die Dame. »Du saugst jede ihrer Bewegungen in dich auf wie einen edlen Wein. Du begehrst sie. Du möchtest den Geschmack ihrer Lippen kosten, den Geschmack ihres Schweißes, nicht wahr?«
George schauderte. Er schaute zur Seite und sah, dass die beiden Hofdamen mit Colette in gleicher Weise verfuhren, sich über sie beugten und ihr ins Ohr flüsterten. »Das … das ist nicht Eure Angelegenheit.«
Sie lachte, ein hoch tönendes, klimperndes Lachen. »Ich kann sie dir verschaffen, weißt du? Ich kann meinen Atem über ihre Augen verströmen, auf dass sie nichts anderes mehr sehen wird als dich; ich kann zu ihren Armen flüstern, bis sie nichts mehr wollen als dich umschließen. Würde dir das gefallen? Es wäre ganz leicht …«
Er schluckte. Das Parfüm der Dame umwaberte seinen Kopf und machte ihm das Denken schwer. Noch immer quälte ihn, was er in der vergangenen Nacht herausgefunden hatte, und der Gedanke, sie in seine Arme zu schließen, war beinahe zu viel für ihn. Aber er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Nein? Warum nicht?«
»Weil sie dann nur … eine Marionette wäre. Eine Puppe. Es wäre nicht echt. Wir hätten sie nur als jemand verkleidet, der sie eigentlich nicht ist.«
Er hörte Stoff rascheln, und dann flüsterte die Dame an seinem anderen Ohr, doch nun klang ihre Stimme leiser und kälter und grausamer. »Aber ich weiß, wessen Samen noch frisch in ihrer Fotze ruht. Ich kann ihn dort riechen .«
»Oh Gott«, flüsterte George. Tränen schossen ihm in die Augen, und er schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht fair, nicht wahr?«, fragte die Dame. »Dass er sie bekommen soll. Dass er sie genießen soll. Hasst du ihn nicht dafür? Hasst du nicht die Vorstellung, wie er ihren Leib in seinen Armen hält?«
»Bitte, hört auf damit.«
»Ich kann ihm für dich wehtun«, lockte die
Weitere Kostenlose Bücher