Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
Vom Netzwerk:
ging so gebückt wie ein Krüppel, das Gesicht dem Boden zugewandt, aber fest entschlossen, noch ein paar Fuß mehr zu bewältigen. Der Elf streckte die Hand aus, hielt seinen Mantel fest und brachte ihn so sacht zum Stehen. Dann hob sich der Knüppel und sauste mit einem übelkeiterregenden Krachen herab auf Silenus’ Kopf. Er brach zusammen und blieb liegen. Er atmete kaum mehr. Colette ergriff Georges Hand. Beide waren überzeugt, dass er tot war.
    Doch dann, so unglaublich es auch schien, regte sich Silenus erneut und kroch, über und über mit Blut und Dreck beschmiert, auf Ofelia zu. Ofelia schüttelte den Kopf, als ärgerte sie sich über diesen letzten Ungehorsam.
    »Warum tut er das?«, fragte Colette. »Warum geht er weiter?«
    »Weil der letzte Gang alles ist, was ihm noch bleibt«, sagte George. Und als er es sagte, nahm Stanley sie beide fest in seine Arme, und es kümmerte George nicht, dass er ihn stärker an sich drückte als Colette.
    »Genug«, sagte die Dame.
    Der Elf, der den letzten Hieb ausgeteilt hatte, zog ein Messer hervor, griff mit der anderen Hand nach Silenus’ Haar und zog ihn hoch. Silenus’ gesundes Auge rollte aufwärts und musterte die Dame mit stechendem Blick, und die Hände an den gebrochenen Armen suchten am Boden nach einem Ansatzpunkt, der es ihm erlauben würde, sich weiter voranzuziehen. Doch da nahm der Elf das Messer, platzierte die Klinge sorgfältig auf der dem Messerarm abgewandten Seite seines Kiefers und zog sie über seine Kehle.
    Blut spritzte in erschreckender Menge hervor. Unter Schock heulten George und Colette auf, und Stanley fing an zu zittern. Der Elf ließ Silenus los, und er fiel zurück auf den Boden. Blut strömte aus der Wunde.
    Und doch, sogar in diesen letzten Momenten, in denen das Leben aus ihm heraussickerte und sich über den Boden ergoss, schaffte es Silenus irgendwie, sich auf einer Schulter abzustützen und auf die Knie zu stemmen, ganz so, als könnte er wahrhaftig noch einmal die Kraft finden, sich aufzurichten und einen weiteren Schritt hin zu seinem Ziel zu tun oder vielleicht auch zwei oder drei. Aber schließlich verließ ihn die Kraft. Er fiel voran und landete auf der Seite. Seine Arme und Beine zitterten, und sein Atem ging rasselnd. Ein paar Minuten später war er still.

30
     
    DAS LICHT
     
    Die Dame nickte. »Ein guter Tod. Nicht der beste, aber angemessen.«
    »Seid Ihr jetzt glücklich?«, fragte George wütend, während ihm die Tränen über das Gesicht liefen. »Freut Ihr Euch über das, was Ihr getan habt?«
    »Glücklich?«, wiederholte sie. »Ich war seit Hunderten von Jahren nicht glücklich. Ich begnüge mich mit Zufriedenheit. Und ja, ich bin zufrieden damit. Es war Zeit, dass eine seiner Betrügereien ihn einholt.« Sie winkte einigen ihrer Diener zu, und die versammelten sich um Harrys Leiche und trugen ihn in den Wald.
    »Was habt Ihr mit ihm vor?«, fragte George.
    »Er ist ein alter Knochen und vermutlich recht zäh«, sagte sie. »Ich nehme daher an, wir werden ihn in dem Wein aufweichen, den er so geliebt hat, ehe wir irgendwelche endgültigen Entscheidungen hinsichtlich der Zubereitung treffen.«
    »Gott«, keuchte Colette. »Ihr seid ein Volk von Ungeheuern .«
    »Die Zeit macht uns alle zu Ungeheuern, und wir haben eine Menge davon hinter uns gebracht«, sagte sie. Die weißen Masken schimmerten, bis der größte Teil des Heeres verschwunden war. Nur die Dame und einige Diener waren noch da.
    »Was habt Ihr mit uns vor?«, fragte George.
    »Mit euch?«, fragte sie. »Nichts habe ich mit euch vor. Ich habe geschworen, euch kein Leid zuzufügen. Und außerdem ist das nicht meine Entscheidung.«
    »Wessen dann?«
    Sie drehte sich um und musterte die Bäume, und ihre Spinnenfinger bewegten sich sinnierend, während sie wartete. »Ah!«, rief sie dann plötzlich. »Da sind sie.«
    Etwas regte sich unten an der Küste. Einige Leute kamen auf sie zu, aber sie bewegten sich langsam und plump, so, als würden ihre Beine nur eingeschränkt funktionieren. Als die Wasseroberfläche für einen Moment den Mondschein reflektierte, erhaschte George einen Blick auf ihre Gesichter und keuchte auf. »Oh nein.«
    »Was?«, fragte Colette. »Was ist los?« Und Stanley, der natürlich nicht schreiben konnte, solange er die Hände auf ihren Schultern hatte, schaute ihn forschend an.
    »Seht ihr sie denn nicht?«, sagte George. »Sie hat sie geradewegs zu uns zurückgeführt …«
    Die Gestalten scharten sich am Ufer und bildeten

Weitere Kostenlose Bücher