Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
Vom Netzwerk:
zum Vorschein, die aussah, als wäre sie gerade erst poliert worden, und ordnungsgemäß die Sekunden zählte. Wenn die Uhr die korrekte Zeit zeigte, dann war es kurz nach fünf Uhr morgens.
    »Die kenne ich«, stellte Silenus fest. »Das ist ein verdammtes Familienerbstück. Wo hast du sie her?«
    »Ich habe sie repariert«, sagte George und setzte sich etwas auf. »Jetzt läuft sie wieder. Zumindest für eine Weile.«
    Silenus packte George an den Schultern und hielt ihn aufrecht. »George, was ist passiert? Wo ist die Weise? Bitte, bitte sag mir nicht, sie ist mit Stanley verloren gegangen. Sag mir nicht, die Wölfe haben sie. Alles, nur das nicht, George.«
    »Er hat sie gerettet«, sagte George. »Er hat sie mir gegeben, bevor er gestorben ist.«
    » Du hast sie?«, fragte Silenus und seufzte erleichtert. »Gott sei Dank.«
    »Er hat sie weitergegeben«, fuhr George fort, drehte den Kopf zur Seite und betrachtete Stanley, der blass und ausgezehrt und regungslos neben ihm lag. »Vom Vater zum Sohn, so wie es immer war.«
    Silenus sah ihn mit unbehaglicher Miene an. »Dann … weißt du es?«
    »Er hat es mir erzählt, auf seine Art.«
    »Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll, George. Es tut mir leid. Aber wir konnten nicht anders.«
    George nickte.
    »Wir wollten es dir irgendwann erzählen, wenn wir zu der Ansicht gekommen wären, dass du bereit dafür bist. Es tut mir leid, dass du es so herausgefunden hast, kurz vor … vor seinem Tod. Er hat mir viel bedeutet, genau wie … wie er dir sicher viel bedeutet hätte. Es tut mir wirklich sehr leid, George. Aber was wirklich zählt, das ist, dass die Weise gerettet ist. Das ist es, was er gewollt hätte, denn ihr hat er sein ganzes Leben gewidmet, und …«
    »Ich habe die Weise nicht«, unterbrach ihn George.
    Silenus brach ab und starrte ihn an. Jegliche Farbe schwand aus seinem Gesicht. »Du … du was?«, stotterte er.
    »Ich habe sie nicht, Harry.
    »Aber er hat sie dir doch gegeben, nicht wahr?«
    »Ich habe sie benutzt«, sagte er. »Ich habe sie vollständig verbraucht, Harry. Ich hatte beinahe die ganze Weise, und als die Erste Finsternis gekommen ist, habe ich sie dazu benutzt … alles zu ändern.«
    Silenus fing an zu zittern. »Nein …«
    »Es tut mir leid, Harry.
    »Sie ist weg? Sie ist wirklich weg?«, fragte er.
    Wieder nickte George.
    »Nein. Das glaube ich nicht. Sie kann nicht weg sein«, sagte Silenus. »Du kannst sie nicht einfach weggeworfen haben! Wir hatten so viel davon! Wir hatten beinahe alles, George! Ich habe so hart gearbeitet, um das alles zu sammeln, und wir haben es beinahe geschafft!«
    »Wir hatten es geschafft, Harry«, sagte George. »Als Stanley sie mir übergeben hat, hatte ich fast alles. Fast die vollständige Weise.«
    »Wirklich?«, fragte Silenus. »Aber was hast du gesehen? Was hast du gesehen, als du alles hattest? Hast du ihn gesehen? Hast du den … den Schöpfer gesehen? Hast du irgendetwas gesehen? Kannst du mir wenigstens sagen, warum?«
    »Warum was?«
    »Warum was?«, brüllte Silenus. »Warum alles! Warum das alles?«
    George dachte darüber nach. Einige Male setzte er zum Sprechen an und brach dann doch jedes Mal wieder ab, weil er seiner eigenen Antwort nicht traute. Schließlich sagte er: »Ich kann es nicht sagen. Ich kann nicht sagen, was ich gesehen habe.«
    »Du weißt es also nicht?«, schrie Silenus. »Du weißt es nicht!«
    »Nein«, bestätigte George, und, seltsam, er lächelte, als würde ihn dieser Gedanke erfreuen. »Ich weiß es nicht, Harry. Ich werde es nie wissen.«
    Diese Antwort war Silenus kein Trost. Er schlug beide Hände an den Kopf und jammerte. Dann stand er auf, stolperte ein paar Schritte fort, setzte sich auf einen Stein und fing an zu weinen. Colette beobachtete ihn verstört, als George eine Hand auf ihren Arm legte.
    »Mir ist sehr kalt, Colette«, sagte er. »Und ich bin sehr müde.«
    Sie warf noch einen argwöhnischen Blick auf Harry, nickte aber dann. »Ich suche etwas Feuerholz. Es ist so nass hier, ich werde wohl eine Weile brauchen, um etwas zu finden.«
    »Das ist in Ordnung«, erwiderte George. »Danke.«
    Sie wandte sich zum Gehen, hielt dann aber noch einmal inne. »Was hast du getan, George?«, fragte sie. »Als die Erste Finsternis gekommen ist, was hast du da getan?«
    »Was denkst du, dass ich getan habe?«
    Sie sah sich in dem Tal um. Holte tief Luft. Die Luft war jetzt so viel reiner. »Du hast etwas verändert, nicht wahr? Alles fühlt sich so

Weitere Kostenlose Bücher