Silicon Jungle
Nummer, ging aber nicht ran. Stattdessen schrieb er ihr wieder eine SMS : Kann nicht reden. Ärger. Heimatschutz und FBI sind hier. Weiß nicht, warum. Treib Sebastin auf.
Diesmal kam eine SMS als Antwort: Schon unterwegs . Er hoffte, sie meinte, um Sebastin zu suchen, und nicht, unterwegs zu Ubatoo, um zu sehen, ob mit ihm alles in Ordnung war.
Zusammen mit den drei Männern in FBI -Jacken saß er vor Atiqs Büro, reglos, bis auf ein hektisch auf und ab wippendes Knie. Er bemerkte nicht einmal, dass alle übrigen Praktikanten die ganze Zeit zu ihm rüberschauten.
Molly hatte sofort GreeneSmart verlassen und sich auf den Weg zu den Büros der ACCL gemacht. Jetzt hastete sie durch die Eingangstür, während sie rasch eine SMS an Stephen schrieb: Bin bei ACCL.
Die Atmosphäre hier war anders, als sie erwartet hatte. Es herrschte absolute Stille. Kaum war sie im Foyer, wurde sie von einem Mann in FBI -Jacke zu einem Tisch geführt. Sie trug sich in eine Liste ein und wurde gebeten, sich zu den anderen Wartenden zu setzen, weil man ihr einige Fragen stellen wollte.
»Ich arbeite nicht hier. Ich möchte nur mit jemandem sprechen«, erklärte sie dem Mann hinter dem Tisch.
»Okay, Miss. Nehmen Sie bitte einen Moment Platz. Wir müssen Ihnen bloß ein paar Fragen stellen, und dann können Sie auch schon wieder gehen.«
Sie suchte sich einen Stuhl und fragte sich, wie lange die anderen Leute wohl schon hier warteten. Nach wenigen Minuten sprang sie wieder auf.
»Hören Sie, ich muss bloß rasch Sebastin etwas ausrichten, von meinem Freund. Ich weiß wirklich nicht, was hier los ist.«
Der Mann hinter dem Tisch musterte sie, ihre durchnässte GreeneSmart-Uniform, ihren grell orangeroten Rucksack, den sie über die Schulter geworfen hatte, und sagte: »Sebastins Büro ist den Flur runter auf der linken Seite. Ich glaube, seine Assistentin ist dort. Na, gehen Sie schon.«
Gedämpftes Protestgemurmel von den anderen Wartenden verfolgte sie, als sie loshastete, ehe der Mann es sich anders überlegen konnte. Sie eilte den Flur entlang, überflog die Namen auf den Plastikschildchen neben den Türen, bis sie Sebastins Büro fand. Eine Frau sah hilflos zu, wie zwei Männer den wahllos auf den Boden geworfenen Inhalt von Schreibtisch und Regalen durchwühlten.
»Ich will zu Sebastin«, sagte Molly, als sie das Büro betrat. Die beiden Männer verharrten und blickten auf.
»Er ist nicht da. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?«, fragte die Frau und kam rasch und trotzig zu ihr, froh, sich für einen Moment von dem Chaos ablenken zu können.
»Ich muss ihm was ausrichten. Wissen Sie, wann er wieder da ist?«
Die beiden Männer fixierten sie noch immer.
»Nein. Tut mir leid, keine Ahnung. Aber ich kann ihm gern etwas ausrichten.«
Molly überlegte, ob sie Sebastin eine schriftliche Nachricht hinterlassen sollte, vermutete aber, dass die beiden Männer sie ohnehin lesen würden. In bemüht ruhigem Tonfall sagte sie: »Bestellen Sie ihm bitte, er soll Stephen anrufen, sobald er zurück ist. Er wartet auf seinen Anruf.«
»Stephen wer?«, fragte die Frau. Molly schrieb seinen Namen auf. Die Frau zeigte keine Reaktion.
»Hat er Stephens Nummer?«, fragte die Frau.
»Ich denke ja. Aber ich schreib Sie sicherheitshalber dazu.« Obwohl Molly wusste, dass es unklug war, senkte sie die Stimme und sprach weiter. »Ich heiße Molly Byrne. Ich war gestern Abend bei einem Ihrer Treffen. Im Parkstone Way.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bekam sie einen trockenen Mund, und das Rauschen in ihren Ohren übertönte alles andere.
Die Stimme der Frau riss sie zurück in die Wirklichkeit.
»Tut mir leid. Davon weiß ich nichts. Aber es klingt ein bisschen merkwürdig. Wir veranstalten keine Treffen im Parkstone Way.«
Molly beäugte die beiden Männer, die sich jetzt die restlichen Akten auf dem Boden vornahmen.
»Was sagten Sie noch mal, woher Sie und Stephen Sebastin kennen?«
Sie musste einen klaren Kopf behalten.
»Wir haben Sebastin auf einem Vortrag kennengelernt, den er über die ACCL gehalten hat.« Sie hoffte, dass Sebastin auch tatsächlich Vorträge hielt.
»Okay. Ich seh zu, dass er Ihren Zettel bekommt, das heißt, falls von seinem Büro noch was übrig ist, wenn die beiden damit fertig sind«, sagte sie laut in Richtung der Männer hinter ihr.
Molly ging zurück ins Foyer, wo noch immer dieselben Personen auf denselben Stühlen warteten. Sie passierte den Tisch, wo sie sich zuvor in die Liste
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