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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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plötzlich klar wurde, dass er kaum mehr über die ACCL wusste, kam Stephen sich lächerlich vor. Also legte er nach.
    »Und außerdem haben Sie mir gesagt, dass ich das machen soll.«
    Wieder erstarben für einen Moment alle Geräusche im Raum.
    »Was reden Sie denn da?«, schrie Atiq ihn an.
    »Auf der Party, nachdem wir die Zusage für unsere Sommerpraktika bekommen hatten, da haben Sie gesagt, ich soll ihm alle Daten geben, die er haben will.«
    Die beiden anderen Männer merkten auf. Genau so etwas hatten sie hören wollen.
    »So etwas würde ich nie im Leben sagen!«, entfuhr es Atiq. »Außerdem, was immer ich Ihrer Meinung nach auch gesagt haben soll, Sie hätten es besser wissen müssen. So blöd kann doch keiner sein. Sie können nicht einfach jedem, der fragt, Informationen geben. Das, das ist einfach irrsinnig. Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?«
    Stephen nahm auf seinem Stuhl Haltung an. »Ich hab sonst niemandem Informationen gegeben. Keiner von den Werbekunden, mit denen ich gearbeitet habe, hat so etwas bekommen. Aber, Atiq, auf der Party haben Sie Sebastin doch sogar das ›moralische Gewissen von Silicon Valley‹ genannt. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Vergessen Sie die Party, Stephen. Sie hätten es besser wissen müssen. Ich bin diesem Sebastin auf der Party wahrscheinlich erst das zweite Mal begegnet. Ich kann mich kaum an ihn erinnern. Er war bloß einer von Hunderten Werbekunden, die wir zu der Party eingeladen hatten. Himmelherrgott, Stephen.«
    »Ich dachte, es wäre in Ordnung. Sie haben so begeistert über ihn gesprochen und mich speziell gebeten, ihm zu helfen. Daran müssen Sie sich doch erinnern, oder? Und dann, als ich gesehen hab, wofür sich die ACCL einsetzt, ergab das alles einen Sinn.«
    »Es war eine Party , Stephen. Ich hab über alle und mit allen, die da waren, begeistert gesprochen. Es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass alle Leute auf der Party mich mögen, Ubatoo mögen und weiter ihr Geld bei uns ausgeben wollen. Das ist unser Geschäft, Stephen. Was hätte ich denn sonst sagen sollen?«
    Stephen hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihm wegrutschte.
    »Dann ist Sebastin kein Bekannter von Ihnen? Und er hat nicht mit Ihnen am Telefon über dieses Projekt gesprochen?«
    »Nein. Ich hab seit der Party nichts mehr von ihm gehört. Anscheinend sind Sie der Einzige, der mit ihm gesprochen hat. Aber selbst wenn ich ihn kennen würde, Stephen, ich hätte ihm niemals die Informationen gegeben, die er von Ihnen bekommen hat, nicht mal, wenn er mein eigen Fleisch und Blut wäre.«
    »Was haben Sie ihm sonst noch gegeben?«, fragte Rajive.
    »Ich hab ihm nur die Listen gegeben, die ich Ihnen vorhin gezeigt habe. Ich hab ihm keinen Code oder so gegeben. Er kann diese Ergebnisse nicht selbst generieren. Er hat nur die Listen.« Stephen war nicht sicher, ob das für irgendwen außer ihm ein Trost war.
    »Ich möchte, dass Sie sich das hier ansehen«, sagte Rajive und rief auf Atiqs Computer einige Dateien auf. »Das hier sind sämtliche Anfragen, die Sie in den letzten drei Monaten an Ubatoos Datenbanken gerichtet haben. Atiq hat sie für mich aufgerufen, ehe Sie reingekommen sind, und wir haben versucht, die Größenordnung dessen zu verstehen, was Sie gemacht haben. Gehen Sie diese Liste ganz genau durch. Das ist alles Ihre Arbeit, richtig?«
    Jede Anfrage, die Stephen für Werbekunden, für die ACCL oder auch nur aus persönlicher Neugier an eine von Ubatoos Datensammlungen geschickt hatte, war hier verzeichnet. Obwohl ihm das eigentlich hätte klar sein müssen, hatte er nicht gewusst, dass alles protokolliert und gespeichert wurde. Jede Informationsanfrage, die er in den letzten Monaten an Ubatoos Wolke gestellt hatte – es war alles da, von seinem ersten Tag an, als er Diätpillen verkauft hatte, bis zu seiner Arbeit an JENNY , seiner Arbeit für Sebastin und auch seinem eigenen Projekt.
    Er scrollte die Seite herunter.
    »Da sind auch Sachen dabei, an die ich mich nicht erinnere, aber ja, das ist alles von mir.«
    »Sie erwähnten eben Treffen mit den Personen auf der Liste. Was wissen Sie darüber?«, fragte Alan.
    Stephen bekam die Frage zunächst gar nicht mit. Das Rauschen in seinem Kopf übertönte alles.
    »Wo ist Sebastin?«, murmelte er schließlich leise.
    Aber Alan wiederholte bloß seine Frage.

EINE FESTE STELLE
    11. August 2009.
     
    Stephen und Atiq wurden getrennt voneinander zu einem unscheinbaren Bürogebäude gebracht, vierzig Autominuten

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