Silicon Jungle
zum Kinn hing, käsig weiße Haut, den Elan von Faultieren nach einer Überdosis Beruhigungsmittel und die Fantasie von leeren Pappkartons. Als Rajive und Alan an dem Morgen im kalifornischen FBI -Büro eintrafen, war das diensttuende Team entweder nicht vertraut mit dem Begriff Vorbereitung oder, was wahrscheinlicher war, absichtlich schwer von Begriff – sie waren daran gewöhnt, dass das FBI ihnen ständig Steine in den Weg legte.
Doch Alan und Rajive hatten keine Zeit zu verlieren. Niemand wusste, über welche Informationen Sebastin verfügte. Bekannt war nur, dass etliche Personen auf seiner Liste kontaktiert worden waren, Personen, die als höchst suspekt galten. Die undichte Stelle war bereits aktiv. Es musste unverzüglich gehandelt werden.
Zu allem Übel hatte sich ihr Besuch im ACCL -Büro als absolut nutzlos erwiesen. Sebastin war nicht da, und von den anderen wusste keiner, wo er steckte und wann er zurückkam. Die Sekretärin zeigte ihnen bereitwillig seine Termine der letzten paar Monate. Es fand sich kein Hinweis auf irgendeinen Zusammenhang mit Ubatoo. Zumindest auf den ersten Blick bestätigte das Rajives Vermutung – Sebastin hatte niemanden bei der ACCL in die Sache eingeweiht.
Jede weitere Minute bei der ACCL wäre Zeitverschwendung gewesen. Die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer, die von Rajive und Alan fast zwei Stunden in Beschlag genommen worden waren, konnten lediglich davon ausgehen, dass etwas Gravierendes passiert war – irgendetwas, das mit Sebastin zu tun haben musste, da sich die meisten Agenten in seinem Büro aufhielten. Alles darüber hinaus war für sie ein Rätsel.
Bei Ubatoo wurden Rajive und Alan an den Touristenattraktionen vorbei durch die gepflegte Anlage zu Gebäude 11 geführt. Am Eingang warteten bereits drei FBI -Agenten auf sie. Die Empfangssekretärin führte die fünf zu Atiqs Assistentin Becky, die Rajive und Alan in Atiqs Büro begleitete. Die drei Agenten blieben draußen vor der Tür und versuchten erfolglos, sich unsichtbar zu machen.
Als Rajive und Alan hereinkamen, saß Atiq an seinem Schreibtisch und tippte eilig etwas vor sich hin. Es wurmte Alan gehörig, dass Atiq nicht unverzüglich seine Arbeit oder was immer er da machte unterbrach und aufstand, um sie zu begrüßen. Er hatte sich aus Respekt sehr darum bemüht, kein Aufsehen zu erregen, und sich an das übliche Besuchsprotokoll bei Ubatoo gehalten. Offenbar hatte er damit ein falsches Signal gesetzt und musste nun seine Autorität wieder geltend machen.
Als Becky sich zur Tür wandte und fragte, ob sie etwas zu trinken bringen sollte, blickte Atiq endlich auf und wollte höflich ablehnen, doch Alan kam ihm zuvor.
»Kaffee jetzt. In einer Stunde einen kleinen Lunch. Sagen Sie Professor Asads Termine für den Rest des Tages bitte ab.«
Becky warf Atiq einen besorgten Blick zu. Er hatte noch kein Wort gesagt.
»Ich trinke meinen Kaffee heiß, ohne Milch, viel Zucker«, sagte Alan, als er sah, dass Becky sich nicht von der Stelle rührte. Als sie sich wieder in Bewegung setzte, sagte Alan: »Rajive, möchten Sie irgendwas?«
»Nein, danke«, erwiderte der etwas zu höflich für Alans Geschmack.
Obwohl Rajive seit Tagen dachte, den Namen Atiq Asad schon einmal irgendwo gelesen zu haben, konnte er sich noch immer nicht erinnern, wo. Als er die Bücher auf Atiqs Regalen sah, fiel der Groschen. Informatikkurs 457 an der University of North Dakota, Einführung in die Kommerzielle Datensammlung – vom Design von Webshops über Onlinewerbung bis hin zur Datenanalyse. Zwei Tage lang hatten sie damals einen von Professor Asads Aufsätzen diskutiert.
Atiq wurde allmählich wütend und versuchte angestrengt, ruhig zu bleiben. Er würde sich später, wenn diese Leute gegangen waren, ausgiebig bei Becky entschuldigen.
»Schön. Danke, Becky«, sagte Alan und drehte Becky den Rücken zu.
»Becky, eins noch.« Alan hatte extra gewartet, bis sie die Tür fast hinter sich geschlossen hatte, so dass er fast brüllen musste. »Sagen Sie Stephen Thorpe, er soll sich für ein Gespräch bereit halten. Ich will, dass er draußen vor diesem Büro wartet, bis wir so weit sind.«
»Moment mal …«, setzte Atiq an und stand auf.
»Professor Asad«, fiel Rajive ihm rasch, aber leise ins Wort. »Es wäre klug, wenn Sie uns machen lassen. Das hier ist keine Schlacht, die Sie gewinnen können.«
Atiq starrte Rajive an und sagte nichts mehr. Alan wartete, bis Becky die Tür ganz zugezogen hatte, und sprach
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