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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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eingetragen hatte.
    »Bleiben Sie doch bitte noch ein paar Minuten, Miss, ja? Wir haben noch ein paar Fragen an Sie«, rief ihr jemand laut hinterher.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich um. Sie wollte schon erwidern, sie müsse zurück zur Arbeit, oder einfach behaupten, sie müsse ihr Kind aus dem Kindergarten abholen, doch stattdessen sagte sie nichts. Sie nahm wieder auf demselben Stuhl Platz, von dem sie einige Minuten zuvor aufgestanden war.
    Als sie sicher war, dass niemand mehr Notiz von ihr nahm, öffnete sie ihren Rucksack und tippte rasch eine SMS an Stephen. FBI hier. Sebastin nicht da. Ich soll noch befragt werden. Alles in Ordnung?
    Ehe sie eine Antwort bekam, merkte sie, dass der Mann hinter dem Tisch sie anstarrte. Sie steckte ihr Handy weg, stellte den Rucksack ab und rührte sich nicht. Und auch ihr Handy blieb stumm.
    Der Mann hatte gelogen – es dauerte nicht nur ein paar Minuten. Erst Stunden später wurde sie zur Befragung noch einmal in Sebastins Büro gerufen. Die lange Wartezeit hatte ihr reichlich Gelegenheit geboten, die Gedanken schweifen zu lassen. Wie viele Leute auf EasternDiscussions hatten wohl schon Ähnliches erlebt? Sie ließ die Erfahrungen, von denen auf ihrer Website berichtet worden war, Revue passieren und merkte, dass die Empörung in ihr wuchs. Sahim würde heute Abend allerhand zu erzählen haben.
    Die beiden Männer waren aus Sebastins Büro verschwunden. Stattdessen warteten dort zwei Frauen auf sie, die aussahen wie Zwillinge. Keine Höflichkeitsfloskeln, sie kamen gleich zur Sache. Eine der beiden hatte den Zettel mit Stephens Namen und Nummer in der Hand. Aber die andere stellte die erste Frage.
    »Stephen Thorpe ist Ihr Freund?«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde sie überwältigt von dem Geräusch, das ihr Herz machte, als alles Blut rasch nach unten sackte.

WAS ICH DIESEN SOMMER GETAN HABE
    11. August 2009.
     
    Stephen konnte sich nicht vorstellen, dass es jenseits der Tür noch schlimmer sein könnte. Xiao, der vor Atiqs Büro auf und ab tigerte, drohte jeden Augenblick zu explodieren. Die Tür, die immer noch von den drei FBI -Leuten bewacht wurde, hatte sich seit seiner Ankunft vor drei Stunden nur ein einziges Mal geöffnet, als Becky den bestellten Lunch gebracht hatte. Die Anspannung war kaum auszuhalten.
    »Sie sind Stephen, richtig?«, fragte Xiao, als er ihn schließlich doch zur Kenntnis nahm.
    »Ja, Sir.«
    »Haben Sie schon mit denen gesprochen?«
    »Nein. Ich warte noch darauf, dass sie mich reinrufen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, worum es geht?«
    Stephen hatte vorher noch nie mit Xiao gesprochen – wie die meisten Leute bei Ubatoo. Unter anderen Umständen hätte er sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen und ihm alles über die Arbeit für die ACCL erzählt. Aber die Umstände waren nun mal keine anderen.
    Also antwortete er schlicht: »Nein, Sir.«
    »Sie haben wirklich gar keine Ahnung?«, fragte Xiao gereizt.
    »Nein, Sir.« Noch während Stephen das sagte, wusste er, dass Xiao sich eines Tages an diese Lüge erinnern würde.
    Xiao blickte ihn noch eine Sekunde an. In diesem Moment wurde die Tür zu Atiqs Büro geöffnet. Xiao stürzte hinein, ehe jemand herauskommen konnte, und knallte sie hinter sich zu.
    Keine Minute später bugsierte Rajive Xiao wieder aus dem Büro und rief verärgert Stephens Namen. Stephen erhob sich taumelnd von seinem Stuhl. Vom stundenlangen Sitzen war ihm ein Bein eingeschlafen. Er humpelte ins Büro und warf Becky einen letzten verzweifelten Blick zu, bevor sie leise die Tür hinter ihm schloss.
     
     
    Stephen setzte sich auf den freien Platz an einem kleinen Konferenztisch.
    »Wissen Sie, warum Sie hier sind?«, fragte Alan.
    »Ich denke ja«, erwiderte Stephen.
    »Erzählen Sie uns doch für den Anfang, woran Sie in letzter Zeit gearbeitet haben? Ich glaube, das würden wir alle gerne hören.«
    »Wie tief stecke ich in Schwierigkeiten?«
    »Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
    Stephen wusste nicht genau, wo er anfangen sollte. Er ging davon aus, dass Alan und Rajive, da sie ja hier waren, wahrscheinlich schon mehr darüber wussten, womit er sich befasste, als Atiq.
    »Ich habe ein Tool erstellt, das unseren Usern ermöglicht rauszufinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie auf der Watch List einer Sicherheitsbehörde landen.«
    Stille machte sich im Raum breit. Alle Blicke richteten sich auf ihn, doch keiner ließ erkennen, ob das die Information war, die sie hören

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