Silicon Jungle
dann weiter.
»Können Sie sich denken, warum wir hier sind, Professor Asad?«
»Nein. Natürlich nicht«, sagte Atiq gereizt.
»Wir verdächtigen Sie, Informationen – Informationen über potenziell suspekte Personen – an Terrorgruppen geliefert zu haben.«
Atiq stand wie erstarrt da und brachte kein Wort heraus.
»Es wäre das Beste für Sie, Ihre Familie und für Ubatoo, wenn Sie mit uns kooperieren, damit wir die Angelegenheit schnell klären können.«
Atiqs Gedanken überschlugen sich. Seine Welt schaltete auf Zeitlupe um. Er sah Alan nun genauer an, bemerkte die Pistole. Seine Wut schlug in Furcht um. Dann blickte er Rajive an, der seine Jacke so weit nach hinten geschoben hatte, dass auch seine Pistole zu sehen war. Ein unwillkürliches Beben durchlief Atiqs Körper. Seine Handflächen waren schweißnass, und seine Beine würden sein Gewicht nicht mehr lange halten können.
»Wer sind Sie?«, stammelte er so kleinlaut, dass er seine eigene Stimme nicht wiedererkannte.
Fast gleichzeitig zogen beide Männer ihre Dienstmarken heraus. Atiq trat langsam näher und inspizierte sie, konnte aber nicht scharf sehen.
Sowohl Alan als auch Rajive hatten das heftige Zittern bemerkt, die verschwitzten Hände und das Schnappen nach Luft, als er versucht hatte, zu sprechen.
»Nehmen Sie doch wieder Platz, Professor Asad«, schlug Rajive mit fester Stimme vor. »Wir werden noch eine ganze Weile hier sein.«
Alan konnte kaum ein Lächeln unterdrücken.
ICH BIN EIN HERZSCHLAG
11. August 2009.
Als Alan Becky angebrüllt hatte, sie solle Stephen holen, hatte er keine Ahnung gehabt, dass der keine zehn Schritte von Atiqs Büro entfernt an seinem Schreibtisch saß. Stephen hatte das Gebrüll und die allgemeine Unruhe mitbekommen. Ebenso wie die übrigen Praktikanten und gut ein Dutzend anderer Mitarbeiter, einschließlich William und Aarti, die aus ihren Büros kamen, um nach dem Rechten zu sehen.
Andrew sprach Stephen als Erster an.
»Was ist los? Sind die wirklich vom FBI ?«
»Ich hab keinen Schimmer, was die wollen«, erwiderte Stephen leise.
»Die drei hier draußen sind vom FBI . Bei dem, der gebrüllt hat, bin ich mir aber nicht sicher«, meldete Kohan sich zu Wort. Er hatte die fünf beobachtet, seit sie hereingekommen waren.
Stephen drehte sich nicht nach Kohan um. Er ging direkt zu Becky. Sie zog ihn beiseite, noch ehe er an ihrem Schreibtisch angelangt war.
»Was geht da drin vor, Becky?«
»Kommen Sie.« Becky ging los in Richtung Cafeteria, um den Kaffee zu holen. »Ich glaube, die beiden sind vom Heimatschutz oder so. Ich hab keine Ahnung, was die hier wollen. Mehr hab ich vom Empfang nicht erfahren, bevor sie hergebracht wurden. Ich hab erst gedacht, sie wären wegen einer von den üblichen Sitzungen zur Informationserfassung hier oder vielleicht, um eine Zusammenarbeit vorzuschlagen. Aber es scheint was viel Ernsteres zu sein. Es klang, als würde Atiq in Schwierigkeiten stecken.«
»Wissen Sie, was für Schwierigkeiten?«
»Nein. Ich wollte eigentlich Sie fragen, ob Sie wissen, was los ist«, erwiderte Becky. »Sie wollen auch mit Ihnen sprechen, wissen Sie.«
»Hab ich gehört.«
»Haben Sie eine Ahnung, worum es gehen könnte?«, fragte sie wieder.
»Nein, wirklich nicht«, war alles, was Stephen herausbekam.
»Hmm. Ich ruf besser Xiaos Assistentin an, ob sie weiß, was los ist. Und falls sie nichts weiß, sollte Xiao ohnehin informiert werden.« Becky klappte ihr Handy auf, drückte eine Kurzwahltaste und redete gleich drauflos.
Stephen folgte ihr schweigend.
»Xiao kommt auch her«, sagte sie schließlich.
»Was denken Sie, was ich machen sollte?«, fragte Stephen.
»Wie meinen Sie das? Ich denke, Sie sollten vor Atiqs Büro warten, bis man Sie reinruft. Wollen Sie sich nicht auch einen Kaffee mitnehmen, wo wir schon hier sind?«
»Nein.«
Sie gingen zurück zu Atiqs Büro, und Becky brachte Alan den Kaffee hinein. Durch den Türspalt trafen sich Stephens und Alans Blicke. In den wenigen Sekunden spürte und hörte Stephen nur das panische Pumpen seines Herzens. Dann schloss sich die Tür, und er blickte in Beckys besorgtes Gesicht.
Er schickte eine SMS an Sebastin, bekam aber keine Antwort. Er rief ihn an. Wieder ohne Erfolg.
Panik setzte ein. Er schickte eine SMS an Molly: Dringend. Fahr zur ACCL und mach Sebastin ausfindig. Sag ihm, er soll zu Ubatoo kommen. Dringend.
Einen Moment später klingelte sein Handy. Alle drehten sich zu ihm um. Er sah im Display Mollys
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