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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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KL -61 einkaufen und Produkte von KL -61 auswählen. Kabel- und Satellitenprovider geben uns Auskunft über die Zuschauer der Fernsehsendungen von KL -19. KL -89 ist an die Telefongesellschaften gegangen. KL-83 haben wir an …«
    »Sie haben Partner für alle 119 KL s?«
    » TIPS! «, entfuhr es Rajive. »Nennen wir das System doch TIPS – Terroristen-Identitäts-Profiling-System.«
    »Schön. Meinetwegen«, erwiderte Alan verärgert, nahm sich aber einen Moment Zeit, den Namen zu notieren. »Also«, setzte er erneut an, »haben Sie Kontakte für alle KL s?«
    »Nein, nicht für alle. Die Daten, die übers Internet laufen, sind extrem schwierig zu bekommen. Da sind wir noch überwiegend auf unsere eigene Überwachung angewiesen. Bis auf eine Hand voll kleinerer Firmen, die sich im Gegenzug ein paar Gefälligkeiten von uns erhoffen, weigern sich Internet-Unternehmen, Informationen rauszurücken.«
    »Und, wie wollen Sie das Problem lösen?«
    »Wir haben ein paar Mittelsmänner engagiert, die Kontakte zu Unternehmen herstellen sollen, zu denen wir keinen Zugang haben. Die üblichen Leute eben.«
    »Haben die damit schon angefangen?«
    »Natürlich.«
    »Na gut. Nehmen Sie sie aber genau unter die Lupe.«
    Wie weise und klug – genau deshalb sind Sie der Boss , lag es Rajive auf der Zunge. Stattdessen erwiderte er: »Gute Idee. Danke.«
     
     
    Als das NCTC nach diskreten patriotischen Kontakten im Silicon Valley suchte, die für die Beschaffung trivialer Daten eine – gemessen am Budget – stattliche Summe erhalten würden, kam Sebastins Name ins Spiel.
    Die Übernahme von iJenix durch Mahabishi Keiretsu war durch Cory Waxman vermittelt worden. Cory arbeitete für einen Risikokapitalfonds, der Unternehmen finanzierte, um sie anschließend in die zahlreichen Washingtoner Sicherheitsbehörden zu integrieren. An iJenix war aber niemand in Washington interessiert gewesen, so dass die Firma an die Japaner gegangen war. Cory hatte mitbekommen, dass Sebastin bei dem Deal wesentlich schlechter abgeschnitten hatte als die anderen Firmengründer. Sie gab seinen Namen an Rajive weiter, der gleich das Potenzial, jemanden bei der ACCL zu haben, erkannte. Der Ruf der gemeinnützigen Organisation als lautstarke und hippe Wohltätigkeitsvereinigung könnte nützlich sein, um IT -Freaks im Silicon Valley für sich dienstbar zu machen.
    Sebastin war dazu ausgesucht worden, sich um die Bücherliste KL -72 B zu kümmern. Das Anhängsel B bedeutete, dass die Liste verschlüsselt worden war. So enthielt sie zwar an die sechzig Titel, die sich unmissverständlich mit bestimmten Themen beschäftigten – Terrorismus, Naher Osten und Islamstudien, nationale Sicherheit und Extremismus –, aber eben auch neunhundert andere Titel. Rajive hatte dafür einfach Amazon.com nach Büchern durchforstet, die den erforderlichen Kriterien entsprachen – nicht zu populär, ein breites Themenspektrum und ohne Bezug zum fraglichen Thema.
    Die Verschlüsselung hatte bei Sebastin gut funktioniert. Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, sich die Titel genauer anzusehen. Bis Stephen ins Spiel kam.
    Als das NCTC beschloss, externe Quellen zu nutzen, wurde natürlich auch die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass jemand von außen die Verschlüsselung durchschaute. Doch ging man davon aus, dass niemand über die nötigen Ressourcen verfügte, um das ganze Potenzial der Listen aufzudecken. Niemand hatte damit gerechnet, dass ein übermotivierter Praktikant mit Zugang zu gigantischen Datenmengen und ebenso gigantischer Rechnerleistung, der seinem Auftraggeber imponieren wollte, weit über das erwartete Ziel hinausschießen würde.

WENN ES REGNET
    11. August 2009.
     
    »Ich hasse Kalifornien«, knurrte Alan an diesem Tag mehr als einmal vor sich hin.
    Es würde kein schöner Tag werden. Es kam nicht oft vor, dass Rajive und Alan nach Kalifornien flogen, und so hofften sie wenigstens auf gutes Wetter. Doch es war eine Unwetterwarnung ausgegeben worden. Kalifornier verstanden darunter ein schweres Gewitter, bei dem sie sich nicht vor die Tür wagten. Besucher aus anderen Teilen des Landes stellten sich nach so einer Warnung auf einen tristen Tag mit ununterbrochenem, lästigem Sprühregen ein.
    Doch nicht nur das Wetter war schuld an Rajives und Alans schlechter Stimmung. Schuld waren auch die beiden zwillingsgleichen Einsatzleiterinnen vom FBI, die sich um ihren Fall kümmern sollten. Sie hatten kurzes, schmutzig blondes Haar, das ihnen schlaff bis

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