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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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Ratte, die einen Krümel gefunden hatte. Metall brach, wenn
man es bog, das wusste Juliette, man musste nur lang genug durchhalten.
    Schweißperlen
bildeten sich auf ihrer Stirn und tropften ihr von der Nase, das Visier
beschlug. Und trotzdem zog und drückte Juliette, vor und zurück, sie wurde
immer verzweifelter …
    Das Rohr brach, ganz
überraschend. Durch den Helm hörte sie nur ein fernes »Plopp«, und dann war das
lange, hohle Metallstück ab. Ein Ende war verdreht und verdrückt, das andere
Ende heil und rund. Sie steckte das Rohr durch das Rad, ließ es ein möglichst
langes Stück an einer Seite hervorgucken, gerade so, dass es nicht an die Wand
stieß, und stützte sich mit beiden Händen auf. Sie rutschte Stück für Stück ans
Ende des Rohrs, das sich ein bisschen bog, und fürchtete, es könnte in zwei
Teile brechen, bevor die Tür sich bewegte.
    Als sie am Ende des
Rohrs angekommen war, den längsten Hebel ansetzen konnte, warf sie ihr Gewicht
mit aller Kraft darauf – und fluchte, als das Rohr brach. Es schepperte laut,
kaum gedämpft durch ihren Anzug, und dann fiel sie auf den Boden und landete
schmerzhaft auf dem Ellbogen.
    Das Rohr lag unter
ihr und bohrte sich in ihre Rippen. Juliette schnappte nach Luft. Schweiß
tropfte ihr ans Visier und verschmierte die Sicht. Sie stand auf und stellte
fest, dass das Rohr gar nicht gebrochen war. Kurz dachte sie, es sei aus dem
Rad gerutscht, aber es steckte immer noch zwischen den Speichen fest.
    Ungläubig und
aufgeregt zog sie das Rohr an der anderen Seite heraus. Sie legte die Hände um
die Speichen und lehnte sich zur Seite.
    Und das Rad.
    Es drehte sich.

37. KAPITEL
    »Denn bei der Hitze tobt das tolle Blut.«
    Walker
ging bis ans Ende des Ganges, dann musste er die schützende Enge des Korridors
verlassen und betrat die große Eingangshalle der Mechanik. Der Raum, sah er,
war voller junger Schatten, die in Grüppchen beieinanderstanden und tuschelten.
An einer Wand hockten drei Jungen und warfen Steine um Wertmarken. Aus dem
Speisesaal drang Stimmengewirr in die Halle herüber. Die Erwachsenen hatten die
jungen Leute hinausgeschickt, um in Ruhe reden zu können. Walker holte tief
Luft und eilte durch den offenen Raum, er konzentrierte sich auf jeden Schritt,
setzte einen Fuß vor den anderen, jedes Stückchen Boden wollte erobert werden.
    Nach einer Ewigkeit
erreichte er die Wand auf der anderen Seite und legte erleichtert die Arme an
die Stahlplatten. Hinter ihm lachten die Schatten, aber er hatte zu viel Angst,
um sich noch einmal umzusehen. Er rutschte an dem vernieteten Stahl entlang,
griff nach dem Rand der Tür zum Speisesaal und zog sich hinein. Die
Erleichterung war ungeheuer. Auch wenn der Speisesaal immer noch wesentlich
größer war als seine Werkstatt, war er zumindest voller Möbel und Leute, die er
kannte. Mit dem Rücken zur Wand, die Schulter an der offenen Tür, konnte er
sich fast einbilden, der Raum sei nicht allzu groß. Er ließ sich zu Boden
gleiten und ruhte sich aus. Die Frauen und Männer der Mechanik diskutierten,
ihre Stimmen hoben und senkten sich, erregt, wetteifernd.
    »Inzwischen dürfte sie
eh keine Luft mehr haben«, sagte Rick.
    »Das weiß man
nicht«, sagte Shirly. Sie stand auf einem Stuhl, um mit den anderen zumindest
auf Augenhöhe zu sein. Sie blickte in die Runde. »Wir wissen nicht, was an dem
Anzug inzwischen alles verbessert worden ist.«
    »Ja, weil sie es uns
nicht sagen!«
    »Vielleicht ist es
ja auch gar nicht mehr so schlimm draußen.«
    Es wurde still. Alle
warteten, ob derjenige, der das gesagt hatte, es noch einmal sagen und aus der
Anonymität auftauchen würde. Zwei Reinigungen so kurz hintereinander ließen die
üblichen Tabus ins Wanken geraten. Die Schatten waren weggeschickt worden. Die
Erwachsenen fühlten sich sicher und frei genug, um die verbotenen Gedanken
endlich einmal auszusprechen.
    »Und wenn es wirklich besser geworden ist?«, fragte jemand.
    »In den letzten zwei
Wochen? Ich sag’s euch, Leute, es sind die Anzüge. Sie haben das mit den
Anzügen endlich hinbekommen!« Marck aus der Raffinerie sah die anderen wütend
an. »Da bin ich mir ganz sicher. Es gibt endlich vernünftige Anzüge, und jetzt
haben wir alle eine Chance!«
    »Eine Chance auf
was?«, grollte Knox. Der Chef der Mechanik saß an einem Tisch und rührte mit
dem Löffel in seiner Frühstücksschüssel. »Eine Chance, noch mehr Leute
rauszuschicken und so lange über die Hügel spazieren zu lassen, bis sie

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