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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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sie und rieb mit dem Finger darüber.
    »Es ist echt«, sagte er. »Ein Bild. Eine Fotografie.«
    Juliette staunte
über das grüne Feld und den blauen Himmel, Farben, die sie an die falschen
Bilder erinnerten, die sie im Visier des Helms gesehen hatte. Sie fragte sich,
ob die Bilder hier auch gelogen waren. Es sah überhaupt nicht aus wie die
verschwommenen Fotos, die sie kannte.
    »Diese Gebäude«, er
zeigte auf etwas, das aussah wie große weiße Dosen auf der Erde, »das sind die
oberirdischen Silos. Darin wird das Getreide für schlechte Zeiten aufbewahrt.
So lange, bis die Zeiten wieder besser werden.«
    Er schaute zu ihr
auf. Sie saßen nicht weit voneinander entfernt, Juliette und er. Sie sah die
Falten um seine Augen und sah, wie sehr der Bart sein wahres Alter verdeckte.
    »Ich verstehe nicht
ganz, worauf du hinauswillst.«
    Er zeigte auf sie.
Und auf sich. »Wir sind die Saat«, sagte er. »Und das hier ist ein Silo. Wir
sind hier für schlechte Zeiten eingelagert.«
    »Von wem? Wer hat
uns hier reingesteckt? Und was für schlechte Zeiten?«
    Er zuckte mit den
Schultern. »Aber das funktioniert nicht. Man kann den Samen nicht so lange
lagern. Nicht in dieser ständigen Dunkelheit. Geht nicht.«
    Er sah von dem Buch
auf und biss sich auf die Lippe, er hatte Tränen in den Augen. »Die Saat wird
zwar nicht verrückt«, sagte er. »Die Saat hat schlechte Tage und jede Menge
gute, aber verrückt wird sie trotzdem nicht. Aber wenn man sie zu lange lagert,
zu lange allein lässt, egal, dann tut die Saat irgendwann, was sie eben tut,
wenn man sich nicht darum kümmert.«
    Er hielt inne.
Klappte das Buch zu und drückte es sich an die Brust. Juliette sah ihn vor- und
zurückwippen, nur ein kleines bisschen.
    »Was tut die Saat
denn, wenn man sich nicht darum kümmert?«, fragte sie.
    Er runzelte die
Stirn.
    »Wir verrotten«,
sagte er. »Wir alle. Wir verrotten so durch und durch, dass uns keine Frucht
mehr wächst.« Er blinzelte und sah zu ihr auf. »Es wächst keine Frucht.«

49. KAPITEL
    »Und
hättet Ihr die Stärke
    Von
zwanzigen, es hülf Euch gleich davon.«
    Das
Schlimmste war das Warten. Wer konnte, schlief. Die meisten alberten jedoch
nervös hinter den Lagerregalen in der Versorgung herum. Knox sah immer wieder
auf die Uhr an der Wand und stellte sich vor, wie die anderen gerade durch den
Silo hinaufstiegen. Jetzt, da seine Leute bewaffnet waren, hoffte er vor allem
auf eine friedliche Machtübernahme. Er hoffte, sie würden ihre Antworten
bekommen, herausfinden, was in der IT vor sich ging, bei diesen geheimniskrämerischen Arschlöchern, und
vielleicht Jules rehabilitieren. Aber er wusste auch, dass Schlimmeres
passieren konnte.
    Er sah es in Marcks
Gesicht, daran, wie der Schichtführer zu Shirly hinübersah. Dem Mann stand die
Sorge ins Gesicht geschrieben.
    Knox zückte sein
Multitool und überprüfte die Klinge. Als er es wieder wegsteckte, kam einer der
Schatten der Versorgung hinter den Regalen hervor und meldete Besuch an.
    »Welche Farbe?«,
fragte Shirly.
    Das junge Mädchen
zeigte auf Knox. »Blau. Wie ihr.«
    Knox strich dem
Mädchen über den Kopf und schlüpfte zwischen die Regale. Das war ein gutes
Zeichen. Die Nachhut aus der Mechanik war früher da als gedacht. Er ging zum
Tresen, während Marck die anderen zusammentrommelte und aufweckte. Die Gewehre
klapperten.
    Als Knox den Tresen
umrundete, sah er Pieter durch die Eingangstür kommen – die beiden
Versorgungsleute, die dort Wache standen, ließen ihn durch.
    Pieter lächelte, als
er und Knox sich die Hände schüttelten. Die Mitarbeiter von Pieters Raffinerie
kamen hinter ihm herein, sie hatten ihre schwarzen Overalls durch
unauffälligere blaue ersetzt.
    »Wie läuft’s?«,
fragte Knox.
    »Die Treppe brummt«,
sagte Pieter. Er holte tief Luft, und Knox stellte sich vor, in welchem Tempo
sie marschiert sein mussten, um so viel früher anzukommen.
    »Dann sind alle
unterwegs?« Er und Pieter traten zur Seite, als ihre beiden Gruppen sich
vermischten und die Leute aus der Versorgung sich vorstellten oder diejenigen
begrüßten, die sie schon kannten.
    Er nickte. »Die
Letzten müssten in einer halben Stunde hier sein. Wobei ich fürchte, dass der
Tratsch der Träger noch schneller vorankommt als wir.«
    »Haben wir Verdacht
erregt?«, fragte Knox.
    »Es gab unten beim
Markt einen kleinen Zusammenstoß. Sie wollten wissen, was los ist, und Georgie
ist patzig geworden. Ich dachte schon, es gibt eine Schlägerei.«
    »Gott, und

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