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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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haben dafür gesorgt, dass diese Männer unter allen
Umständen den Mund halten würden – indem sie sie umgebracht haben.«
    »Ihre eigenen
Leute?« Lukas schielte in das Zimmer mit den Büchern und überlegte, in welchem
Schuber wohl diese Geschichte aufbewahrt wurde.
    »Es ist nicht wider
unsere Natur, zu töten, um ein Geheimnis zu wahren.« Bernards Gesicht wurde
hart, als er das sagte. »Eines Tages, wenn du den Posten des Mayors übernimmst,
wird auch das Töten zu deinen Aufgaben gehören.«
    Lukas fuhr ein
stechender Schmerz in den Bauch, als ihm diese Wahrheit zum ersten Mal bewusst
wurde. Langsam dämmerte ihm, wofür er sich in Wirklichkeit hatte anheuern
lassen. Menschen in Notwehr zu erschießen schien dagegen noch eine
rechtschaffene Angelegenheit zu sein.
    »Nicht wir haben
diese Welt erschaffen, Lukas, aber wir müssen dafür sorgen, dass wir darin
überleben können. Das musst du begreifen.«
    »Dass uns das
Schicksal irgendwo hinverpflanzt hat, können wir nicht mehr ändern«, flüsterte
Lukas. »Aber wir können dort immer aus eigener Kraft entscheiden, was wir tun
wollen.«
    »Kluge Worte.«
    »Den Eindruck habe
ich langsam auch.«
    Bernard schob seine
Brille hoch und ging zu Lukas, er tätschelte ihm die Schulter. »Ich bin stolz
auf dich, Junge. Du nimmst das sehr viel besser auf, als mir das je gelungen
ist. Jetzt erhol dich. Morgen geht der Unterricht weiter.« Er eilte zum
Studierzimmer, zum Flur, zur Leiter.
    Lukas nickte und
blieb schweigend sitzen. Er wartete, bis Bernard weg war und das ferne Schlagen
von Stahl auf Stahl ihm sagte, dass die Luke wieder geschlossen war. Dann ging
er ins Studierzimmer und sah sich die große Schautafel an, auf der bereits
einige Silos durchgestrichen waren. Er blickte auf das Dach von Silo 1 und
fragte sich, wer heute wohl die Kontrolle über dieses Wahnsinnsprojekt hatte.
Er fragte sich, ob diese Leute sich bewusst waren, dass ihnen alles, was sie
taten, aufgezwungen worden war, dass sie nicht wirklich dafür verantwortlich
waren, sondern lediglich bei etwas mitspielten, das ihnen hinterlassen worden
war.
    Wer zum Teufel waren
diese Leute? Konnte er sich vorstellen, selbst einer von ihnen zu sein?
    Und warum konnte
Bernard nicht sehen, dass zumindest er längst dazugehörte?

71. KAPITEL
    Silo
18
    Die
Tür zum Generatorenraum schlug hinter Shirly zu und dämpfte das Geräusch der
Schüsse zu einem fernen Hämmern. Mit schmerzenden Beinen rannte sie zum
Kontrollraum, die Fragen ihrer Freunde und Kollegen, die wissen wollten, was
draußen los sei, beachtete sie nicht. Die meisten kauerten an den Wänden und
duckten sich hinter dem Geländer vor den lauten Explosionen und dem immer
wieder einsetzenden Gewehrfeuer. Kurz vor dem Kontrollraum sah Shirly, dass
einige Arbeiter von der zweiten Schicht auf dem Hauptgenerator standen und mit
den massiven Abgasrohren der summenden Maschine hantierten.
    »Ich hab’s!«,
keuchte sie und schlug die Tür zu. Courtnee und Walker sahen vom Boden auf.
Courtnees ungläubiger Blick verriet Shirly, dass sie etwas verpasst hatte.
    Sie gab Walker die
beiden Sender. »Weiß sie Bescheid, Walk?«
    »Wie ist das
möglich?«, fragte Courtnee. »Wie hat sie überlebt? Und was ist mit deinem
Gesicht passiert?«
    Shirly berührte ihre
Lippe und ihr wundes Kinn. Als sie ihre Finger besah, waren sie voller Blut.
Mit dem Ärmel ihres Unterhemds tupfte sie ihren Mund ab.
    »Wenn das hier
funktioniert«, sagte Walker und fummelte bereits an einem der Sender herum,
»dann können wir Jules gleich persönlich fragen.«
    Shirly drehte sich
um und sah durch das Beobachtungsfenster in der Tür des Kontrollraumes. Sie
senkte den Arm. »Was machen Karl und die anderen mit dem Abgasrohr?«
    »Sie haben vor, es
zu verlegen«, sagte Courtnee. Sie stand vom Boden auf, während Walker zum
Lötkolben griff. Der Geruch erinnerte an seine Werkstatt. Er klagte über seine
Augen, als Courtnee sich neben Shirly an die Tür stellte.
    »Wohin verlegen?«
    »In die IT. Das hat jedenfalls Heline gesagt. Die Kühlrohre für
die Server verlaufen hier unter der Decke, bevor sie im Hauptschacht münden und
nach oben geführt werden. Jemand hat den Verlauf auf einem Schaltplan entdeckt
und gedacht, das wäre noch eine Möglichkeit, wie wir sie von hier unten
bekämpfen können.«
    »Wir wollen sie mit
unseren Abgasen ausräuchern?« Shirly gefiel der Plan nicht. Sie fragte sich,
was Knox gesagt hätte, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Die einfachen

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