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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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viel
für ihn gewesen. Wenn er die donnernden Monster dort unten mit seinen leisen
Servern verglich, dann wollte er nie wieder weg aus der IT!
    Bernard wischte sich
den Schweiß von der Stirn und schmierte ihn ans Hinterteil seines Overalls. Der
Gedanke an diese Frau, die ihn erst bestohlen hatte und dann von Jahns dafür
mit dem höchsten Ordnungsamt belohnt worden war, diese Frau, die es nun gewagt
hatte, die Reinigung zu verweigern, die einfach geflüchtet war …, allein der
Gedanke an diese Person trieb seine Körpertemperatur weiter in die Höhe.
    Am Ende der
Serverreihe zwängte er sich zwischen das letzte Gerät und die Rückwand des
Raums. Der Schlüssel, den er an einer Schnur um den Hals trug, glitt in die
geölten Schlösser des Gehäuses. In jedem drehte er den Schlüssel einmal herum,
er sagte sich wieder und wieder, dass Juliette nicht weit gekommen sein konnte.
Wirklich große Probleme sollte ihm das Ganze eigentlich nicht bereiten. Das
Timing sollte grundsätzlich unfehlbar sein. Das Timing war immer unfehlbar
gewesen.
    Die Rückwand des
Servers löste sich, das Innere der schwarzen Box war weitgehend leer. Bernard
steckte den Schlüssel wieder in seinen Overallausschnitt und stellte das
schwarze Stahlpaneel zur Seite. Im Bauch des Servers war eine Stofftasche
befestigt. Er fasste hinein und zog ein Headset aus Plastik heraus, setzte es
auf, stellte das Mikro ein und entrollte das Kabel.
    Er würde die
Situation unter Kontrolle bekommen, sagte er sich. Er war der Leiter der IT. Er war Mayor. Die Leute mochten Kontinuität und
Sicherheit, und er würde ihnen weiterhin die passenden Illusionen vorgaukeln.
Wer sollte sich ihm entgegenstellen, wenn er erst einmal beide Ämter innehatte?
Wer wäre besser dafür qualifiziert als er? Er würde alles erklären, alles würde
in Ordnung kommen.
    Dennoch hatte er
Angst wie nie zuvor, als er die richtige Buchse fand und das Kabel
hineinsteckte. Im Kopfhörer hörte er sofort ein Piepsen, die Verbindung wurde
automatisch hergestellt.
    Er würde die IT auch aus der Ferne überwachen können, würde auch als
Mayor sicherstellen, dass ein Vorfall wie dieser sich niemals wiederholte.
Alles war unter Kontrolle, sagte er sich, als er ein Knacken im Kopfhörer hörte
und das Piepsen verstummte. Er wusste, jemand hatte den Hörer abgenommen, auch
wenn die andere Seite es nicht für nötig hielt, Bernard in irgendeiner Form zu
grüßen. Er spürte, dass das Schweigen nichts Gutes verhieß.
    Auch Bernard
verzichtete auf alle Formalitäten. Er kam gleich zur Sache.
    »Silo 1? Hier Silo 18.« Er leckte sich den Schweiß von den Lippen und stellte das Mikro neu ein.
Er hatte plötzlich feuchte, kalte Hände und musste dringend pinkeln.
    »Wir haben hier
möglicherweise … ein … ein kleines Problem …«



31. KAPITEL
    »Die tragische Geschichte von Romeus und Juliette«
    Der
Marsch war lang und für ihr kindliches Gemüt noch länger. Auch wenn Juliette
nur wenige Stufen selbst gegangen war, fühlte es sich an, als wären sie und
ihre Eltern schon seit Wochen auf Reisen.
    Sie ritt auf den
Schultern ihres Vaters, hielt sich an seinem Kinn fest und hatte die Beine um
seinen Hals geschlungen. So weit oben saß sie, dass sie den Kopf einziehen
musste, um nicht an die Treppenstufen über ihr zu stoßen. Sie konnte die
Schritte der fremden Stiefel über sich hören, der Roststaub rieselte ihr in die
Augen.
    Juliette blinzelte
und vergrub das Gesicht im Haar ihres Vaters. So aufgeregt sie auch war, das
gleichmäßige Auf und Ab seiner Schultern machte es ihr unmöglich, noch länger
wach zu bleiben. Als ihm der Rücken wehtat, ließ sie sich für ein paar
Stockwerke auf der Hüfte ihrer Mutter tragen, die Hände hinter ihrem Hals
verschränkt, Juliette schlummerte mit hängendem Kopf.
    Sie mochte die
Geräusche des Reisens, die Schritte und die rhythmisch singenden Sätze ihrer
Eltern, die sich über Erwachsenendinge unterhielten, die vertrauten Stimmen,
die in ihr Bewusstsein drangen und sich dann wieder entfernten.
    Die Erinnerungen
verschwammen zu einem Nebel. Sie wachte auf, weil hinter einer geöffneten Tür
Schweine quiekten, registrierte so halb einen Garten, den ihre Eltern
besichtigten, und wurde ganz wach, als etwas süß duftete und sie eine Mahlzeit
zu sich nahmen – Mittag- oder Abendessen, sie war sich nicht sicher. In dieser
Nacht rührte sie sich kaum, nachdem sie aus den Armen ihres Vaters in ein
dunkles Bett geglitten war. Am nächsten Morgen wachte sie

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