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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Ende.«
    Wie meint er das?, dachte Plotek und trat einen Schritt auf Wehrli zu. Der nahm die Waffe plötzlich von seinem Kopf und zielte nun auf Plotek.
    »Nein, tun Sie es nicht!«, schrie Agnes entsetzt auf.
    »Bitte, nein!«, schrie auch Vinzi.
    Nur Plotek schrie nicht, sondern sah direkt in den Lauf der Waffe. Ein kleiner schwarzer Punkt blickte ihn an.
    Wenn aus diesem Punkt jetzt gleich eine Kugel kommt, ist es aus mit mir, dachte Plotek seltsam nüchtern. Aus, für immer. Er lächelte jetzt. Auch Dr. Wehrli lächelte. Plötzlich riss er die Waffe weg von Plotek und legte sie erneut an seine eigene Schläfe. Noch ehe irgendjemand etwas sagen konnte, drückte er ab. Blut spritzte, Hirn verteilte sich im Sand. Der tote Körper fiel wie in Zeitlupe zurück auf den Sandhaufen. Dann war Ruhe. Alle starrten auf den toten Dr. Wehrli, als würde er gleich wieder aufstehen und sagen: »War ein Scherz!«, und: »Tut mir leid wegen dem Schreck!«
    Er stand nicht auf. Lange sagte niemand etwas. Bis es plötzlich von hoch oben durch die Luft hallte: »He, hallo, wäre es vielleicht möglich, dass ihr mich wieder herunterholt?«
    Es war Klemens, der die ganze Zeit über im Rollstuhl am Kran gehangen hatte. Musste also Vinzi wieder die Leiter zum Führerhaus hinaufklettern, während Agnes mit ihrem Handy die Frischknecht verständigte.
    Nicht viel später traf die Hauptkommissarin mit ihren Kollegen und großem Brimborium am Tatort ein. Soll heißen: Blaulicht, Reifenquietschen, Martinshorn, Hektik und alles. Zum zweiten Mal sah die Hauptkommissarin nicht frisch wie aus dem Ei gepellt aus, sondern wie direkt aus dem Bett. Ungeschminkt, verschlafen, zerknittert und mit heraushängender Bluse über der Hose. Einerseits wirkte sie erleichtert, auch froh. Andererseits war sie sauer, dass ihr von dem ermittelnden Quartett, bestehend aus Agnes, Plotek, Vinzi und Klemens, nicht Bescheid gesagt worden war.
    »Das haben Sie nicht für nötig erachtet, was?« Die Hauptkommissarin sagte es in schnippischem Ton.
    »Nö, wir dachten …« Vinzi konnte es nicht aussprechen, da die Frischknecht noch schnippischer dazwischenging.
    »Die bescheuerte Frischknecht vermasselt uns nur alles, was?«
»So kann man das nicht sagen«, druckste Vinzi herum. »Aber wir dachten, es ist vielleicht besser, wenn wir das alleine … wenn wir das durchziehen, verstehen Sie?«
    Keine Spur von Verständnis. Was ja auch kein Wunder war. Würde es zur Regel, dass jeder Laie auf eigene Faust ermittelt, wäre sie bald arbeitslos.
    »Wir waren uns ja auch nicht sicher, ob der Wehrli nun tatsächlich hinter den ganzen Morden steckt …« Es war Klemens, der jetzt das Wort ergriff und wie ein Buch auf die Hauptkommissarin einredete.
    Komisch, dachte Plotek. Ohne dass auch nur ein Schimpfwort das Gesagte verunstaltete, sprudelten die Worte aus ihm heraus. Ob es noch immer die Wirkung des THC war? Eher nicht, da er ja, noch bevor Wehrli die Spieluhr um seinen Hals gelegt hatte, völlig verseucht von Schimpfwörtern jeglicher Art gewesen war. Da war kein Satz ohne ordinäres Beiwerk über seine Lippen gekommen. Und jetzt jeder. Er sah zu Vinzi. Der nickte wissend.
    Vielleicht hatte die Strangulation dem Tourette den G araus gemacht, überlegte Plotek, während er die Schulter n hob und Vinzi einen fragenden Blick zuwarf. Dann war der mordende Doktor schließlich doch noch zu etwas gut.
    »Das war ja auch nicht ganz ungefährlich, müssen Sie wissen«, sagte Klemens noch immer schimpfwortfrei und zeigte stolz den roten Strich um seinen Hals her. »Das war Millimeterarbeit, da ging es um Sekunden. So was lässt sich natürlich nur mit einem raffinierten Plan verwirklichen, der bis in die kleinsten Details ausgearbeitet ist, verstehen Sie?!«
    Vera Frischknecht sah Klemens an, als wäre auch ihr völlig unklar, wie dieser schielende Elvis-Imitator, der noch vor ein paar Tagen mit Fäkalausdrücken um sich schmiss wie andere mit Schneebällen, so fehlerfrei und locker vor sich hin quasseln konnte. Hilfe suchend sah sie zu Vinzi und Plotek. Was aber Klemens nicht von seinem Redefluss abhalten konnte.
    »Sie können sich vorstellen, dass das kein Zuckerschlecken war. Das war hundertprozentiger Einsatz im Dienst der Verbrechensaufklärung. Von allen hier.« Er zeigte mit einer weit ausholenden Handbewegung um sich und präsentierte gleichzeitig wieder seine Wunde am Hals.
    Worauf will der hinaus?, dachte Plotek. Auch die anderen schienen Ähnliches zu denken.
    So lange, bis

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