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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Stiefel in Empfang und packte ihn in eine durchsichtige Plastikhülle.
    »Eine Frage hätte ich da noch«, sagte Vinzi, als Vera Frischknecht die drei in Richtung Auto passieren wollte.
    »Sie sind ja schlimmer als die Polizei.« Sie lachte ihr attraktives Schweizer Zahnpastalachen. »Das gefällt mir. Also, schießen Sie los.«
    »Wie kommen die Stiefel in den See?« Vinzi formulierte es wie die Eine-Million-Euro-Frage bei Wer wird Millionär? .
    »Hineingeworfen«, sagte die Hauptkommissarin lapidar, als wäre das keine ernstzunehmende Frage, weder für eine Million noch für sonst was. Für sie schien das das Normalste von der Welt zu sein.
    »Von wem?«
    »Womöglich vom Opfer selbst.« Ebenso normal. Für die Hauptkommissarin. Für Vinzi ganz und gar nicht. Auch Plotek und Klemens schüttelten den Kopf.
    »Verstehe!« Vinzi nickte und gab jetzt den amüsierten Moderator. »Zuerst schmeißt er seine sündteuren Stiefel in den See. Dann geht er zum Strangulieren in den Wald. In Strümpfen. Ist ja gleich um die Ecke, soll heißen: gut eine halbe Stunde von hier. Dort zieht er sich dann nackt aus. Die Kleider vergräbt er im Waldboden. Oder vielleicht isst er sie auch auf. Das klingt einleuchtend, ja, doch, sehr!« Vinzi hörte sich belustigt an.
    Zum ersten Mal sah auch die Hauptkommissarin aus, als hätte sie Zweifel an der von ihr krampfhaft vertretenen Version eines Freitods.
    »Da hätte er sich doch gleich am See strangulieren können, oder?«, mischte sich Plotek ein.
    »Ganz davon abgesehen … Sacklecker … dass es keinen Grund gibt, seine sündteuren Cowboystiefel im See zu vers enken … Vollspacker, Schlüpferküsser«, sagte Klemens mi t nachlassender THC -Wirkung. »Das macht man … Stinkgesicht, Hobelschlunze … einfach nicht.«
    »Auch nicht, wenn man sich kurz danach umbringt?«, fragte die Hauptkommissarin, jetzt wieder überzeugter als eben gerade.
    »Auch dann nicht.« Plotek sah zu Klemens. »Nicht jemand mit solchen Cowboystiefeln, stimmt’s, Klemens?«
    »Scheiße, Brunzkachel … ja!«
    Die ständige Fahrerei von Chur nach Sils Maria und zurück war für die Hauptkommissarin nun hinfällig, den Lawinen sei Dank. Sie quartierte sich kurzerhand im Hotel Zentral ein, um vor Ort nicht nur die Ermittlungen zum abgestürzten Asiaten aufzunehmen, sondern auch, um die neuen Spuren vom toten Elvis im Wald näher unter die Lupe zu nehmen.
    Mitten in Sils Maria und schräg gegenüber vom Andrea-Robbi-Museum gab es einen kleinen Laden, in dem Anglerbedarf angeboten wurde. Zumindest konnte man an den im Schaufenster ausgestellten Haken, Ruten und Rollen darauf schließen. Plotek benötigte Köder. Richtige Köder, damit nicht Stiefel, sondern endlich Fische anbeißen würden. Die wiederum brauchte er für sein Selbstwertgefühl und um sich gegen die ständigen Sticheleien von Vinzi zu wehren, der felsenfest behauptete, die Fische hätten längst gespürt, dass Plotek kein wirkliches Interesse an ihnen hatte, sondern nur ein elendiger Therapiefischer war. Von so einem würden die sich auf keinen Fall an den Haken nehmen lassen.
    Also betrat Plotek, von einem rustikalen Glöckchen akustisch begleitet, das Fachgeschäft. Das aber auf den zweiten Blick sofort seine Eindeutigkeit verlor. Ein paar Angeln, Köder, Schnüre und so weiter lagen da auch he rum, ja. Aber der Laden war eindeutig umfunktioniert wo rden: Das war ein Ramschladen für Elvis-Devotionalien. Das Merchandising-Hauptquartier von Beat Zuberbühler.
    »Wenn die Fans zum Contest kommen, geht das weg wie geschnitten Brot«, sagte Agatha, die Plotek keineswegs hinter dem Tresen erwartet hatte. Er war erstaunt, auch irritiert.
    Agatha schien selbst nicht an das Gesagte zu glauben und fügte schnell hinzu: »Sagt Beat. Dann ist das hier eine Goldgrube.«
    »Eine Geldvermehrungsmaschine«, sagte Plotek, der sich wieder ein bisschen gefangen hatte. Den ironischen Unterton konnte er nicht ganz verbergen. Der schien aber Agatha nicht aufzufallen.
    »Beat hatte schon immer ein Händchen dafür.« Sie rieb die Finger aneinander.
    Also nicht nur für schöne Frauen, dachte Plotek, auch fürs Ökonomische.
    »Wie lange kennst du ihn eigentlich schon?«
    »Noch nicht so lange.« Sie strahlte entweder wie frisch verliebt oder wie ziemlich bescheuert. Was auf den ersten Blick eine frappierende Ähnlichkeit aufweist.
    »Es war Liebe auf den ersten Blick.«
    Wenn der mal nicht schielt, dachte Plotek.
    »Wir wussten von Anfang an, dass wir füreinander

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