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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Schimpfwortgestammel.
    »Außerdem wurden alle auf die gleiche Art und Weise ermordet.« Plotek entdeckte die Lust an Algebra.
    »Mit einer Spieluhr erdrosselt«, legte Vinzi nach.
    »Mit Schubert in den Tod musiziert.« Die beiden waren immer engagierter und schaukelten sich gegenseitig hoch. Nur Klemens hinkte beim heiteren Nachhilfeunterricht hinterher.
    »Daraus leitet sich die Frage ab«, sagte Agnes und schaute dabei Klemens fragend an, als wollte sie auch ihm auf die Sprünge helfen: »Warum hat der Mörder sich darauf spezialisiert, Elvisse mit dem Gentleman -Rasierwasser durch Spieluhren mit dem Wiegenlied von Schubert zu ermorden?«
    »Das ist … Analpriester, Genitalkasper, Rotzschleuder … die Frage!«
    »Ich schätze mal, dass er ein großes Problem mit ihnen hat«, sagte Agnes noch immer mit strengem Blick zu Klemens.
    »Was? Aber, aber, ich, ich, aber … Kacknudel, Bumsfritte, Arsch, Titten!«
    »Nicht mit Ihnen persönlich«, versuchte Agnes Klemens’ Panikschub zu dämpfen. »Sondern generell. Ein sehr großes sogar.«
    »Was?«, fragte nun auch Plotek, der nicht mehr folgen konnte.
    »Problem!«, mischte sich Vinzi ein und formulierte noch einmal für alle zum Mitschreiben: »Der Mörder hat ein sehr großes Problem mit den Elvissen.«
    »Verdammt … Arschpopper … warum das denn?«
    Agnes hob die Schultern und sagte: »Tja, das frage ich mich auch. Woran liegt das?«
    Alle vier dachten nun wieder nach. Ihre Stirnen zeugten von der Anstrengung.
    »An Elvis«, sagte Vinzi, wie man »An Gott!« sagt.
    »An Schubert vielleicht«, schlug Plotek vor.
    »Oder am … Wichsgriffel, Putenhorst … Rasierwasser«, schwenkte jetzt auch Klemens auf das gemeinsame Lernen ein. Vermutlich war ihm das harmlose Rasierwasser als Ursache für die Mordserie am liebsten, weil er es selbst nicht benutzte.
    »An der Kindheit.« Agnes brachte eine Unbekannte mehr in die Gleichung.
    »Hä?« Schon waren die Pennäler verwirrt und aus der Bahn geworfen. Plotek und Vinzi schauten, wie man schaut , wenn man leicht überfordert ist. Und Klemens so, als ob das Leichte schwer wäre.
    »Die meisten Probleme, die Erwachsene haben, sind irgendwie mit der Kindheit verbunden, nicht wahr?!« Mehr Feststellung als Frage. Ihre Stimme klang jetzt noch oberlehrerhafter.
    Da hat Agnes auch wieder recht, dachte Plotek. Zumindest, was ihn selbst betraf. Schon war er in der eigenen Kindheit angelangt. Soll heißen: Schwäbische Alb, Ostalb, Lauterbach. Landwirtschaft, Bauernhof, Pfarrer Thanwälder. Vater, Mutter, Bruder, Hund, Katze, Maus. Da hätte es auch einiges aufzuarbeiten gegeben. Vielleicht nicht gerade mit Spieluhren, Rasierwässerchen und dergleichen – aber immerhin.
    »Vielleicht ist der Mörder aber auch raffinierter, als wir denken. Vielleicht bezieht er in seinen Plan das, was wir glauben, mit ein. Vielleicht bedenkt er all das, was wir auch bedenken, zieht die Schlüsse daraus und reagiert genau so, wie von ihm erwartet wird.«
    »Wie meinst du das?« Jetzt blickten die Nachhilfeschüler gar nicht mehr durch.
    Bloß gut, dass sie in Agnes so eine sensible Lehrerin hatten.
    »Vielleicht ist es gar kein Psychopath, wie wir meinen«, sagte die. »Vielleicht liegt die Ursache auch nicht in der Vergangenheit. Vielleicht hat es gar nichts mit den Elvissen zu tun, auch nicht mit Gentleman und Schubert.«
    »Vielleicht, vielleicht … Pimmelgesicht, Rotzknödel … vielleicht … womit … Arschritze, Rosettenprinz … dann?«
    Auch Plotek konnte sich nicht vorstellen, dass die Ursache für die Morde ganz woanders liegen könnte.
    »Vielleicht hat er nur einen Hass auf Touristen. Vielleicht will er sein Sils Maria so haben, wie es früher war, ohne die Fremden, die in seiner Heimat und somit auf seinen Nerven herumtrampeln. Vielleicht haben sich die Opfer ganz zufällig ergeben. Am falschen Ort zur falschen Zeit. Die Absicht ist allerdings klar: Angst und Schrecken verbreiten, bis sich niemand mehr hierhertraut«, sagte Agnes.
    »Jäggi?«, kam aus dem Mund der drei Zuhörer. Synchron, als würde diese Täterbeschreibung nur auf den Dorfpolizisten zutreffen. Agnes hob die Schultern.
    »Warum eigentlich der Täter , männlich,und nicht die Täterin ?«, fragte Plotek. »Könnte es nicht auch eine Frau sein?«
    »Klar könnte es eine Frau sein«, sagte Agnes, die Frauen schon immer dasselbe zugetraut hatte wie Männern. »Obwohl?« Dennoch schien sie in diesem Fall Bedenken zu haben. »Das Strangulieren des Kleinwüchsigen ist

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