Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
Gabriel ihr den Knebel herausgezogen, begann Maata auch schon zu sprechen. Ich verstand sie nicht, da sie offensichtlich in ihrer Muttersprache redete, die eine eigenartig schöne Klangfarbe hatte. Als sie auch die Arme frei hatte, setzte sie sich auf, sah mich und wechselte sofort zu Englisch.
»Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor ihr uns findet, aber es hat doch ein bisschen länger gedauert, als ich gehofft habe. Entschuldigt mich!« Sie stürzte zu einer Tür, die vom Schlafzimmer abging.
Gabriel befreite auch Tipene von seinen Fesseln. Der Leibwächter sprang sofort auf und wandte sich mit wütender Miene an seinen Wyvern.
»Wir haben versagt, Gabriel. Ich werde sofort von meinem Posten zurücktreten.«
Gabriel grinste bloß und umarmte den anderen Mann. »Jetzt ist nicht die Zeit für albernes Geschwätz. Wir müssen Kostya finden.«
»Kostya? Ist er hier?« Tipene runzelte verwirrt die Stirn.
»Dann seid ihr nicht von Kostya gekidnappt worden?«, fragte ich.
Tipene schüttelte den Kopf. »Nein, es waren die beiden anderen, die Ouroboros, die uns in Griechenland entführt haben. Sie haben uns mit Tabletten betäubt.«
Man hörte ihm seine Wut deutlich an.
»Mehrmals«, sagte Maata, die gerade aus dem Badezimmer kam. Tipene warf Gabriel einen Blick zu.
Er nickte, und der Leibwächter rannte ebenfalls ins Badezimmer.
»Wie lange waren wir weg?«, fragte Maata.
»Vier Tage.«
Sie fluchte. »Wir waren die ganze Zeit über betäubt.«
»Du hast keine Ahnung, wie lange ihr schon hier in Paris seid?«, fragte ich Maata.
»Ich wusste noch nicht einmal, dass wir überhaupt in Paris waren, bis ich unten auf der Straße ein Radio gehört habe. Wir sind vor etwa sechs Stunden aufgewacht, und ich habe mir langsam Sorgen gemacht, dass niemand mehr kommt, um uns etwas zu trinken zu geben und uns zur Toilette gehen zu lassen.«
Ich blickte Gabriel an. »Kostya hat gesagt, er habe sie nicht entführt«, erinnerte ich ihn.
In seinem Gesicht arbeitete es. »Es hätte aber gut gepasst.«
»Möglich, aber ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, dass Porters Boss, wer auch immer das sein mag, hinter alldem steckt. Die Ouroboros weisen darauf hin, dass er vielleicht ein Drache ist, aber das wissen wir nicht mit Sicherheit. Es könnte jeder sein – ein Dämonenfürst, ein Drache, einer der Wyvern, die du erwähnt hast, oder sogar Baltic, der von den Toten auferstanden ist. Ganz zu schweigen davon, dass es auch jemand sein könnte, den wir nicht kennen.«
Kopfschüttelnd redete Gabriel ein paar Minuten lang mit seinen Bodyguards, aber sie wussten auch nur zu berichten, dass sie in Griechenland auf der Straße von Drachen entführt worden waren, die sie nicht kannten und die keiner Sippe angehörten. Wir durchsuchten die Wohnung, aber auch hier fanden sich keine Anhaltspunkte.
»Habt ihr den Drachen, der in den letzten zwei Stunden hier war, erkannt?«, fragte ich schließlich.
Maata blinzelte. »Was für einen Drachen?«
»Der vor Kurzem hier gewesen ist. Möglicherweise mit Cyrene, meinem Zwilling.«
»Ich habe niemanden gesehen, allerdings habe ich eine Zeit lang gedöst. Tipene?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich war seit Mittag wach, aber niemand war in der Wohnung.«
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die Spur hatte eindeutig zur Wohnung geführt. Rasch eilte ich in die winzige Küche neben dem Eingang. Ein Fenster ging auf den kleinen, ungepflegten Garten hinter dem Haus hinaus, und als ich mich hinauslehnte, sah ich Drachenschuppen auf der Fensterbank schimmern.
»Er ist durch das Fenster geklettert«, sagte ich zu den anderen. »Wahrscheinlich hat er sich gar nicht die Mühe gemacht, ins Schlafzimmer zu gehen, sondern hat die Wohnung gleich wieder durch das Fenster verlassen, ohne dass er gesehen wurde. Agathos daimon, Gabriel! Wir werden an der Nase herumgeführt.«
»Es sieht ganz so aus«, erwiderte er nachdenklich. »Glaubst du, du kannst draußen die Spur noch einmal aufnehmen?«
»Nein. Es ist zu viel Zeit vergangen. Aber was ist mit Cyrene? Wenn ich tatsächlich Kostyas Spur gefolgt bin, dann muss sie ihn irgendwann verlassen haben. Wahrscheinlich an dieser Stelle in Montmartre, wo ich kurz die Spur verloren habe. Es tut mir leid, Gabriel.«
Er nickte. »Das ist jetzt nicht mehr zu ändern, mein kleiner Vogel. Wir kehren zu Drakes Haus zurück und beraten uns mit den anderen. Maata und Tipene sind bestimmt hungrig.«
Maata verzog das Gesicht. »Du kannst dir
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