Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
setzte den Fuß auf die erste Stufe der Treppe, als die beiden Bodyguards mich aufhielten. Jeder von ihnen packte einen meiner Arme.
»Du bist die Gefährtin des Wyvern«, wiederholte Maata mit ernstem Gesicht. »Du kannst ihn nicht abweisen.«
»Wie bitte?«, fragte ich entgeistert.
»Du bist seine Gefährtin. Du kannst nicht gehen.«
Ich blickte Tipene an. Sein Gesicht zeigte ebenfalls keine Regung. »Du bist die Gefährtin«, sagte er nur, als sei damit die Diskussion ein für alle Mal beendet.
»Selbst wenn eine Doppelgängerin eine Gefährtin sein könnte und selbst wenn ich diese Doppelgängerin wäre, spielt es keine Rolle. Ich kann nicht bleiben.«
»Lasst sie los!«, befahl Gabriel. Ich drehte mich zu ihm um. In seinem Abendanzug sah er unglaublich gut aus, und in seinen Augen konnte ich mich verlieren. Er schwieg, aber eine Aura von Macht umgab ihn wie einen Panther vor dem Sprung.
»Es tut mir leid«, sagte ich zu ihm. »Das hat nichts mit dir zu tun. Du scheinst ein sehr netter Mann zu sein, aber leider halten mich gewisse Umstände davon ab, deine Gefährtin zu sein. Ich hoffe, du verstehst mich.«
»Ich verstehe«, antwortete er nach kurzem Schweigen. Seine Stimme glitt wie Samt über meine Haut.
Ich trat unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu. »Danke.«
Der Rest der Welt trat in den Hintergrund, und nur noch der schmale Teppichstreifen, auf dem Gabriel und ich standen, war wichtig. Seine Augen brannten einen silbernen Pfad in meine Seele. Es war, als ob sich unsere Seelen berührten.
Drakes Stimme holte mich wie mit einem Peitschenhieb wieder zurück in die Realität. »Da ist immer noch die Sache mit Mei Ling.«
Ich wich vor Gabriel zurück. Einen Moment lang wünschte ich … aber das war Wahnsinn. Ich musste aufhören, Wünschen nachzuhängen, die nie erfüllt werden konnten. Ich sollte mich lieber darum kümmern, wie wir am besten aus dieser Situation herauskamen. Hinter mir war die Tür. Oh, am liebsten wäre ich hinausgerannt, hätte Cyrene gepackt und dieses Haus auf dem schnellsten Wege verlassen. Aber das ging noch nicht. Langsam blickte ich mich nach den anderen um. Ich sah den Mann an, der die Sache mit Mei Ling zur Sprache gebracht hatte. »Was ist damit?«
»Du bist die Meisterdiebin Mei Ling.« Drake runzelte die Stirn. »Du siehst gar nicht asiatisch aus.«
»Das bin ich auch nicht. Oder besser gesagt, Cyrene ist keine Asiatin und ich demzufolge auch nicht.«
»Und warum nennt man dich Mei Ling?«, fragte er.
»Mayling«, warf Aisling lächelnd ein. »Es ist ein Spitzname.«
Ich nickte. Am besten gab ich alles zu. Wenn ich es abstritt, würde mir sowieso keiner glauben. »Und wenn ich zugäbe, dass ich die Diebin Mei Ling bin? Was würdet ihr dann tun? Mich der Polizei übergeben? Mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen? Mich in Ketten legen und in den Kerker werfen?«
»Auf deinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt«, sagte István. »Ein hoher Preis!«
»Das ist richtig«, sagte Aisling nachdenklich. »Davon habe ich auch schon gehört. Du hast etwas von Dr. Kostich gestohlen, und er hat eine hohe Summe auf deine Ergreifung ausgesetzt.«
»Wollt ihr mich damit erpressen, damit ich tue, was ihr von mir verlangt?« Ich wandte mich an Gabriel. »Willst du mir drohen, mich anzuzeigen, wenn ich nicht auch für dich stehle?«
» Auch für mich ? «, fragte er und warf mir einen neugierigen Blick zu. »Soll das heißen, du stiehlst nicht für dich?«
Ich schwieg einen Moment und verfluchte meine unbedachte Wortwahl. Warum war es mir nicht egal, was sie von mir dachten? Warum wollte ich ihnen unbedingt erklären, dass ich schon an Magoth gebunden war, noch bevor ich erschaffen worden war, dass ich keine Freiheit im Leben besaß und keine eigenen Entscheidungen fällen durfte? Warum trafen mich Gabriels Worte so, dass ich am liebsten meine Unschuld herausschreien wollte? Ich schuldete ihnen doch nichts. Sie waren genauso wie die anderen, die mich benutzen wollten. »Ich bin eine Doppelgängerin, eine Schattengängerin. Unzählige Leute wollen mich zu illegalen Zwecken engagieren.«
»Dann wird es dir ja nicht schwerfallen, diese Aufgabe für Gabriel durchzuführen«, sagte Drake.
Zu meiner Überraschung wandte sich Gabriel stirnrunzelnd an den anderen Drachen. »Drake, du mischst dich bei meiner Gefährtin ein.«
»Ich bin nicht deine Gefährtin! Und du brauchst deine Forderung nicht in so höfliche Worte zu verpacken, Drache. Es gibt genügend Personen auf der Welt, die
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