Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
sich um die Fensterbank, und Wut stieg in mir auf. Um die Belohnung zu bekommen, würde er mich wahrhaftig an Kostich ausliefern. Wollte er deshalb in den Besitz des Drachen-Phylakteriums gelangen? Nur um mich anschließend zu verraten und die Belohnung zu kassieren? Mir wurde übel bei dem Gedanken, obwohl mein Gehirn mich darauf hinwies, dass ein Wyvern seine Gefährtin wohl kaum solchen Gefahren aussetzen würde.
»Geeignet?« Auch die Stimme des Diebesfängers klang amüsiert. Der Schatten am Fenster bewegte sich, und ich riskierte rasch einen Blick. Aber der Mann war zur Seite getreten, außerhalb meines Blickfeldes.
Ich huschte an den zwei Fenstern vorbei. Alles war still und dunkel, und sogar die Nachtvögel schwiegen, als ich zu einem verdunkelten Fenster schlich. In die Scheibe waren Bannzauber eingeritzt, aber sie konnten mich nicht abhalten. Kurz hob sich meine Laune wieder – anscheinend hatten sie keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatten, und daher konnte ich die magischen Fallen, die Dr. Kostich um die Fenster gelegt hatte, mit Leichtigkeit umgehen.
Im Arbeitszimmer war es dunkel, bis auf ein schwaches Licht oben in der Vitrine, in die ich eingebrochen war. Als Schatten huschte ich durch den Raum zu der Ecke, in der ich die Überwachungskamera gesehen hatte. Darunter blieb ich stehen und lauschte aufmerksam.
Aus dem Zimmer neben mir drangen leise Männerstimmen. Dieser verdammte Gabriel! Wahrscheinlich erläuterte er Dr. Kostich gerade, was er als Belohnung verlangte. Ich presste die Lippen zusammen. Am liebsten hätte ich ihm die Meinung gesagt, aber ich musste mich jetzt um ein wichtigeres Problem kümmern. Aus der Innentasche meiner Weste zog ich eine kleine Silberscheibe mit Klebeband, mit der ich die Kameralinse abdeckte. Auch die Quintessenz nahm ich aus der Tasche. Meine Finger strichen über die unsichtbaren Kanten des Kästchens, und ein seltsames Verlangen überkam mich. Ich wollte noch einmal ihre Pracht spüren, ihre Schönheit und alles, was sie mir geben konnte, aufnehmen. Warum sollte ich sie Dr. Kostich zurückgeben, wenn der Mann doch offensichtlich ihren wahren Wert gar nicht kannte?
Etwa fünf Sekunden lang kämpfte ich mit mir. Es war verführerisch … aber schließlich öffnete ich die Vitrine und stellte den unsichtbaren Kasten auf das Regal, wo ich ihn gefunden hatte.
»Ich mag eine Diebin sein«, sagte ich leise, als ich die Vitrine wieder schloss und leicht amüsiert zusah, wie sich die Arkana-Schutzsymbole von selbst wieder zusammenfügten, als wären sie nie gebrochen worden. »Aber deswegen muss ich noch lange nicht unehrenhaft sein.«
Rechtschaffenheit erfüllte mein Herz. Ich wandte mich zum Gehen, konnte mich jedoch nicht bewegen.
»Was zum …« Meine Füße schienen am Teppich festgeklebt zu sein. Entsetzen stieg in mir auf, als ich herunterblickte und feststellte, dass in den Teppich ein Muster eingewebt war, das nicht auf dem Arkana basierte. Es war etwas Älteres, Elementares, das mich so bewegungslos an Ort und Stelle verharren ließ, als wäre ich festgeschraubt.
Panisch wurde ich zum Schatten, in der vergeblichen Hoffnung, dass mich dies von dem Zauber befreien würde. Ich wehrte und wand mich, und nach und nach gelang es mir, einen Fuß herauszuziehen. Plötzlich jedoch ging die Tür auf, und die Gestalt eines Mannes erschien im Rahmen.
»Würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen, mir zu zeigen, von wo es entwendet wurde? Solche Dinge machen mich immer neugierig«, sagte Gabriel und schaltete das Licht einer Stehlampe neben der Tür ein. Ich erstarrte, mein Herz raste, als mir klar wurde, wie aussichtslos meine Lage war. Ich stand direkt neben der Vitrine und konnte mich nicht aus eigener Kraft fortbewegen, da ein Fuß immer noch am Boden festgeklebt war. Die Lampe stand zwar neben der Tür, gab aber so viel Licht ab, dass jeder mich sehen konnte, wenn ich mich bewegte. Ich saß in der Falle.
»Das ist aber ein merkwürdiger Wunsch«, sagte der Diebesfänger. »Wozu soll das gut sein?«
»Ich habe festgestellt, dass gerade die Dinge, von denen wir es am wenigsten denken, am aufschlussreichsten sind.« Gabriel kam auf mich zu, und seine silbernen Augen glitten gleichmütig über mich hinweg. Einen Moment lang fragte ich mich, ob es im Zimmer dunkel genug war und er mich wirklich nicht sehen konnte. Wenn er mich nicht gesehen hatte, würde er mich sicher sehen, sobald er näher kam. Aber wenn er mich gesehen hatte … mein armes, verwirrtes Hirn
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