Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
viel wichtigere Dinge als das Rätsel, das mein Herz lösen wollte.
Trotzig reckte ich das Kinn, straffte die Schultern und ging zum Haus des Magiers.
8
Die Stimmen waren gerade so laut, dass ich sie verstehen konnte, als ich unter dem Wohnzimmerfenster des Erzmagiers Kostich hockte. »… garantieren könnte, dass Sie für den Verlust entschädigt würden, würde das einen Unterschied machen?«
Es war eine Männerstimme … eine vertraute Männerstimme, die über meine Haut glitt wie Satin. Ich erstarrte. Wieso redete Gabriel mit Dr. Kostich? Warum brachte er nicht wie vorgesehen Cyrene nach Haus?
»Der Gegenstand, der mir gestohlen wurde, ist unersetzlich«, antwortete der Magier. »Keine noch so große Summe Geld könnte mich dafür entschädigen.«
»Dürfen wir davon ausgehen, dass Sie wissen, wo sich die Meisterdiebin Mei Ling aufhält?«, fragte eine dritte Stimme, die ich nicht kannte.
Ich spähte durch das Fenster. Gabriel saß mit dem Rücken zu mir und schaute ruhig zu, wie Dr. Kostich im Zimmer auf und ab ging. Zuerst sah ich keine dritte Person, aber dann tauchte vor dem Fenster eine Silhouette auf. Rasch drückte ich mich wieder flach an die Mauer. Theoretisch konnte mich niemand sehen, wenn ich nachts als Schatten unterwegs war, aber manche Geschöpfe nahmen mehr wahr als andere, und solange ich nicht wusste, mit wem ich es zu tun hatte, wollte ich lieber kein Risiko eingehen.
»Nein, ich weiß nicht, wo sie ist«, antwortete Gabriel. »Ich weiß jedoch, wie ich Kontakt zu ihr aufnehmen kann. Und ich glaube, ich kann sie überzeugen, ihren Fehler einzusehen.«
Ich schnaubte verächtlich. Was bildete Gabriel sich ein? Glaubte er wirklich, er könne mich kontrollieren, nur weil sich herausgestellt hatte, dass ich seine Gefährtin war?
»Ich finde es recht sonderbar, dass ein Drache Ihres Ranges, ein Wyvern, an einem gewöhnlichen Dieb interessiert ist«, sagte der namenlose Mann langsam. Er hatte einen englischen Akzent, aber ich wusste weder, wer er war, noch, was er mit Dr. Kostich zu tun hatte.
»Ich bin an vielen Dingen interessiert, Diebesfänger«, erwiderte Gabriel mit ruhiger Selbstsicherheit.
Ich erstarrte. Kostich hatte seine Drohung wahr gemacht und einen Diebesfänger zu Hilfe gerufen, einen Kopfgeldjäger der Anderwelt. Diebesfänger waren dafür berüchtigt, dass sie die Gesetze missachteten, um ihr Ziel zu erreichen. Sie galten als gerissen, hartnäckig und ausgesprochen gefährlich.
»Stehen Sie in irgendeiner Verbindung zu Mei Ling?«, fragte der Diebesfänger.
Ich hätte mich nur zu gerne vorgebeugt, um mir diesen Mann anzusehen – damit ich ihm nur ja aus dem Weg gehen konnte –, aber jedes Mal, wenn ich dachte, ich könnte es wagen, hielt mich eine Bewegung in der Nähe des Fensters davon ab.
Gabriels Stimme klang gleichmütig. »Welche Art von Verbindung sollte das denn sein?«
»Das ist die Frage, nicht wahr?«
»Eine Frage ohne jeglichen Belang, weshalb ich auch keine Veranlassung sehe, sie zu beantworten«, erwiderte Gabriel.
»Ich bin der Meinung, dieser Drache protestiert ein bisschen viel«, warf der Diebesfänger ein.
Gabriel erhob sich langsam. »Wenn Sie meinen …«
»Genug jetzt!«, unterbrach Kostich und stellte sich vor Gabriel. Nachdrücklich sagte er: »Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, das zurückzubekommen, was mir gestohlen wurde, und meinem Zögern, jemanden auf die Person anzusetzen, die offensichtlich doch eine Gefahr darstellt. Sie stehen zwar nicht unter dem Schutz des Au-delà, aber wir betrachten die Drachen schon lange als unsere Freunde. Und aus diesem Grund werde ich Ihrem verlockenden Angebot widerstehen und Sie stattdessen warnen, sich weiterhin mit Mei Ling einzulassen.«
»Sie brauchen nicht um meine Sicherheit zu fürchten«, erwiderte Gabriel amüsiert. »Drachen sind bekanntermaßen äußerst schwer zu vernichten, und ich habe keine Bedenken, als Mittelsmann zwischen Ihnen und Mei Ling zu agieren.«
Der Diebesfänger schnaubte.
»Ich muss zugeben, dass auch ich gerne wissen möchte, warum Sie dazu bereit sind«, sagte Kostich.
Gabriel drehte seinen Kopf so, dass ich das Grübchen in seiner Wange sehen konnte. »Sie haben eine großzügige Belohnung ausgesetzt. Sicher sind Ihre Diebesfänger …« – die Pause, die er machte, betonte das nächste Wort – »… geeignet , aber Sie sollten das Interesse nicht unterschätzen, das wir Drachen an solchen Belohnungen haben.«
Meine Finger krampften
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