Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
Ich hätte doch etwas fühlen müssen, wenn es solche Macht besitzt, und ich kann dir nur sagen, dass dieser kleine Goldklumpen überhaupt nichts ausgestrahlt hat. Er war einfach nur alt.«
»Du bist auch kein Drache. Für dich hat es keine Macht, weil es mit dir nicht verbunden ist.«
»Na gut. Lass uns also annehmen, es war das Phylakterium – auch wenn es überhaupt nicht ausgesehen hat wie ein Gefäß …«
»Es ist ein Gefäß«, unterbrach er mich. »Es ist Teil des Drachenherzens und enthält die Essenz des ersten Drachen. Hat dir dein Wyvern das nicht gesagt, als er dir befahl, es für ihn zu stehlen?« Mit gespielter Betrübung schüttelte er den Kopf. »Ob du es glaubst oder nicht, es ist für mich von Wert.«
Mir schwirrte der Kopf. Jetzt verstand ich auf einmal, warum Porter gewollt hatte, dass ich das Amulett stehlen sollte, aber es erklärte immer noch nicht, warum Kostya so etwas Wertvolles in einer unverschlossenen Truhe aufbewahrte. Und mir war auch nicht klar, warum Magoth unbedingt eine Drachen-Reliquie haben wollte, die ihm keine Macht über Sterbliche gab – oder über Wesen in der Anderwelt. Nur über die Drachen natürlich, dämmerte mir. »Du willst es gegen die Drachen verwenden«, sagte ich entsetzt.
Er lächelte mich nur an.
»Du kannst sie nicht beherrschen«, sagte ich. Furcht stieg in mir auf. »Es sind Drachen, Magoth. Sie beugen sich Abaddon nicht. Das haben sie noch nie getan.«
»Es hat auch noch nie zuvor ein Dämonenfürst das Lindwurm-Phylakterium besessen«, sagte er leise. Mir wurde todschlecht. »Damit und mit den anderen Teilen des Drachenherzens erringe ich die Macht über den Weyr … und ich habe die Chance, mich in der Welt der Sterblichen zu etablieren.«
Meine Beine gaben nach, und ich sank auf die Knie. Seine Worte verursachten mir Übelkeit.
»Bring mir das Phylakterium, süße May.«
Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich wusste, dass er mich für meinen Ungehorsam streng bestrafen konnte.
»Bring mir das Phylakterium, und du wirst belohnt werden.«
»Du kannst mir nichts geben, absolut nichts, das mich veranlassen würde, die Drachen so zu betrügen.«
Er legte mir einen Finger unter das Kinn und zwang mich, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Was ich sah, ängstigte mich bis in die Tiefen meiner Seele. »Noch nicht einmal deine Freiheit?«
Ich blickte ihn stumm an.
Er verzog die Lippen zu einem wissenden, bösen Lächeln. »Wenn du mir das Phylakterium bringst, gewähre ich dir eine Aussetzung deiner Bindung an mich für … sagen wir, für ein Jahrhundert?«
Ein Jahrhundert. Hundert Jahre Freiheit von Magoth und seinen Forderungen. Hundert Jahre Glück mit Gabriel, ungetrübt von Abaddon. Aber auch lebenslange Versklavung der Drachen.
Ich konnte es nicht tun. Nichts würde mich dazu bringen, Gabriel und seine Sippe, alle Drachensippen auf diese Weise zu verraten. »Nein«, sagte ich leise und wappnete mich für den Schlag.
Der Schmerz peitschte mit scharfer Präzision durch mich hindurch. Ich beugte mich vor und schlang die Arme um meinen Oberkörper. »Süße May. Schöne May. Es wäre eine Schande, eine so ergebene Dienerin wie dich zu verlieren.«
Er half mir aufzustehen und zog mich mit glühenden Augen an sich. Aber dieses Mal hatte er keine Erotik im Sinn. »Enttäusch mich nicht, May, sonst bin ich gezwungen, dich nach Abaddon zurückzubeordern, wo du bis zum Ende deiner Tage bleiben wirst.«
»… zu früh, um etwas zu tun. Ich habe ja noch nicht einmal gefrühstückt!«
»Du musst eben noch warten, Jim. May zu finden ist wichtiger, als dich zu füttern. Gabriel, bist du sicher, dass sie nichts gesagt hat, bevor sie verschwunden ist?«
Ich hörte die Stimmen, bevor ich durch den Riss in der Realität fiel, den Magoths Diener produziert hatte. Ich stürzte zu Boden, völlig desorientiert, wie immer, wenn ich in die Welt der Sterblichen zurückkam.
»Wenn man vom Teufel spricht. Aua! Sieht so aus, als wärst du in Abaddon gewesen«, sagte Jim direkt neben meinem Ohr. Anscheinend schnüffelte er an meiner Schulter. »Oh ja – Feuer und Schwefel. Na ja, du bist ja heil wieder hier, das ist die Hauptsache. Kann ich jetzt endlich Frühstück bekommen?«
Ich war immer noch benommen, als mich jemand hochriss und an sich zog … ich wurde an einen warmen, harten Körper gedrückt, der himmlisch roch. Gabriel wartete erst gar nicht ab, was ich zu erzählen hatte – er küsste mich mit einem Verlangen, das für nichts anderes Raum
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