Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
wieder zurückgelegt hat. Jemand, der den Diebesfänger Porter engagiert hat, wobei wir allerdings nicht wissen, ob er Porter auch befohlen hat, das Phylakterium zu stehlen. Es könnte sein, dass Porter eigenmächtig gehandelt hat. Wer auch immer dahintersteckt, er hatte jedenfalls keine Probleme, Kostyas Alarmanlagen und die Schutzzauber der Truhe auszuschalten. Mit anderen Worten, es ist jemand, der uns alle manipuliert, ohne dass wir es merken.«
»Wer?«, fragte Cyrene.
Die Drachen blickten sich an.
»Nein«, sagte Drake und schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Wer?«, fragte auch Aisling und kniff Drake in die Hand.
»Es ist nicht unmöglich. Du hast doch in Fiats Haus Zeichen gefunden«, sagte Gabriel.
»Zeichen von wem?«
»Er ist tot«, sagte Drake, der immer noch den Kopf schüttelte. »Wir alle wissen, dass er tot ist … vor allem Kostya.«
Kostya stand da wie erstarrt. Die beiden Bodyguards wirkten ähnlich fassungslos. Wer rief eine solche Reaktion bei zwei Wyvern und zwei Drachen hervor?
»Wer denn?«, fragten Cyrene und ich gleichzeitig.
Die Drachen schwiegen.
»Wenn es keiner aussprechen will, tu ich es eben«, verkündete Jim. Er stand auf und schüttelte sich. »Die fragliche Person ist ein Wyvern, den Berichten zufolge vor ein paar Hundert Jahren von seinem engsten Mitarbeiter und Anwärter auf den Wyvern-Thron getötet, weil er die Gefährtin eines silbernen Drachen gestohlen und zu seiner eigenen gemacht hat. Er ist auch verantwortlich für den Tod von Tausenden von Drachen und derjenige, der die silberne Sippe verflucht hat. Ja, es ist der große Kahuna, die ganze Enchilada, der Schreckenswyvern persönlich – Baltic.«
19
»Baltic ist tot. Kostya hat ihn vor langer Zeit in zwei Hälften gespalten«, sagte Drake in die Stille hinein, die Jims Worten folgte.
»Ja, das muss sein Ende gewesen sein«, stimmte ich ihm zu. »Ich wüsste niemanden, der so etwas überleben würde.«
»Das erklärt aber nicht die Tatsache, dass jemand die Ereignisse nach seinen Wünschen manipuliert«, sagte Gabriel.
»Das behaupte ich ja auch gar nicht, aber hinter der Sache mit dem Phylakterium muss ja nicht zwangsläufig Baltic stecken«, antwortete Drake.
»Da draußen ist jemand, der eine Gruppe von Drachen ohne bekannte Sippe oder Zugehörigkeit anführt. Das weißt du doch selbst, du bist ja mit Kostya von ihnen gefangen gehalten worden«, sagte Gabriel.
Erstaunt blickte ich die beiden an. »Ihr wurdet gefangen gehalten?«
Drake winkte ungeduldig ab. »Das war ein einmaliger Vorfall.«
»Sie waren hoch oben auf einem Berg«, warf Jim ein. »Aisling musste sie retten.«
»Das ist mein Job«, sagte Aisling lächelnd. »Ich bin eben ein Profi.«
»Und ein guter obendrein«, warf Cyrene ein. »Kannst du mir später vielleicht ein Autogramm geben?«
Aisling lächelte geschmeichelt.
»Und wer sind diese Drachen?«, fragte ich.
Schweigen breitete sich aus. Schließlich sagte Gabriel: »Das weiß niemand. Ich dachte zuerst, es seien Ouroboros – ausgestoßene, sippenlose Drachen, die sich zu Banden zusammenschließen –, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher. Um Kostyas Adlerhorst zu übernehmen, Drake zu überwältigen und jetzt diese Sache mit dem Phylakterium … es braucht mehr als nur eine kleine Gruppe gesetzloser Drachen, um diese Aktivitäten zu koordinieren. Irgendjemand muss die Gruppe anführen, Drake, jemand mit der Erfahrung eines Wyvern. Es muss Baltic sein – jemand anders kommt nicht infrage.«
»Das scheint mir Sinn zu machen, Süßer.« Aisling schmiegte sich an Drake.
Er schüttelte erneut den Kopf. »Baltic ist tot. Kostya hat ihn umgebracht.«
Ich blickte Kostya nachdenklich an. »Du warst sehr still in den letzten Minuten, was ziemlich ungewöhnlich ist für dich. Normalerweise tobst und wütest du doch.«
»Ich habe nichts gesagt, weil Drake das ja schon getan hat.« Kostya winkte ab.
»Du hast also zum Tod Baltics nichts zu sagen?«
»Was denn zum Beispiel?« Kostyas Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
»Hast du ihn überhaupt getötet? Oder behauptest du das nur?« Ich überlegte. »Vielleicht gibt es ja eine andere Erklärung. Wenn nun Kostya seinen Wyvern gar nicht getötet hat? Wenn er nur so getan hat, um einen anderen Plan zu verfolgen?«
»Einen anderen Plan, in dem ich zuerst ins Exil geschickt, ein paar Hundert Jahre lang eingesperrt, misshandelt, gefoltert und zu meinem eigenen Vergnügen zum Hungertod verdammt werde?«,
Weitere Kostenlose Bücher