Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
fuhr er mich an.
»Vielleicht«, erwiderte ich langsam. »Wenn es die Idee untermauern würde, dass du deinen Wyvern getötet hast, dann liegt es doch im Bereich des Möglichen, dass du all das erleidest, weil du ja weißt, dass es irgendwann ein Ende hat. Fanatiker haben für ihren Glauben schon weit mehr erlitten.«
Kostya schnaubte und wandte mir den Rücken zu, aber er widersprach mir nicht.
Ich wandte mich an Gabriel, der Kostya ebenfalls nachdenklich betrachtete. »Ich glaube, ich habe noch nie gehört, was zwischen dir und Baltic tatsächlich passiert ist«, sagte er in einem ruhigen Tonfall. »Erzähl es uns doch!«
Kostya fuhr herum und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Du hast kein Recht, mir Fragen zu stellen, Tauhou.«
»Er vielleicht nicht«, warf Aisling mit süßem Lächeln ein. »Aber mich interessiert es auch. Wenn du also nicht mit mehreren hässlichen Zaubern belegt werden möchtest, solltest du uns vielleicht die Details erzählen.«
»Gefährtin«, sagte Drake stirnrunzelnd. »Ich habe dir doch gesagt, dass Baltic tot ist. Kostya zu drohen führt zu nichts.«
»Ich will die Geschichte trotzdem hören. Und was hat Jim da erwähnt von einem schwarzen Drachen, der die Gefährtin eines silbernen Drachen gestohlen hat? Das hat ja wohl noch niemand erzählt.«
»Es ist eine alte Geschichte und jetzt nicht wichtig«, erwiderte Drake eigensinnig.
»Ich würde sie trotzdem gerne hören. Ich finde die Geschichte der Drachen faszinierend«, zirpte Cyrene. »Sie ist so romantisch.«
»Cyrene hat recht«, sagte Aisling zu ihrem Gatten. »Außerdem ist die Tatsache, dass Drachen sich gegenseitig ihre Gefährtinnen stehlen, immer ein wichtiges Thema. Und hör auf, mir erzählen zu wollen, das sei uninteressant. Du hast doch gesagt, du warst dabei … Hast du eigentlich Baltics Leiche gesehen?«
Drake schwieg.
»Das habe ich mir gedacht.« Aisling wandte sich an Kostya. »Du wirst es wohl erzählen müssen – wir sind in der Überzahl. Also tu es lieber freiwillig und zwing uns nicht, es aus dir herauszuquetschen!«
Kostya reagierte nicht so aufbrausend, wie ich gedacht hätte. Er warf seinem Bruder einen Blick zu und trat ans Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Ich werde es erzählen, aber nicht weil du mich mit deiner jämmerlichen Hüterinnen-Macht bedrohst …«
Jim wollte schon auf den Drachen losgehen, aber Aisling hielt ihn zurück.
»Ich werde es erzählen, damit ihr ein für alle Mal die Wahrheit erfahrt. Ihr müsst wissen, dass ich immer hinter Baltic gestanden habe …« Er warf Gabriel aus blitzenden schwarzen Augen einen Blick zu. »Er wollte die Sippe wieder zusammenführen.«
Ich spürte, wie Gabriel jeden Muskel anspannte. »Das wird nie geschehen, Kostya. Meine Sippe ist zufrieden, so wie sie ist.«
An Kostyas Kinn zuckte ein Muskel. »Obwohl Baltics Motive richtig waren, begann ich nach einer Weile an seiner Methode zu zweifeln. Mit der Zeit wurde offensichtlich, dass er eigentlich die Herrschaft über alle Sippen anstrebte, und mir wurde klar, dass er die Zahl der schwarzen Drachen durch seine kriegerischen Akte dezimieren würde. Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts wusste ich, dass Baltic seine Taktik ändern musste, weil er sonst die völlige Vernichtung der schwarzen Drachen riskieren würde.«
Seine Stimme klang bitter. Ich schmiegte mich an Gabriel und genoss seine Wärme.
»Ich sammelte meine Wachen und rief unsere Verbündeten zu Hilfe. Drake kam mit einer kleinen Gruppe grüner Drachen. Auch die blauen Drachen schickten Mitglieder, wenn auch nur wenige. Wir trafen uns, um mit Baltic zu verhandeln, aber er …« Kostya schwieg einen Moment. »Er war wahnsinnig. Es war offensichtlich, dass er die Sippe eher vernichten würde als seinen großartigen Plan aufzugeben, den gesamten Weyr zu beherrschen. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn zu töten. Aber es war zu spät – die silbernen Drachen hatten genau diesen Augenblick für ihren Angriff gewählt und töteten eine Handvoll schwarzer Drachen.«
»Wir haben nicht ohne Grund angegriffen«, sagte Gabriel mit zusammengebissenen Zähnen. »Wir sind provoziert worden.«
Ich legte ihm die Hand auf den Arm. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um erneut einen Streit vom Zaun zu brechen. Ein Hauch von Traurigkeit trübte Kostyas schwarze Augen, aber dann wurde seine Miene wieder feindselig und arrogant. »Für meinen Versuch, meine eigene Sippe zu retten, wurde ich beinahe von
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