Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
uns.
Ich fuhr herum und stand einem weiteren Zorndämon
gegenüber, der im Körper einer hübschen, wenngleich muskulösen, dunkelhaarigen
Frau steckte. Lässig schlenderte er auf uns zu, aber es war nicht zu übersehen,
dass er Jim und mich ohne Weiteres in zwei Hälften zerbrechen konnte, wenn er
wollte, wahrscheinlich sogar gleichzeitig. Ich widerstand dem Instinkt, in die
Schatten zu entweichen, und blickte dem Dämon entgegen. Geistesabwesend
registrierte ich, dass er ein riesiges Schwert umgeschnallt hatte.
»Iiihh«, sagte Jim und drängte sich an mich.
»Zornie auf zwölf Uhr.«
»Das sehe ich auch so. Guten Tag. Ich nehme an, ich
habe das zweifelhafte Vergnügen, die Bekanntschaft mit einem Mitglied von Baels
Elite-Wache zu machen?«, fragte ich in dem formellen Ton, der in Abbadon
anscheinend so geschätzt wurde.
»Ich bin Jecha. Lord Bael lässt Euch mitteilen,
dass Ihr jetzt seine Gefangene seid. Euer Versuch, seinen Preis zu befreien,
ist nicht unbemerkt geblieben, und Ihr werdet für Eure Tat bezahlen.« Ein
hässliches Lächeln glitt über das Gesicht des Dämons.
»Ich habe noch nie zuvor einen Doppelgänger
gefoltert. Das ist bestimmt ein Vergnügen der ganz besonderen Art.«
Ich blickte ihn ungerührt von oben herab an, was
nicht gerade einfach war, da der Dämon mich um einiges überragte. »Weißt du
überhaupt, mit wem du sprichst, Dämon? Ich bin May, Gemahlin von Lord Magoth,
dem sechsten Fürsten von Abbadon. Du solltest eigentlich vor mir niederknien,
aber ich will gnädig sein und dir erlauben, stehen zu bleiben.«
»Zehn Punkte für Stil«, sagte Jim leise und rieb
seinen Kopf an meinem Bein. »Aber irgendetwas sagt mir, dass du zuerst noch die
Bikini-Parade gewinnen musst, bevor du den Hauptpreis bekommst.«
Das Lächeln des Dämons wurde breiter, und in meiner
Wange begann ein Muskel zu zucken. »Effrijim, Dämon sechster Klasse, spricht
die Wahrheit. Du jedoch nicht, Doppelgängerin.“
»Wie meinst du das?«, fragte ich stirnrunzelnd.
»Ich bin Magoths Gemahlin. Bael kann nicht befehlen, mich foltern zu lassen,
ohne die Gesetze, die er selbst geschaffen hat, zu verletzen.«
»Du warst Magoths Gemahlin... aber Magoth ist aus
Abbadon verstoßen worden, als du dich gegen Bael aufgelehnt hast.«
Die Augen des Dämons blitzten vor boshaftem
Vergnügen.
»Und das bedeutet, dass du nicht mehr die Gemahlin
eines Dämonenfürsten bist, sondern nur ein Eindringling und ein Dieb. Weißt du,
wie Lord Bael mit solchen Leuten umgeht?«
Angst stieg in mir auf. Die Art von Angst, die
einen vor Entsetzen erstarren lässt. Bael hatte Magoth aus Abbadon
hinausgeworfen?
»Jim?«, sagte ich und tastete blindlings nach
seinem Kopf.
»Hier.«
»Weißt du noch, was Aisling gesagt hat?«
»Ja.«
Vermutlich hatte er tatsächlich nicht vergessen,
dass Aisling ihm befohlen hatte, allen meinen Befehlen ausnahmslos zu
gehorchen.
»Hervorragend.« So langsam setzte mein Gehirn sich
wieder in Gang. »Vernichten!«
Ein großer schwarzer, pelziger Schatten stürzte an
mir vorbei auf den Dämon zu, der mit einem Angriff nicht gerechnet hatte. Er
fiel nach hinten, zog aber dabei sofort sein Schwert aus der Scheide. Ich trat
ihm so fest auf die Hand, dass er vor Schmerz aufschrie, und Jim nutzte die
Gelegenheit und biss ihn in den anderen Arm. Ich ergriff das Schwert und wollte
in die Schattenwelt fliehen, aber Zorndämonen sind nicht so leicht zu
überwältigen. Er stieß ein paar Worte hervor, und schon wimmelte es am Boden
von hässlichen Wut-Imps, deren Körper von ätzender Säure überzogen waren.
»Geh!«, brüllte Jim und stürzte sich erneut auf den
Dämon und die Kobolde.
Ich erwiderte nichts, sondern wirbelte herum und
verließ diese Welt, um mitsamt dem Schwert in die Schattenwelt zu fliehen. Dort
rannte ich so lange, bis ich sicher war, dass er mich nicht mehr sehen konnte.
Sofort fielen mir zwei Dinge auf: Gabriel war da,
und er hatte vollkommen recht gehabt - es war noch ein anderer Drache da.
Der Mann, den ich mittlerweile ebenfalls für Baltic
hielt, stand am Ende des verzerrten Schattenbilds von Baels Palastgang. Er
drehte sich um, als ich die Schattenwelt betrat, und Gier und Ungläubigkeit
zeichneten sich bei meinem Anblick auf seinem Gesicht ab.
»Du!«, sagte er und schnüffelte. »Du trägst das
Stück Drachenherz?«
Er kam durch den Gang auf mich zu.
»May!«, schrie Gabriel; ich sah ihn zwar nicht,
fühlte aber, dass er da war. »Was tust du da? Geh sofort wieder!«
Ich
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