Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
dich nicht verlassen, und glaub mir, er hat anderes
im Kopf als Affären.«
»Ich zweifle nicht an Gabriels Treue«, sagte ich
und blickte aus dem Fenster, als der Zug aus dem belebten Bahnhof herausrollte.
Ich hatte auf einmal das Bedürfnis, Maata meine Sorgen und Ängste
anzuvertrauen. Ich suchte verzweifelt nach Bestätigung, dass ich mich nicht an
das Drachenherz verlor, dass Gabriel nicht nur deswegen so fest an mich
gebunden war. Leidenschaft ließ nach; das hatte ich oft genug bei Cyrenes
Liebesaffären gesehen. Wer wusste denn schon, ob die sexuelle Anziehung, die
Gabriel bei mir verspürt hatte, jetzt nicht nur die Reaktion auf das Stück
Drachenherz in mir war?
»Da bin ich wieder. Mayling, du brauchst gar nicht
so böse zu gucken. Ich habe dir ein Hühnchen-Sandwich mitgebracht, weil ich
weiß, dass du keine Säugetiere isst. Und, was habe ich verpasst? Hast du Maata
erzählt, wie du dieser Dämonenfürstin gedroht hast, ihr die Haare abzuschneiden
und sie ihr aufs Hinterteil zu kleben?«
Maata verschluckte sich fast an dem Schluck Wasser,
den sie gerade getrunken hatte. »Damit hast du Sally bedroht?«, fragte sie.
»Achte nicht auf das, was Cyrene sagt«, erwiderte
ich ruhig und nahm das Hühnchen-Sandwich. »Sie ist sauer, weil sie sich die
Sporen neu verdienen muss. Sozusagen.«
»Wenn du dich bei Neptun geschickter verhalten
hättest, hätte er mir auf der Stelle meinen Status zurückgegeben!«, murrte
Cyrene. »Ehrlich, wozu ist es denn gut, einen Zwilling zu haben, der die Gattin
eines Dämonenfürsten und Gefährtin eines mächtigen Wyvern ist, wenn er einem
nicht mal bei ein paar kleinen Problemen helfen kann?«
»Mit der Liste der paar kleinen Probleme, bei denen
ich dir schon geholfen habe, könnte man Bücher füllen«, antwortete ich. Ich
nickte Maata zu. »Du wolltest uns erzählen, was Sally da macht.«
»Sie behauptete, Magoth hätte ihr aufgetragen, dich
ein bisschen zu belästigen. Er meinte, du und er, ihr könntet euch ihre
Lehrzeit sozusagen teilen. Da sie eine Woche bei ihm war, bist offensichtlich
du jetzt an der Reihe. Als sie mitbekam, dass ich dich hier in Rom treffen
soll, habe ich sie kaum davon abhalten können, mir zu folgen.«
»Hat sie gesagt, was Magoth so macht?«, fragte ich.
Nachdenklich kaute ich mein Sandwich. Sally bereitete mir keine allzu großen
Sorgen - als Lehrling besaß sie so gut wie keine Macht - , aber dass ich in den
letzten Tagen nichts von Magoth gehört hatte, beunruhigte mich.
»Nein, nicht wirklich; nur, dass er noch in Paris
ist und an etwa einem Dutzend Plänen arbeitet.«
»Was für Pläne?«, fragte ich.
Maata
zuckte mit den Schultern. »Das hat sie nicht gesagt, aber Gabriel war nicht
beunruhigt, und du brauchst es wohl auch nicht zu sein. Magoth steht unter
Beobachtung und hat bis jetzt nichts getan, was Anlass zur Sorge geben könnte.«
»Noch nicht«, erwiderte ich und trommelte mit den
Fingern auf der Wasserflasche.
»Ich sehe das genauso wie Maata. Du machst dir
unnötig Sorgen. Du hast doch selbst gesagt, dass er hier machtlos ist«, warf
Cyrene ein.
»Er kann vielleicht nicht Chaos und Zerstörung
anrichten, wie er es gerne täte, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er
völlig harmlos ist. Und er ist erfinderisch. Ich kann nur hoffen, dass er keine
Machtquelle findet, an die wir nicht gedacht haben.«
Während der Zugfahrt plauderte Cyrene mit Maata
über alles Mögliche. Ich verbrachte die zwei Stunden nach Onano mit
sorgenvollen Gedanken über das Stück Drachenherz und der Frage, wie ich Magoth
am besten dazu überreden konnte, mir bei Chuan Rens Freilassung aus Abbadon
behilflich zu sein.
Im letzten Tageslicht untersuchten wir Cyrenes
Quelle, um festzustellen, wie verschmutzt sie tatsächlich war, und was Cyrene
unternehmen musste, um »Big Mama«, oder Mutter Erde, zurückzugeben, was sie ihr
genommen hatte. Als wir gemeinsam mit Cyrene einen Plan entworfen hatten, der
Neptun hoffentlich beeindrucken würde, ging bereits die Sonne unter, und wir
eilten erschöpft in die Stadt zurück, um ein Hotel zu finden und etwas Warmes
zu Abend zu essen.
»Sie hatten nur zwei Zimmer«, berichtete Maata und
ließ sich auf einen Stuhl sinken. Wir hatten uns vor einem Cafe am Stadtrand
niedergelassen. »Ich habe mir gedacht, dass ihr wahrscheinlich in einem Zimmer
schlafen wollt, aber wenn du lieber ein Zimmer für dich hättest, May...«
»Nicht nötig«, unterbrach ich sie und nahm dankbar
einen großen Gin Tonic von dem gut
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