Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
Blick zu. »Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass
es zu gefährlich für mich ist, oder? Ich kann dir versichern, dass bei so etwas
Einfachem wie einem Rückruf nichts schief gehen kann.«
»Kobolde«, warf Jim ein und zog die Augenbrauen
hoch.
»Caribbean als Statue. Mehr muss ich gar nicht sagen.«
»Sei still. Und du, Drake, schau mich nicht so an.
Dieses Mal geht es nicht schief, das verspreche ich dir.«
»Du rufst aber Chuan Ren nicht in unser Haus, wo
sie dich angreifen und möglicherweise verletzen kann«, bedang er sich aus.
»Aber du bist doch hier. Und István und Pál und
Gabriel. Selbst May hat einen Dolch. Chuan Ren wird noch nicht einmal in meine
Nähe kommen!«
»Das kommt gar nicht infrage.« Ich hatte Drake zwar
schon immer für stur gehalten, doch nun verlieh er dieser Eigenschaft eine völlig
neue Dimension. Wir diskutierten noch eine geschlagene Stunde, bevor wir
endlich zu einem Kompromiss kamen.
»Ich verstehe nicht, warum das für mich weniger
gefährlich sein soll, als Chuan Ren einfach nur zurückzurufen«, sagte Aisling
mürrisch, als sie sich darauf vorbereitete, Jim und mich nach Abbadon zu
schicken. »Und wenn sie geschnappt werden?«
»May kann in die Schattenwelt entweichen, und Jim
kannst du zurückrufen, auch wenn er dabei seine Gestalt verliert«, antwortete
Drake. Er legte Aisling einen Arm um die Taille und zog sie hoch, nachdem sie
einen Kreis für den Notfall auf dem Boden gezogen hatte.
»Oh Mann, ich will aber keine andere Gestalt! Ich
schreie, wenn ihr was passiert!«
Drake ignorierte Jims Worte. »Sie können beide auf
sich selbst aufpassen, wenn sie gesehen werden.«
»Das solltest du vielleicht besser Gabriel sagen.
Er scheint nicht besonders glücklich darüber zu sein, dass May ohne ihn nach
Abbadon geht«, erwiderte Aisling.
Sie hatte recht. Gabriel fand diesen Plan viel zu
gefährlich für mich.
»Ich kenne mich mit Dämonenfürsten aus«, sagte ich
und gab ihm einen Kuss. Seine Augen glitzerten, aber es war eher das kalte
Glitzern von Quecksilber als sein üblicher glühender Blick.
»Und Jim war schon häufiger in Baels Reich. Er wird
wissen, wie wir am besten unbemerkt bleiben. Wir springen nur rasch hinein,
holen Chuan Ren und sind wieder zurück, ohne dass es überhaupt jemand merkt.«
Einen Moment lang dachte ich, er würde mir
überhaupt nicht antworten, aber dann riss er mich in die Arme und küsste mich
leidenschaftlich. Ich kümmerte mich nicht um die Zuschauer, schlang meine Beine
um seine Hüften und ließ meine Zunge in seinem Mund kreisen. Krallen wuchsen
aus meinen Fingern, als das Inferno in mir außer Kontrolle geriet und uns in
einen Feuersturm aus Liebe, Lust und Leidenschaft einhüllte. Der Drache in mir
erwachte und begann, mich zu überwältigen.
»Heiliger Bimbam!«, sagte Aisling. Jim verlangte
lautstark nach einer Videokamera. »Verwandelt sie sich gerade in einen
Drachen?«
Gabriel holte mich gerade noch im letzten Moment
zurück. Er umfasste mit beiden Händen mein Gesicht, und seine Augen brannten
bis auf den Grund meiner Seele. »Du bist mein Ein und Alles«, sagte er, und in
diesen wenigen Worten steckte eine Welt voller Gefühle. Mein Herz jubelte, und
nach und nach gewann ich meine Fassung zurück, bis ich schließlich wieder als
Frau vor ihm stand.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich, meine Lippen auf
seinen.
Seine Augen leuchteten, aber er erwiderte nur:
»Komm heil zu mir zurück, mein kleiner Vogel.«
»Versprochen«, sagte ich und löste mich von ihm.
Ich packte Jim am Halsband und fühlte mich
einigermaßen beruhigt, weil ich nicht alleine nach Abbadon gehen musste.
»Stellt die Sitze gerade und klappt die Tabletts
hoch«, sagte Aisling und belegte Jim und mich mit einem Zauber. Dann machte sie
eine weit ausholende Geste, die den Stoff von Raum und Zeit zerriss. »Ich
wünsche euch eine schöne Zeit in der Hölle.«
»Berühmte letzte Worte«, sagte Jim, als wir
hindurch traten. Gabriel sagte nichts, aber sein Gesicht stand mir vor Augen,
als wir durch den Mahlstrom in die Finsternis gezogen wurden.
»Alles okay, May? Hey, alles okay? Hast du dir den Kopf
gestoßen?«
Langsam ließ der Schmerz in meinem Schädel nach.
Ich drehte mich um und blickte auf die großen schwarzen Nüstern eines
Neufundländers. »Ja, alles okay. Aua, ich habe mir den Kopf gestoßen.«
Blinzelnd setzte ich mich auf. »Wo sind wir?«
»So wie es aussieht, in einem Wäscheschrank. Wenn
ich raten müsste, würde ich sagen,
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