Silver Dragons 03 - Drachen lieben heisser-neu-ok-26.12.11-KM
zählt schwer zu deinen Gunsten«, sagte ich und tätschelte die
unversehrte Seite seines Kopfes. »Aber treib es nicht zu weit. Es war ein
langer Tag für uns alle.«
»Ja.« Jim sackte einen Moment lang zusammen, aber sofort
hellte sich seine Miene wieder auf. »Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was
Drake für ein Gesicht macht, wenn wir alle anmarschiert kommen und ihm erklären,
dass Baltic dein Haus in die Luft gejagt hat. Er bekommt einen Anfall!«
»Ich wünschte nur, wir würden Magoth finden«, antwortete
ich. Um den Dämonenfürsten machte ich mir mehr Sorgen als wegen Drake. »Wo mag
er nur sein? Er kann ja nicht verletzt gewesen sein, oder? Theoretisch ist er
ja kein Dämonenlord mehr. Eigentlich ist er gar nichts.«
»Nur unsterblich«, stimmte Jim mir zu. »Wenn du seinen übel
zugerichteten Kopf nicht gefunden hast, dann hält er sich schon irgendwo auf.
Er hat wahrscheinlich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich aus dem
Staub gemacht.«
Ich weiß nicht, wie die meisten Leute reagieren würden, wenn
eine kleine Armee von Drachen bei ihnen vor der Tür stünde, aber Drake machte
es überhaupt nichts aus ... bis Aisling schwerfällig die Treppe herunterkam, um
nachzusehen, was los war.
»Abgesehen von der Tatsache, dass Jims Fell - was davon noch
übrig ist - qualmt, scheint Cyrene unter der Decke nackt zu sein. Maata geht
gebeugt, und May hat auch nichts an, außer eines von Gabriels Hemden. Bei den
Silberdrachen muss wohl irgendwas passiert sein.«
»Baltic hat uns ausgebombt«, sagte ich und blickte zu Drake.
Als er uns an der Tür gegenüberstand, hatte er uns einfach ins Haus gebeten und
noch nicht einmal gefragt, was passiert war. »Wenn ihr hier keinen Platz für
uns habt, können wir ins Hotel gehen.«
»Sei nicht albern«, erwiderte Aisling. »Wir haben reichlich
Platz. Lass mal überlegen. Ich gebe dir den ... nein, den Raum beansprucht
Catalina. Wie wäre es mit ... oh, warte, René ist ja da. Du kannst das Gelbe
Zimmer haben; es hat einen schönen Blick auf den Fluss. Und Cyrene kann ...
hmm.«
»Ich mag Flüsse«, erklärte Cyrene gähnend. »Das Gelbe Zimmer
ist in Ordnung für mich.«
»Nein, warte mal«, sagte ich und hielt meinen Zwilling fest,
die schon die Treppe hinauflaufen wollte. »Es ist nett von dir, dass du uns
alle unterbringen willst - mir fällt wirklich kein sichererer Ort ein -, aber
wenn du nicht genug Platz hast, kann Cyrene in ihre Wohnung gehen. Schließlich
hat sie eine in der Stadt.«
»Du auch!«, entgegnete sie.
»Nein, nicht mehr. Ich habe sie vor ein paar Wochen
aufgegeben.«
»Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich alleine in
meine Wohnung gehe! Ganz alleine?«, kreischte sie. »Ich bin emotional
durcheinander! Ich bin ein Wrack! Ich sollte jetzt besser nicht alleine sein -
das weiß doch jeder!«
»Du hast dich von deinem Freund getrennt, was du in den
letzten tausend Jahren mehrere hundert Mal getan hast, also wirst du ja dieses
Mal wohl auch damit fertig werden«, erwiderte ich.
Sie warf mir einen finsteren Blick zu. »Du hast kein Herz,
Mayling.«
»Ich habe ein Herz. Ich habe aber auch eine Vorstellung
davon, wie viele Personen Aisling unter ihrem Dach beherbergt, und ich bin
sicher, das Haus ist überfüllt.«
Cyrene warf Aisling einen kläglichen Blick zu. Ihre
Unterlippe bebte. »Aisling?«
»Ja, es ist ein bisschen eng im Moment«, sagte Aisling.
Cyrene schniefte und gab ihr Äußerstes, um kläglich und
zerbrechlich auszusehen. »Gut, dann gehe ich eben in meine kalte, dunkle,
einsame, leere Wohnung und denke kalte, dunkle, einsame Gedanken.«
»Beim zweiten Mal hast du ›leer‹ vergessen«, warf Jim ein.
Sie trat ihm auf die Zehen.
»Aua! Du darfst mir nicht wehtun! Das darf nur Aisling! Oder
auch May, wenn sie es wollte, aber May ist offensichtlich nicht der böse
Zwilling und würde so etwas Grausames und Schändliches niemals tun.«
Ich kniff ihm ins Ohr.
»Bis Aisling endlich das Baby hat, werde ich grün und blau
sein«, grummelte Jim und setzte sich neben Aisling.
»Da ist noch der Speicher«, sagte Aisling langsam. »Die
Räume dort oben sind doch bewohnbar, oder, Drake?«
»Ja, aber sie sind seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr
hergerichtet worden«, antwortete er.
»Das macht mir nichts aus.« Cyrene riss flehend die Augen
auf. »Ich will nur nicht allein sein.«
Aisling lächelte. »Wir kriegen dich schon unter. Es gibt
vier Speicherräume, also genug für Cyrene, Maata und die beiden
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