Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
haben nicht die geringste Absicht, aufzuhören.«
Um Winter begann sich alles zu drehen.
Eine Woche … Gerade mal sieben Tage und das Chaos würde endgültig ausbrechen.
Das ist zu kurz , wurde ihr verzweifelt klar. Wir sind noch nicht bereit … Ich bin nicht bereit .
»Cameron, bist du sicher?«
Er schnaubte ins Telefon. »Denkst du, mir ist nach Spaßen zumute? Es ist nämlich nicht lustig, über den Mord an meinem besten Freund zu sprechen.«
Seine Worte drückten ihr die Kehle ab und sie schnappte nach Luft.
»Denn genau darüber müssen wir jetzt sprechen. Hast du schon die Zeitung gelesen? Nach dem Brand in York hat man sechs Leichen gefunden. Sechs, verdammt noch mal! Und in Southwork wurde diese Nacht eine Frau ermordet.«
Sie konnte ihr Zittern kaum beherrschen, als sie aus dem Bett stieg.
»Wir treffen uns in St James. Ich bin gleich da, Cam.«
Es ist zu früh! Verdammt!
Winter schaltete ihr Notebook ein und kleidete sich zitternd an.
Bitte, El, bitte .
Sie rief ihre E-Mails ab und drückte verzweifelt die Daumen. Ohne die Übersetzung des Rituals konnten sie nichts tun, und sie hatten keine Zeit mehr.
In einer Woche würde Rhys den Rat stürzen.
Warum? Reichte dir das, was wir hatten, denn nicht? Warum zwingst du mich, es zu tun? Warum …
Sie erstarrte, als sie sich bewusst wurde, wohin dieser Gedanke führte.
Warum zwingst du mich, dich zu hassen?
Das war es, was sie sich nicht einmal in der Stille ihrer eigenen Gedanken eingestehen wollte.
Aber war es so? Blieb von ihrer Liebe wirklich nichts als … Hass, Wut und Angst?
Der Moment der Entscheidung war gekommen.
Was bist du bereit, für die Liebe zu riskieren, Winter Blackwood Starr? , fragte sie sich wieder.
Mit einem Mal wich alle Traurigkeit und ihr Geist wurde messerscharf und sachlich.
Oder zumindest für das, was von der Liebe übrig bleibt , sagte sie sich, unnatürlich distanziert. Es ist sowieso egal, alles endet in dem Moment, wo du ihm gegenübertreten wirst. Es wird nichts übrig bleiben, Win … nicht einmal, wenn du überlebst .
Ihre Augen waren auf den Monitor geheftet, aber Winter war ganz woanders. Sie war allein in einer Welt, in der sie sich nichts mehr vorspielen konnte.
Wir zwei , erkannte sie endlich, oder das, was richtig ist?
Diese verzweifelte, an die MACHT und das Blut gebundene Liebe oder die Rettung aller Freunde und Unbekannten? Menschen, die nicht einmal wussten, dass sie in Gefahr waren?
Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen, sie würde Rhys niemals hassen können. Sie mochte sogar Angst vor ihm haben, aber hassen würde sie ihn nie.
War sie bereit, jeden Schlag ihres Herzens für diejenigen zu opfern, die sie auf die eine oder andere Weise getäuscht hatten, um sie zu schützen oder zu manipulieren? Ihr Leben zu opfern und das des Jungen, den sie liebte?
Winter verspürte den Wunsch zu lachen, denn so gesehen war die Frage verdammt einfach.
Wenn Rhys bereit war, den Preis zu zahlen für die Welt, die er gerade schuf, war sie in der Lage, das Gleiche zu tun?
Was bist du bereit, für die Liebe zu opfern, Winter? Die Gerechtigkeit? Deine Freunde?
Oh nein, Rhys. So viel nicht.
Weder um mich selbst, noch um dich zu retten.
Sie musste sich beeilen, stellte sie fest, als sie abrupt in die Gegenwart zurückkehrte. Sie brauchte das Ritual, und sie brauchte es sofort.
Sie öffnete sämtliche Bilddateien und kontrollierte sie in aller Eile, aber auch sehr aufmerksam, ein weiteres Mal. Es musste einen Hinweis geben.
Die Gründer hatten die Corona Argentea geschaffen, sie hatten gewusst, wie ihre MACHT zu gebrauchen war.
De corona libertas, aus dem Kreis die Freiheit …
Aber wie? Wie?
Sie zwang sich nachzudenken. Jedes Indiz musste entschlüsselt werden, allerdings bezogen sich alle auf den Raum mit den Statuen unter der Krypta.
Ein nervöses Lachen entfuhr ihr. Hätten die Gründer sich doch bloß die Mühe gemacht, eine Gebrauchsanweisung neben den Altar zu legen …
Moment mal: Und wenn es so wäre?
Sie untersuchte die Fotos der Krypta auf der Suche nach einem Versteck, einer Nische, einem Ort, der Platz genug für eine Handschrift bot.
Dann griff sie sich an den Kopf.
Alles stand auf den Wänden geschrieben: Die Fresken enthielten die Anleitung, wie die Corona Argentea zu aktivieren war.
E leri hatte während der ganzen Reise von Cae Mefus mit den Füßen auf den Linoleumboden des Zugs getrommelt.
Die auf ihren Jeans ausgebreitete Ausgabe des ›Pioneer‹ hatte sie in eine
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