Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
dachte sie gereizt. Sie konnte es kaum erwarten, die Haustür hinter sich zuzumachen und sich endlich schlafen zu legen.
Leider kam sie nie zu Hause an, denn die große, schlanke Silhouette versperrte ihr den Weg, und seine Kumpane schnitten ihr jede Fluchtmöglichkeit ab.
Sie konnte gerade noch einen Schrei ausstoßen, bevor sie mit gebrochenen Augen zu den Straßenlaternen hochstarrte, während die Vampire ihren Durst stillten.
Die Zeitungen würden am nächsten Tag berichten, dass das Opfer Meryl Grant hieß, und niemand würde protestieren und richtigstellen, dass Merryl mit zwei r geschrieben wurde.
Rhys stieg mit fließenden Bewegungen aus einem der Autos und trat zu seinem Vater.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete, an das Auto gelehnt, auf die Ankunft der Gäste, während die Soldiers sich fächerförmig um ihn herum aufstellten.
Das alte Fabrikgebäude in der Vorstadt, isoliert und ruhig gelegen, war der ideale Ort für die erwarteten Verhandlungen.
Niemand würde sie stören oder behindern. Auch diesmal hatte Hywel Llewelyn seine Arbeit gut gemacht.
Die Vampire aus Dover ließen nicht lange auf sich warten. Die beiden Fahrzeuge fuhren über den asphaltierten Hof und hielten in sicherem Abstand an.
Als der Motor ausging, breitete sich Stille aus.
»Wir sind so weit, mein Sohn«, stellte Hywel Llewelyn fest und sein Lächeln drückte die Vorfreude auf das Treffen aus.
Rhys sah ihn ausdruckslos an, dann wandte er seinen Blick den Neuankömmlingen zu.
Jemand ließ die verdunkelten Scheiben herunter und im Licht der Scheinwerfer sah man die Vampirin im Wageninneren.
Die Meisterin der Loge von Dover war also höchstpersönlich erschienen, um den Verhandlungen beizuwohnen.
Rhys verharrte gleichmütig, im Stillen jedoch begrüßte er ihre Entscheidung, im Wagen zu bleiben. Er hätte sich nur ungern mit ihr auseinandergesetzt.
Er hob nur die Hand zum Zeichen der Begrüßung und sie antwortete mit einem Kopfnicken. Dann kamen ihre Gesandten näher und blieben im Zentrum dieses Niemandslands stehen.
»Der Tanz ist eröffnet«, murmelte Rhys, ein Lächeln andeutend. Auf seine Anordnung gingen die Soldiers voraus und bildeten einen Schutzschild um ihn und seinen Vater.
Das Ungleichgewicht der Lager war so offensichtlich, dass sich der Ausdruck des Leiters der Delegation aus Dover einen Moment lang verfinsterte, bevor er sich respektvoll verneigte.
»Unsere Ehrerbietung, Großmeister.«
Rhys wartete, bis er sich wieder aufgerichtet hatte. »Seid willkommen.«
Die MACHT umgab ihn, und er sorgte dafür, dass die Neuankömmlinge es merkten.
So sollte es sein.
Er fühlte sich stark in dieser Nacht, bereit für den nächsten Akt seines Kampfs.
»Wir sind gekommen, um unsere Position darzulegen, Großmeister«, begann der Vampir aus Dover endlich, »kraft der jeder Loge des Ordens zugestandenen Freiheit.«
Rhys nickte feierlich, mit ausdrucksloser Miene. »Ich höre.«
»Unsere Meisterin hat mich beauftragt, Ihnen mitzuteilen, dass die Familien unserer Stadt die gegenwärtige Unsicherheit nicht gutheißen. Sie drohen, uns ihre Unterstützung zu entziehen und jede Zusammenarbeit mit dem Orden aufzugeben.«
»Sie bestätigen mir damit ein Gerücht, das ich bereits kannte«, erwiderte Rhys. »Ich habe volles Verständnis für die schwierige Lage, in der sich die Loge von Dover befindet.«
Auf dem Gesicht seines Gegenübers breitete sich vorsichtige Hoffnung aus.
»Die Familien haben uns aufgefordert, eine klare Position einzunehmen«, gestand er und wand sich unter den Augen dieses von MACHT erfüllten Jungen.
Rhys ließ seine Augen nicht los, während er wartete. Der andere würde seinen Blick als Erster abwenden.
»Das erwarte auch ich von euch«, sagte er mit kristallklarer Ruhe.
Schließlich senkte der andere seine Augen. Die reglose Anspannung seiner Schultern zeigte, dass seine Beunruhigung wuchs.
Dennoch nahm er das Wort wieder auf. »Die Familien sind nicht mit dem neuen Großmeister einverstanden. Sie sind nicht bereit, den Tod Lochinvars ungesühnt zu lassen, und ebenso wenig, die Existenz eines UNSTERBLICHEN hinzunehmen. In Dover oder wo auch immer. Unsere Meisterin wünscht, dass Sie Ihre Entscheidungen noch einmal überdenken, Rhys Llewelyn, denn der von Ihnen eingeschlagene Weg wird den Pakt und auch den Rat zerstören.«
Du bist mutig, Mann aus Dover , musste Rhys ihm zugestehen. Er wäre ein guter Verbündeter gewesen, in einer anderen Situation.
Er lächelte
Weitere Kostenlose Bücher