Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
bedenkt, dass die Lösung direkt vor unseren Augen war …«
Er blieb unvermittelt stehen, und Winter versuchte, seinem Griff zu entkommen. Doch Vaughan hielt sie mit einem strahlenden Lächeln fest.
»Eine großartige Zukunft erwartet uns …«, sagte er mit merkwürdiger Wärme. Er sah sie auf eine allzu intime Weise an. »Aber im Grunde haben aufgeschobene Genüsse einen besonders kostbaren Geschmack.«
Winter riss ihren Arm erneut zurück und diesmal gelang es ihr, ihn freizubekommen.
»Das Ritual, Darran«, zischte sie. »Führ endlich das verdammte Ritual durch, und dann mach, was du willst.«
Er bedachte sie mit einem schrägen und gleichzeitig sinnlichen Blick.
»Wie naiv du bist, Winter«, murmelte er. Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. »Das ist eine Seite an dir, die mich manchmal geradezu rührt.« Er legte sich die Hand auf die Brust. »Dir behilflich zu sein, das Ritual durchzuführen, ist ein Privileg und eine Ehre. Eigentlich will ich ja nicht mehr, als dich von deinem unliebsamen Traumprinzen zu befreien.«
»Dann sollten wir uns beeilen«, erwiderte Winter schneidend.
Der Vampir deutete eine Verbeugung an. Seine Augen glänzten amüsiert, hell wie Diamanten, verführerisch, während sie gemeinsam die Fresken studierten, nur einen Schritt voneinander entfernt in einer immer unerträglicheren Anspannung.
»Nimm es mir nicht übel, Winter«, meinte er sarkastisch, als sie fertig waren. »Ich fürchte, du musst mir erlauben, dich zu fesseln, wenn ich dir helfen soll. Das letzte Mal, in Glan Gors, als ich versucht habe, ritterlich zu dir zu sein, wäre ich durch deinen Liebsten beinahe zu Tode gekommen, und du bist mir entwischt. Ich versuche immer, aus meinen Fehlern zu lernen.«
Winter musterte ihn voller Wut. »Glaubst du wirklich, ich würde versuchen zu fliehen?«
Vaughan konnte auch jetzt ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ja, wenn ich ehrlich bin. Über viele Aspekte der Bindung, die ich vorhabe mit dir einzugehen, wirst du dir erst klar werden, wenn es so weit ist. Ich habe Grund zur Annahme, dass du nicht einverstanden sein könntest, deshalb sollte ich Maßnahmen ergreifen, meinst du nicht? Ich gestehe, dass es ziemlich frustrierend für mich wäre, dich ein weiteres Mal zu verlieren … Außerdem besitzt dieser Altar mehr MACHT als eine Atombombe. Es wäre ziemlich riskant, sie umsonst zu entfesseln.«
Winter öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Vaughan verschloss ihn mit seinem Finger.
»Du brauchst mir nicht dein Wort zu geben, ich wüsste nicht, was ich damit anfangen sollte. Um ganz ehrlich zu sein, hast du schon mehrmals bewiesen, dass du unfähig bist, dein Wort zu halten. Und jetzt reich mir bitte deine Hände.«
Winter wich einen Schritt zurück, aber er lachte und bewegte sich auf sie zu, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand.
»Dir müsste doch klar sein, wie groß mein Verlangen ist, dich dem größenwahnsinnigen jungen Bastard zu entreißen.«
Winter war zu wütend, um aufzugeben. »Ach, hör doch auf! Dich interessiert nur mein Blut.«
Vaughan schlug mit der Hand neben sie auf die Wand.
»Zwing mich nicht, noch deutlicher zu werden, Winter Blackwood. Ich denke, ich war klar genug.«
Blitzschnell glitt er neben sie.
»Außerdem hast du gar keine Wahl. Seit ungefähr einem Jahrhundert bin ich im Besitz eines gewissen Rubins, ohne den diese ganze Corona Argentea bloß ein Trümmerhaufen ist. Er steckt in meiner Tasche.«
Er hob seine Arme und warf ihr einen herausfordernden Blick zu.
Du lügst , wollte Winter schreien, aber das hätte nichts genützt. Sie hatte den Stein in seinen Händen gesehen, als sie in seine Erinnerungen eingedrungen war.
Widerwillig hielt sie ihm ihre Hände hin.
Vaughan ergriff sie mit einem triumphierenden Lächeln. Er fesselte ihre Handgelenke und Fußknöchel mit einer dünnen Kordel, ohne Rücksicht darauf, ob er ihr wehtat.
»Mir steht die ganze Ewigkeit zu Verfügung, um Abbitte zu leisten«, erklärte er zufrieden und hob sie hoch. »Aber nicht, wenn das Ritual misslingt.«
Unerwartet vorsichtig legte er sie auf den Altar, und sein Gesicht nahm einen merkwürdig feierlichen Ausdruck an.
»Es tut mir leid, Winter«, sagte er, zog den Rubin aus der Tasche und ließ ihn in die dafür vorgesehene Vertiefung an der Seite des Altars gleiten. »Es wird nicht besonders angenehm für dich sein.«
Winter hob die Augen zur Decke und ballte die Fäuste. Ihre Haut brannte bei der Berührung mit dem
Weitere Kostenlose Bücher