Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
silbernes Licht auf, während ihre Hände nach Hywel griffen.
Winter begriff zu spät, dass sie ihren Gegner unterschätzt hatte. Hywel Llewelyn hatte ein so langes Leben hinter sich, dass er die MACHT spürte, wenn sie gerufen wurde. Er holte einen Dolch hervor und schnitt der Vampirin die Kehle durch.
Winter entkam nur knapp ihrer Agonie und fand sich auf dem Boden unter dem Tisch liegend wieder.
Schmerzhaft klopfte ihr Herz in der Brust.
»Er hat es begriffen«, stöhnte sie. »Er hat mich entdeckt.«
Das war eine schlechte Nachricht. Unnötig zu erklären, wie schlecht sie war.
Die Vampire, die den Tisch über ihr anhoben, ließen ihr keine Zeit zu reagieren.
»Blackwoods Tochter«, skandierte einer von ihnen und bedachte sie mit einem harten Blick. »Das ist eine gute Geisel.«
Winter schnappte sich einen der heruntergefallenen Teller und schleuderte ihn in seine Richtung.
»Winter.«
Vaughan erkannte sie sofort.
Sein Gegner nutzte den Augenblick und hieb ihm die Faust in den Magen.
Nicht schlecht, musste er, nach Luft schnappend, zugestehen. Er revanchierte sich mit einem Tritt gegen das Schienbein, der den anderen zu Boden brachte.
Blitzschnell packte er seinen Kopf und brach ihm mit einer schnellen Drehung das Genick.
»Bedaure. Aber ich habe noch was Besseres vor.«
W inter stand neben einem großen Kamin, nicht weit vom Fenster entfernt, mit dem Rücken zur Wand, vor ihr zwei Vampire.
Ihr Fluchtversuch hatte zumindest von Madison und Eleri abgelenkt.
»Wir tun dir nichts«, versuchte einer von ihnen sie zu beruhigen. »Du bist eine wertvolle Geisel. Wir müssen dich nur zu Mr Llewelyn bringen.«
»Und das soll ich glauben?«, gab sie zurück, während sie versuchte, Zeit zu gewinnen. »Wenn nicht ihr mich umbringt, dann wird es euer Anführer tun …«
Die MACHT. Sie hatte keine andere Chance, aber es gelang ihr nicht, genug Macht herbeizurufen, um in ihren Geist einzudringen.
Die Handgelenke der Männer trugen frische Bissspuren. Hywel hatte sie offensichtlich schon an sich gebunden.
Winter fixierte ihre weißen Schärpen.
»Ist euch eigentlich klar, was ihr da tut? Ihr müsstet den Pakt verteidigen. Wollt ihr wirklich lieber die Sklaven dieses Wahnsinnigen sein?«
Die Soldiers bewegten sich nicht, aber der Blick des einen trübte sich leicht. »Es gibt keinen Orden mehr, Tochter Blackwoods. Nach dem Verrat deines Vaters hat er sich langsam aufgelöst.«
Winter lachte, überlegte hektisch. »Welch ehrenwerte Ausrede.«
Sie verzog keine Miene, als Darran Vaughan hinter den Vampiren auftauchte, obwohl sich ein Hoffnungsschimmer in ihr ausbreitete.
»Los.« Der erste Soldier kam auf sie zu und versuchte, ihren Puls zu fassen.
Vaughan war schneller. Er packte seine Haare und schmetterte seinen Kopf gegen die Wand. Als sein Körper zusammensackte und eine Blutspur auf der elfenbeinfarbenen Seidentapete hinterließ, warf er dem Mädchen einen Blick des Einverständnisses zu. Dann drehte er sich abrupt um und stellte sich dem Angriff des anderen Soldiers.
Das Schwert seines Gegners versetzte ihm einen Schnitt von der Hüfte bis zum Bauchnabel.
Es war das erste Mal seit fast einem Jahrhundert, dass er von einer Stichwaffe verletzt wurde.
»Bleib stehen«, befahl er Winter und stellte sich schützend vor sie. Dann wandte er sich wieder dem Vampir zu. »Könnten Sie bitte einen Schritt zurücktreten, mein Herr? Wir gefährden sonst die junge Dame …«
Der Soldier war ein perfekter Gentleman und trat automatisch einen Schritt zurück, als hätte es das dritte Jahrtausend nie gegeben.
Dann sah Vaughan, wie er sein Schwert wieder hob und wehrte den Hieb mit einer Kaminzange ab.
Die Klinge traf funkensprühend und metallisch kreischend auf die Eisenzange und rutschte an ihr ab.
Vaughan beschrieb mit seiner improvisierten Waffe einen Kreis in der Luft, bevor er sie auf seinen Gegner richtete.
Der andere sprang zurück und hieb erneut zu, zerschnitt Vaughans Hemd und riss seine Haut am Ellbogen auf. Der Schnitt begann zu bluten und Vaughan verlor langsam die Geduld.
Er verringerte den Abstand zwischen ihnen und ließ den anderen näher herankommen. Dem nächsten Hieb wich er mit einer schnellen Drehung aus, aber die Klinge ritzte ihm trotzdem den Rücken auf. Es gelang ihm, das Schwert am Griff zu fassen zu bekommen, und sein Gegner überließ es ihm unerwartet, als er sich entschlossen auf Winter warf.
Sie riss sich jäh von dem seltsamen Reiz los, den dieses Duell auf sie ausübte,
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