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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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ihn unglaublich interessant.
    Winter war überrascht, dass sie ein Verlangen spürte, ihn zu beobachten.
    Eigentlich hätte sie sich fragen sollen, warum sie sich dort befand. Und wo genau sie war.
    Irgendetwas stimmte sie nachdenklich, das ungute Gefühl einer Vorwarnung … Doch wie sollte sie etwas unterbrechen, das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Traum war?
    Miles schritt ohne Hast voran. Er hatte sein ganzes Leben in der Kleinstadt verbracht und kannte jeden Winkel aus dem Effeff. Ab und zu verdeckten die Wolken den Mond, aber er brauchte kein Licht, um den Weg zu finden.
    Vielleicht war er allzu sehr in Gedanken versunken. Oder vielleicht war sein Verfolger unnatürlich geräuschlos.
    Der Junge bemerkte ihn erst, als er unter seinem Gewicht ins Gras gedrückt wurde.
    Vor Schreck schrie er auf. Er wand sich wie wild und versuchte verzweifelt zu erkennen, wer oder was ihn angegriffen hatte.
    Miles war nie besonders mutig gewesen, doch erst in diesem Moment wurde er sich bewusst, dass er noch nie wirklich Angst gehabt hatte. Jetzt loderte sie in seinem Kopf auf und löschte jeden anderen Gedanken aus.
    Vielleicht war es der Hund des Bauernhofs. Er hätte besser eine Taschenlampe mitnehmen sollen. Doch es waren menschliche Hände, die ihm den Halsansatz zudrückten.
    Während er um sich trat, trafen seine Füße den Gegner so heftig, dass er kurz innehielt.
    Miles nutzte den Augenblick, um sich umzudrehen und ihm ins Gesicht zu schauen, und seine Angst wurde noch größer.
    Es war ein Mann. Sein Körper jedenfalls schien menschlich zu sein. Doch seine Augen …
    Allmächtiger Gott , dachte Miles.
    Kein Mensch hatte einen solchen Blick. Er war wild, gierig.
    Er schien einem Albtraum entsprungen zu sein.
    Der Angreifer packte ihn an den Haaren und zwang ihn, den Kopf seitlich zu neigen. Dann riss er den Mund auf und biss zu, dort, wo das Blut besonders reichlich floss. Sein Mund saugte sich an der Haut fest, und Miles konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    Hör auf , flehte Winter. Ich bitte dich, hör auf .
    Sie fühlte, wie ihre Lippen feucht wurden und die Hitze ihr in die Kehle stieg. Sie hätte alles dafür gegeben, diesen Albtraum zu unterbrechen, die wilde Freude dieses Augenblicks zu vergessen.
    Als der Vampir satt war, rannte Miles davon, die Finger an den Hals gedrückt. Der Blutstrom versiegte nach wenigen Augenblicken, und der Junge irrte erschöpft und benommen über die Felder.
    Winter wachte langsam auf.
    Die letzten Nachtstunden hatten ihr einen tiefen Schlaf beschert, wie es seit allzu langer Zeit nicht mehr vorgekommen war. Sie kuschelte sich noch etwas in das Wohlgefühl, bis der Wecker klingelte, dann streckte sie träge die Glieder.
    Sie fühlte sich erholt und stark, trotz der Albträume, die sie stundenlang gequält hatten, bis sie ohnmächtig wurde.
    Das Schwächegefühl des Vortags war verschwunden, aber dass sie sich beim Erwachen so wohlfühlte, bescherte ihr Gewissensbisse.
    Nimm’s einfach hin, Win , sagte sie sich, sei nicht dumm …
    Sie unterdrückte die Zweifel und genoss das Wohlbefinden. Nachdem sie die Augen aufgeschlagen hatte, wurde sie sich allerdings bewusst, dass etwas nicht stimmte: Auf ihren Lippen und im Gaumen schmeckte sie das rostige Aroma von Blut.
    Miles …
    Ihr Magen zog sich krampfartig zusammen. Sie kleidete sich an, so rasch sie konnte, und ging zu den Chiplins in die Küche hinunter.
    »Guten Morgen allerseits.«
    Jeder begrüßte sie auf seine Weise.
    »Hallo, Winnie«, sagte Mrs Chiplin. Wie immer war sie schon bereit, den neuen Tag in Angriff zu nehmen: ein Hauch Make-up, fast unsichtbar, und die hellen Haare zusammengebunden.
    Sie achtete weder darauf, dass Winter ihren Kaffee trank, noch forderte sie sie zum Essen auf, was ganz eindeutig darauf hinwies, dass niemand sie über Winters Ohnmacht in Kenntnis gesetzt hatte.
    Winter war erleichtert darüber. Sie setzte sich neben Dai, der sie mit einem breiten Lächeln begrüßte.
    Mit seinen zehn Jahren war der Kleine der Einzige in der Familie, der ihre wahre Natur noch nicht kannte, doch bald schon würde er in das Wissen der Familien eingeweiht werden, genau wie seine Geschwister.
    »Stelle dir vor, wir bekommen vielleicht einen Welpen«, verkündete er begeistert.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Die Hündin von einem Freund hat fünf Junge geworfen, und Mama und Papa haben gesagt, nach den Ferien können wir einen davon mit nach Hause nehmen, wenn wir wollen …«
    »Nur wenn die Klassenarbeiten gut sind,

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