Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Dai«, fiel Griffith Chiplin ein und stopfte seine Pfeife, während er seinen Kaffee etwas auskühlen ließ.
»Nach der Schule geht Mama mit mir die Welpen anschauen.«
Morwenna sagte nichts. Sie hielt den Blick starr auf den Fernseher gerichtet und war sehr ernst.
Winter stand auf und kam näher, um den Nachrichtensprecher besser zu hören.
»Shildon, im Bezirk Durham«, begann der Journalist. »Heute Nacht ist diese ruhige Kleinstadt zum Schauplatz einer neuen unerklärlichen Gewalttat geworden.«
Dem Mädchen lief ein Schauer über den Rücken.
»Bei dem noch unter Schock stehenden Opfer handelt es sich um den 22-jährigen Automechaniker-Azubi Miles Cooper.«
Ein Schrei entfuhr ihr, einer von denen, die Gareth sie jede Nacht ausstoßen hörte. Die Tasse fiel ihr aus der Hand und zerbrach am Boden.
D er Starbucks am Piccadilly Circus war sehr voll, was eine größtmögliche Anonymität gewährleistete, doch Susan Bray bereute es, nicht in ihrem ruhigen Büro geblieben zu sein. Sie war sicher, dass sie sich in dem Stimmengewirr niemals würde konzentrieren können. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der Aufregung.
Sie versuchte, die gerunzelte Stirn zu entspannen, fuhr sich mit den Fingern durch das kastanienbraune Haar und brachte damit ihre ordentliche Frisur durcheinander.
Im Iced Coffee vor ihr schmolz langsam das Eis und der Laptop lud eine Lawine von E-Mails herunter. Sie zog die graue Jacke ihres Kostüms aus und hängte sie sorgfältig über die Stuhllehne.
Als sie den Blick wieder hob, bemerkte sie, dass Iago Rhoser, der Exekutor, sie endlich gefunden hatte.
»Hat der Computer Internetverbindung, Bray?«, fragte er ohne Begrüßung.
Susan nickte. Sie hatte sich mit der brüsken Art des Exekutors abgefunden, nicht zuletzt auch deshalb, weil er in der Hierarchie der Familien weit über ihr stand.
Sie sah ihm zu, wie er eine dampfende Tasse auf den Tisch stellte und mit gut einstudierter Ruhe Platz nahm. Seiner strenger Gesichtsausdruck wurde etwas abgeschwächt durch ein herzliches Lächeln, für eventuelle Beobachter der Szene.
»Haben Sie das von dem Jungen in Shildon gelesen?«
Susan tippte mit dem Finger auf die gefaltete Ausgabe der ›Times‹ rechts neben ihr. Auch sie verlor nicht viele Worte.
»Die Zeit drängt«, bemerkte der Exekutor. »Das sollte inzwischen klar sein.«
Die dunklen Augen der Frau richteten sich auf sein Gesicht. »Sie wissen, dass ich der gleichen Meinung bin wie Sie, Mr Rhoser«, sagte sie und betonte dabei jedes Wort. »Den Helden zu spielen macht mir aber keinen Spaß.«
Der Mann grinste. »Sie werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, sobald Sie die E-Mail abgeschickt haben …«
Beide wussten, dass Susan sie abschicken und alles tun würde, was notwendig war, das stand außer Frage.
Aeron Fennah, das Oberhaupt der Familien, führte geheime Verhandlungen, um den Großmeister des Ordens zu stürzen, der mächtigen Gesellschaft, die über die Vampire herrschte. Und um ihm das Handwerk legen zu können, brauchten sie stichfestere Beweise als eine anonyme E-Mail-Adresse, an die sie herangekommen waren.
»Wer sagt Ihnen, dass macduff sich bereit erklären wird, mich zu treffen? Und wir werden nichts in der Hand haben, wenn wir nicht seine wahre Identität herausfinden. Das könnte eine Menge Zeit kosten, und inzwischen laufen wir Gefahr, dass alles auffliegt.«
»Ach, kommen Sie, Bray … Viele Leute wissen doch mittlerweile, dass Sie sich immer um die kleine Starr gekümmert haben.«
Susan seufzte. Winter … deren Blut dem unbekannten macduff Unsterblichkeit schenken und ihn überzeugen sollte, das Abkommen zu unterzeichnen. Und damit würde der Rat, der die Vampire des Ordens und die Familien vereinte, um den Frieden zwischen ihnen zu gewährleisten, zerstört werden.
»Glauben Sie tatsächlich, dass er sich persönlich einfinden wird?«
Iago Rhoser überlegte einen Moment lang.
»Ich hoffe es sehr. Wir sprechen immerhin von einem extrem verlockenden Preis … Ich an seiner Stelle würde jedenfalls nicht jemand anderen damit beauftragen. Jeder Vampir würde durch das Blut des Mädchens allzu sehr in Versuchung geraten.«
Die Anwältin senkte die Augen auf den Laptop und tippte rasch das Passwort ein. Die Mailbox von johnsmith , die Aeron Fennah für diesen Mailverkehr benutzte, öffnete sich nach wenigen Sekunden.
»Nun, dann wollen wir mal zusehen, dass wir die Sache über die Bühne bringen.«
Weit weg vom Starbucks, in einer alten
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