Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Villa unmittelbar außerhalb der Stadt Edinburgh, nickte macduff vor dem Monitor seines Computers.
Von johnsmith: Der Zeitpunkt ist gekommen. Rechtsanwältin Susan Bray wird Ihnen alles erklären. Bald werden Sie den unsterblichen Ruhm erringen, nach dem Sie suchen. Sie bestimmen den Treffpunkt .
Macduff gönnte sich das Vergnügen, die Zeilen ein zweites Mal laut zu lesen, damit auch der Vampir an seiner Seite sie hören konnte.
»Es ist soweit, mein Freund«, sagte er zufrieden.
Den anderen durchfuhr ein deutlich erkennbarer Schauer, aber er nickte nur.
»Bald«, murmelte er. »Es muss bald sein …«
Es herrschte absolute Stille, man hörte nur das Ticken der Tasten.
An johnsmith: Morgen um 19 Uhr. Atrium. Edinburgh.
Susan Bray und der Exekutor warfen sich einen Blick zu.
Um einen Ausflug nach Schottland zu organisieren, blieb ihnen nur sehr wenig Zeit.
E s war Samstag.
Winter verharrte auf der Schwelle der Haustür und fragte sich, ob sie den Schritt wirklich wagen sollte.
Wieso habe ich mich bloß überreden lassen? , fragte sie sich zum x-ten Mal. Es war eine hirnverbrannte Idee, und dennoch war es ihr nicht gelungen, einen Rückzieher zu machen …
Lorna Carter hatte sich bereit erklärt, sie zu decken, und sie hatte auch nichts Genaueres wissen wollen, doch Winter war sich sicher, dass sie ein Treffen mit einem Nox auf keinen Fall gutgeheißen hätte.
Warum gelingt es uns nie, das Richtige zu tun, Rhys?
Eigentlich gab es noch tausend andere Fragen, auf die sie keine Antwort wusste, und die erste davon betraf den Grund, warum gerade sie beide sich vom ersten Augenblick an geliebt hatten. Wäre es auch geschehen, wenn Winter ein beliebiges menschliches Mädchen und Rhys Llewelyn kein Vampir gewesen wäre? Oder war es nur die Anziehung des Bluts, die ihr Spiel mit ihnen trieb?
Winter warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten bis zu ihrem ersten Rendezvous.
Geh wieder auf dein Zimmer, Win. Schließ dich in deine Mansarde ein und vergiss es , gab sie sich den weisen Rat.
Doch stattdessen überprüfte sie ihr Bild im Spiegel im Hauseingang: das ganz leichte Make-up, das sie etwas weniger kindlich aussehen ließ, die offenen Haare, Jeans und Sandalen mit etwas Absatz. Das dunkelviolette T-Shirt, das ihre Schultern und den Hals unbedeckt ließ.
Okay. Ich gehe nun zu Lorna .
Sie schloss die Tür hinter sich, tat einen langen, tiefen Atemzug und drückte den Kristallanhänger in ihrer Hand.
Um Punkt zehn Uhr war sie am Bahnhof.
Rhys überließ es Winter, die Distanz zwischen ihnen zu bestimmen, und als sie einen Schritt vor ihm stehen blieb, hielt er an und kam nicht näher.
»Hast du Lust, das Meer zu sehen?«, fragte er nur.
Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete er, sie würde sich umdrehen und verschwinden, dass sie nur gekommen war, um sich von ihm zu verabschieden.
Doch Winter nickte, und ein leichtes Lächeln umspielte ihr Gesicht.
»Wo?«
»In Pensarn. Mit der Bahn brauchen wir weniger als eine Stunde.«
Sie gingen nebeneinander her zum Bahnsteig und warfen sich dabei ab und zu verstohlen einen Blick zu.
Sie waren noch nie miteinander ausgegangen. Sogar als sie in London zusammen auf der Flucht gewesen waren, hatten sie praktisch keine Gelegenheit gehabt, allein zu sein.
Die Luft war erfüllt von süßer Aufregung, als der Zug quietschend vor ihnen anhielt.
Winter wünschte sich, er möge sie weit weg bringen, weit über Pensarn hinaus, weg von den Familien und dem Orden. Und vom Albtraum der Vorhersage Bethans.
Zögernd streckte sie den Arm aus und ergriff Rhys’ Hand. Nichts und niemand auf der Welt würde sie dazu bringen, ihm etwas anzutun.
»Nur du und ich heute.«
Rhys richtete einen intensiven, funkelnden Blick auf sie, der verriet, wie sehr er sie begehrte. »Sonst nichts.«
Als sie das Zugabteil betraten, war die Distanz zwischen ihnen verschwunden. Winter lehnte ihre Stirn an seine Schuler, ihr offenes Haar zeichnete einen tiefschwarzen Fleck auf sein dunkelrotes T-Shirt.
Rhys lehnte sich an die Wand, und seine Arme umfassten zart ihren Rücken.
»Du hast mir gefehlt«, flüsterte er.
»Du mir auch«, antwortete sie ganz leise. »Du fehlst mir immer …«
Sie richtete sich wieder auf und führte ihn an der Hand durch den Gang, bis sie etwas abseits zwei Sitzplätze fanden.
Klar zu denken wurde immer schwieriger, doch für ein paar Stunden konnten sie alle Schwierigkeiten in Cae Mefus hinter sich lassen.
Die an ihnen vorbeiziehende Landschaft
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