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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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veränderte sich rasch, das Grün verschmolz mit dem stahlfarbenen Himmel. Der Morgen war außerordentlich strahlend, wenngleich am Horizont eine dichte Wolkendecke zu erkennen war. Als das Meer sichtbar wurde, beugte Winter sich instinktiv nach vorn.
    »Ich war noch nie ohne meine Großmutter am Meer«, murmelte sie.
    Rhys beobachtete verstohlen ihren Gesichtsausdruck. »Wenn du willst, können wir woandershin fahren.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Mit gefällt das Meer. Außerdem war ich noch nie in dieser Gegend. Oma und ich haben nur Cornwall bereist.«
    »Die Küste ist anders hier.«
    Winter blickte durch das Fenster auf den breiten weißen Strand, den man in der Ferne sah.
    »Alles ist irgendwie sanfter …«
    »Stimmt.«
    Er sprach allerdings nicht mehr von der Landschaft. Er meinte die heimlich miteinander verbrachten Stunden, und Winter errötete leicht.
    Sie wollte mit ihm den Wellen zuschauen.
    Die Bahn fuhr jetzt durch Wohngebiete, erreichte Abergele und verlangsamte die Fahrt.
    »Denkst du manchmal an die Zukunft, Rhys?«
    Der Junge lächelte. »Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Und heute ist es verboten.«
    Während der Zug bremste, half er ihr auf die Beine und zog sie an sich.
    »Nur du und ich. So war’s abgemacht, nicht wahr?«
    Winter nickte und ihr Gesicht entspannte sich wieder.
    ›Du hättest die Pflicht, ihn eigenhändig zu vernichten.‹
    Seine Finger fuhren sanft über ihr Gesicht und entlockten ihr ein Lächeln.
    Nicht jetzt, Win , ermahnte sie sich. Heute ist nichts anderes wichtig .
    Es war einfach, sich davon überzeugen zu lassen, wenn sie sich so nah waren.
    Als sie am Bahnhof von Abergele und Pensarn ausstiegen, überließ sie sich dem eigenartigen Zauber.
    Möglicherweise war es nur wegen des Bluts, doch konnte es ein stärkeres Gefühl geben?
    Die Luft war frisch und schmeckte salzig. Der starke Wind hatte fast alle Spaziergänger vertrieben, und sie waren allein auf der Strandpromenade.
    »Willst du deiner Freundin keine Rose kaufen?«, fragte die Blumenfrau, als sie an ihrem Marktstand vorbeikamen.
    Ein unvermittelt heftiger Windstoß zerzauste Winters Haare, die sich wie Flügel über ihren Schultern öffneten. Rhys und sie vergaßen zu antworten, sie nahmen sich an der Hand und begannen zu laufen.
    Sie hatten den Ruf des Meeres vernommen.
    Als sie auf den Kieselsteinen den Strand entlanggingen, blieb Winter stehen und zog sich die Sandalen aus, ging barfuß mit den Schuhen in der Hand weiter.
    Die Wellen brandeten am Strand und zerstäubten zu kaum wahrnehmbaren salzigen Tröpfchen.
    Sie verlangsamten ihre Schritte, gingen so nah wie möglich ans Wasser heran und lachten, wenn unvermittelte Spritzer sie trafen.
    Winter hatte gerötete Wangen. Ihre langen schwarzen Locken umwehten ungeordnet ihr Gesicht und verliehen ihrem Aussehen etwas Zügelloses und Wildes.
    Jedes Mal, wenn Rhys ihren Blick kreuzte, schlug sein Herz stärker. Ihre Augen leuchteten so sehr …
    Dann verharrten sie in einer festen Umarmung und dachten an nichts mehr.
    Sie setzten sich auf den Schotter, zwischen Meer und Wind.
    Winter hatte keine Angst mehr.
    Sie beide und sonst nichts.
    Der ganze Rest, welche Verdammnis auch immer ihr Schicksal bedrohen mochte, musste warten.
    D as Atrium war eines der bekanntesten Restaurants in Edinburgh.
    Die Einrichtung war eine elegante Kombination aus klassisch und modern: dunkles Holz, Stühle mit weißem Überzug, Sichtmauerwerk und Lampen in Metall-Laminat, die ein gedämpftes, warmes Licht verbreiteten.
    Ein zuvorkommender Maître begleitete Susan Bray zu einem etwas abseits stehenden Tisch.
    Der Mann, der sich erhob, um sie zu begrüßen, trug eine perfekt geschnittene Tweedjacke und eine Brille, die ihm mehr Reife und Autorität verleihen sollte. Er war hochgewachsen, hatte hellbraune Haare und ein herzliches und leicht amüsiertes Lächeln. Es mochte nicht von Bedeutung sein, aber er wirkte, als wäre er noch nicht einmal vierzig.
    »Er ist mir ein großes Vergnügen, Ms Bray«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    Susan schüttelte sie kurz und fest, in der Absicht, selbstsicher zu wirken.
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich war wirklich neugierig zu erfahren, wer sich hinter dem geheimnisvollen John Smith verbirgt.«
    Der Maître rückte ihren Stuhl vom Tisch weg, und sie setzte sich und dankte ihm mit einem leichten Nicken.
    »Ich denke, Sie verstehen die Gründe meiner Zurückhaltung …«
    »Selbstverständlich«, antwortete

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