Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
Vom Netzwerk:
aufzehren, und das wissen Sie so gut, dass Sie versucht haben, sie über mich zu bekommen. Sie wollen ein friedliches Imperium, das weiß ich, aber Sie haben den Fehler begangen, dieses Imperium auf eine einzige Person auszurichten.«
    Lochinvar seufzte. Zum ersten Mal schienen die Jahrhunderte von seinem Körper Besitz zu ergreifen, und er wirkte ermattet von einem zu langen Leben.
    »Ich hätte die Aufgabe nicht anderen anvertraut, wenn ich selber die Kraft dazu besessen hätte«, gab er zu. »Doch du kannst der Anführer sein, den nicht nur der Orden, sondern auch der ganze Rat nötig haben.«
    »Und wenn ich es nicht schaffe, können Sie immer noch Winter zwingen, mich zu töten und dabei selber zu sterben, richtig? Denn wenn das Experiment misslingen sollte, gäbe es kein bequemeres Mittel, um sich von der Bedrohung, die wir darstellen, zu befreien, nicht wahr?«
    »Du bist jung, Rhys, aber du kannst lernen. Du musst es tun, für dein Geschlecht und für die Menschen.«
    Rhys seufzte bitter. »Wenn Sie dem Orden und den Familien vertraut hätten, wäre all das nicht geschehen, aber nun ist es zu spät. Ich bin geworden, was Sie aus mir gemacht haben, Sir.«
    »Nein«, murmelte der Großmeister und durchbohrte ihn mit einem strengen Blick. »Du hattest immer die Möglichkeit, frei zu wählen. Was du geworden bist, hast du dir selber vorzuwerfen.«
    Jetzt .
    Die Schwertklinge blitzte auf. Sie zog einen perfekten Bogen und zeichnete eine dünne, scharlachrote Linie auf Alaric Lochinvars Hals.
    Der Großmeister gab ein gurgelndes Stöhnen von sich und seine Augen füllten sich mit Entsetzen.
    Rhys wandte das Gesicht ab.
    Als das Blut in warmen Wellen herausquoll und das Sakrarium beschmutzte, fiel Lochinvar vor seinem Sitz zu Boden, und Rhys schaute wieder zu ihm hin, bis er den letzten Atemzug ausgehaucht hatte.
    Der Griff des Schwerts in seinen Händen schien ihm gleichzeitig eiskalt und glühend heiß zu sein. Er öffnete die Finger, und das Schwert fiel mit einem metallenen Klang zu Boden.
    Dann kniete er langsam neben Lochinvar nieder und legte ihm zitternd eine Hand auf das Herz. Kein Herzschlag war mehr zu spüren.
    Ich habe ihn getötet , war alles, was er denken konnte. Es war tatsächlich geschehen …
    Wir sind frei , wurde er sich bewusst, während er das leblose Gesicht betrachtete. Warum empfand er so gar keine Erleichterung?
    Nur deshalb hast du es getan , rief er sich in Erinnerung, um sie zu retten .
    Rhys ließ sich gegen den Stuhl des Großmeisters fallen, blieb dort sitzen und starrte auf seine Hände. Es war richtig, dass sie beschmutzt waren, scharlachrot. Dies war ein geringer Preis für Winters Leben.
    »Ich werde es zu ertragen wissen«, schwor er in der Stille.
    Und dem Schatten, der ihn umgab, gelang es endlich, ihn zu erreichen.
    Winter schrie, versuchte aufzutauchen aus den Tiefen, in die sie gestürzt war.
    Sie schlug verzweifelt um sich, um sich von dem Albtraum zu befreien.
    Es kann nicht wahr sein, es kann nicht wahr sein …
    Sie erwachte weinend und wartete entsetzt, zitternd in ihrem Bett auf das Morgengrauen.
    Sie kannte Rhys, mit ihrem Blut hatte sie ihm ihre Seele geschenkt. Er hätte nie etwas Derartiges getan.
    Ich vertraue dir … , wiederholte sie immer wieder wie eine Zauberformel.
    Es war die längste Nacht ihres Lebens.
    E in kurzer Schlag an die Tür weckte sie aus dem unruhigen Schlaf, in den sie gefallen war. Winter fuhr sich mit den Händen über die Augen, versuchte den letzten Rest Schläfrigkeit und Tränen zu verscheuchen.
    »Es ist offen.«
    Morgan Blackwood betrat das kleine Schlafzimmer und kam langsam zu ihrem Bett.
    »Guten Morgen, mein Schatz.«
    Sie schauten sich an, zwei identische Augenpaare, die sich ineinander widerzuspiegeln schienen, und das Mädchen unter der Decke rutschte und machte ihm Platz, damit er sich setzen konnte.
    Die Haare umrahmten zerzaust ihr Gesicht, und sie war froh darüber; sie wollte nicht, dass ihr Vater sie in diesem Gemütszustand sah.
    »Ist es schon sehr spät?«, fragte sie und hoffte, dass ihre Stimme einigermaßen ruhig klang.
    Morgan lächelte sie an. »Ziemlich. Du musst müde gewesen sein …«
    Das Lächeln ihres Vaters faszinierte sie: Es war sanft und wärmte sie, und dennoch wirkte Morgan nie glücklich oder unbeschwert.
    Dahinter verbarg sich immer der melancholische Schatten eines tragischen Helden.
    Es war jene unterschwellige Traurigkeit, die sie verband, und vielleicht war es ihre einzige Verbindung.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher