Silver Linings (German Edition)
machen Sie, wenn Danny Sie besucht?»
«Wir spielen Parcheesi.»
«Parcheesi?»
«Das ist das königliche Spiel von Indien. Das müssen Sie doch kennen.»
«Ich weiß, was Parcheesi ist. Ich bin bloß überrascht, dass Sie und Danny zusammen Brettspiele spielen.»
«Wieso?»
Cliff zieht ein komisches Gesicht, sagt aber nichts.
«Danny bringt sein Parcheesi-Spiel extra aus North Philly mit. Er kommt mit der Bahn.»
«Das ist gut, oder? Es muss schön für Sie sein, Ihren alten Freund zu sehen.»
«Er kann leider immer noch nicht rappen, auch nicht nach einer zweiten Operation, aber seine Tante hat ihm einen Job als Hausmeister in ihrer Kirche verschafft, die auch eine Kindertagesstätte betreibt. Er reibt die Kirchenbänke mit Kiefernöl ein und wischt die Böden und leert abends die Abfalleimer und saugt Staub – solche Sachen. Er riecht jetzt auch nach Kiefern, was irgendwie eine nette Zugabe ist. Aber Danny ist stiller, als ich ihn von dem schlimmen Ort in Erinnerung habe.»
«Haben Sie Danny erzählt, was Tiffany mit Ihnen gemacht hat?», fragt Cliff.
«Ja, hab ich.»
«Was hat er gesagt?»
«Nichts.»
«Hat er Ihnen keinen Rat gegeben?»
«Ich hab ihn nicht um Rat gebeten.»
«Verstehe.» Cliff umfasst sein Kinn, was mir verrät, dass er irgendwas sagen wird, worüber er mit meiner Mutter gesprochen hat. «Pat, ich weiß, wie Sie das Gedächtnis verloren haben. Alle wissen das.» Er legt eine Pause ein, um meine Reaktion abzuschätzen. «Und ich glaube, Sie erinnern sich auch. Oder? »
«Nein.»
«Soll ich Ihnen erzählen, wie Sie das Gedächtnis verloren haben?»
«Nein.»
«Warum nicht?»
Ich antworte nicht.
«Ich weiß, Dr. Timbers hat Ihnen die Geschichte im Rahmen Ihrer Therapie jeden Tag erzählt. Deshalb hab ich das Thema nie angeschnitten. Ich dachte, Sie würden vielleicht darüber sprechen wollen, wenn Sie so weit sind, aber darauf warte ich seit fast fünf Monaten – und jetzt haben Sie ein gebrochenes Bein, und Ihr Zustand scheint sich zu verschlechtern. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir eine andere Taktik ausprobieren sollten. Was Tiffany zum Thema Abschluss finden gesagt hat, ist richtig. Ich will nicht behaupten, dass ihre Methoden angebracht waren, aber Sie müssen das, was passiert ist, endlich akzeptieren, Pat. Sie brauchen einen Abschluss.»
«Vielleicht ist mein Film noch gar nicht zu Ende», sage ich, weil Filmemacher die Zuschauer manchmal mit einem falschen schlechten Ende in die Irre führen, und wenn du gerade denkst, der Film geht schlecht aus, passiert irgendwas Dramatisches, was zum Happy End führt. Jetzt wäre eigentlich so eine gute Stelle für irgendwas Dramatisches, vor allem, wo ich doch Geburtstag habe.
«Ihr Leben ist kein Kinofilm, Pat. Das Leben überhaupt ist kein Kinofilm. Sie sind Eagles-Fan. Nachdem Sie so viele NFL-Saisons ohne einen Super Bowl erlebt haben, sollten Sie eigentlich wissen, dass das wirkliche Leben oft schlecht ausgeht.»
«Wie können Sie das ausgerechnet jetzt sagen, wo die Eagles vier Spiele hintereinander gewonnen haben und auf dem besten Weg in die Play-offs sind – und das, obwohl McNabb ausgefallen ist! » Cliff sieht mich bloß an, fast so, als hätte er Angst, und plötzlich merke ich, dass ich geschrien habe. Aber ich kann mich nicht bremsen und setze noch einen drauf: «Mit so einer negativen Einstellung wird es tatsächlich schlecht ausgehen, Cliff! Sie hören sich schon an wie Dr. Timbers! Passen Sie lieber auf, sonst werden Sie noch ein ausgemachter Pessimist!»
Langes Schweigen setzt ein, und Cliff wirkt sehr besorgt, was wiederum mir Sorgen macht.
Auf der Fahrt nach Hause sagt Mom, dass Gäste zu meinem Geburtstag kommen. Außerdem kocht sie mir ein Geburtstagsessen. «Kommt Nikki?», frage ich.
«Nein, Pat. Nikki kommt nicht mehr», sagt Mom. «Nie wieder.»
Als wir zu Hause ankommen, sagt sie, ich soll mich ins Wohnzimmer setzen, während sie Hackbraten und Kartoffelpüree und grüne Bohnen zubereitet und einen Apfelkuchen backt. Sie versucht ständig, mich in ein Gespräch zu verwickeln, aber mir ist wirklich nicht nach Reden.
Jake und Caitlin treffen als Erste ein, und sie versuchen, mich aufzuheitern, indem sie begeistert über die Eagles sprechen, aber es funktioniert nicht.
Als Ronnie und Veronica kommen, klettert Emily bei mir auf den Schoß, und ich fühle mich ein wenig besser. Caitlin fragt Emily, ob sie ein Bild auf meinen Gips malen will, und als sie nickt, holt Mom ein
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