Silver Linings (German Edition)
ist, sagt Jake: «Hör mal, Pat. Caitlin hat mich überredet, mit ihr auf den Silvesterball im Rittenhouse Hotel zu gehen. Sie war sauer, dass ich heute überhaupt zu dem Spiel wollte, und ich hab gedacht, ich geh vielleicht auch ein bisschen früher, um sie zu überraschen. Aber ich will dich hier nicht allein sitzen lassen, mit dem Gips und so. Wäre es für dich okay, wenn wir auch früher gehen?»
Ich bin geschockt und ein bisschen sauer.
«Ich will sehen, ob Baskett seinen zweiten Touchdown schafft», sage ich. «Aber geh du ruhig. Ich komm schon klar. Schließlich bin ich hier unter richtigen Eagles-Fans – unter Leuten, die bleiben, um sich das ganze Spiel anzusehen.» Es ist nicht besonders nett von mir, so etwas zu sagen, vor allem, da Caitlin vermutlich schon fertig umgezogen ist und nur noch darauf wartet, dass Jake nach Hause kommt, aber die Wahrheit ist, ich bin auf die Hilfe meines Bruders angewiesen, um auf Krücken aus dem Stadion zu kommen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Baskett den Ball in der zweiten Hälfte häufiger bekommen wird, und ich weiß, dass Jake das Spiel eigentlich sehen will. Vielleicht kann er seinen psychisch kranken Bruder als Entschuldigung vorschieben, wenn er den ersten Teil von Caitlins Silvesterball verpasst; vielleicht ist es ja genau das, was Jake will und braucht. «Bier-Mann!», rufe ich dem Coors-Light-Verkäufer zu, der gerade durch unsere Reihe kommt. Als er stehen bleibt, sage ich: «Nur ein Bier, weil dieser Typ da seinen verkrüppelten, psychisch kranken Bruder hier allein zurücklässt, damit er im Rittenhouse Hotel zusammen mit Nicht-Eagles-Fans im Smoking Champagner saufen kann.» Mein Bruder sieht kurz so aus, als hätte ich ihm einen Faustschlag in den Magen verpasst, und dann zückt er sein Portemonnaie.
«Also gut. Scheiß drauf. Zwei Bier», sagt Jake, und ich lächele, als mein Bruder sich auf Scotts Platz setzt und mir hilft, mein Gipsbein auf die Rückenlehne des leeren Platzes vor mir zu legen.
In der zweiten Hälfte fängt Baskett weiter A. J. Feeleys Pässe, und zu Anfang des letzten Viertels schlägt mein Lieblingsspieler einen überraschenden Haken Richtung Seitenlinie, fängt den Ball und rennt dann neunundachtzig Yards schnurgerade zum zweiten Touchdown in seiner jungen Karriere. Jake hilft mir aufzustehen, und dann klatschen sich alle in unserem Bereich gegenseitig mit High Fives ab und klopfen mir auf den Rücken, weil ich über meinem Mantel das Baskett-Trikot trage, das mein Bruder mir geschenkt hat, als ich von dem schlimmen Ort nach Hause kam.
Erst später erfahre ich, dass Baskett der erste Eagles-Spieler ist, der zwei Touchdown-Pässe über achtzig Yards in ein und derselben Saison gefangen hat – was eine tolle Leistung ist, wenn auch die Nummer 84 dieses Jahr kein Leistungsträger war.
«Und du wolltest gehen», sage ich zu Jake.
«Super, Baskett!», sagt er, und dann legt er einen Arm um mich und drückt mich fest, seitlich, Schulter an Schulter.
Nachdem die Eagles mit ihren Ersatzspielern das letzte reguläre Punktespiel gewonnen haben, beenden sie die Saison mit 10:6, wodurch sie sich mindestens ein Play-off-Heimspiel sichern. Während ich an Krücken aus dem Linc humpele, teilt Jake als mein Fullback das Menschenmeer für mich, indem er ruft: «Vorsicht, Krüppel! Vorsicht, Krüppel! Bitte Platz machen!»
Cliffs Truppe treffen wir erst, als wir zurück zum Zelt der dicken Männer und dem Bus der Asian Invasion kommen. Doch sobald sie uns sehen, begrüßen unsere Freunde uns mit einem Baskett-Schlachtruf, weil die Nummer 84 einen sensationellen 177-Yard-Tag und einen 89-Yard-Touchdown hatte.
Weil es über die Play-offs zu reden gilt, will keiner nach Hause, und so trinken wir Bier und diskutieren über die Saisonbilanz von 8:8 der Giants, gegen die die Eagles in der ersten Runde antreten werden. Als Cliff mich fragt, ob ich glaube, dass unser Team die Giants schlagen wird, sage ich zu meinem Therapeuten: «Die Eagles werden nicht nur gewinnen, sondern Hank Baskett wird auch wieder einen Touchdown-Pass fangen.»
Cliff nickt und lächelt und sagt: «Sie wussten es schon, bevor die Saison überhaupt angefangen hat: Hank Baskett ist unser Mann! »
Jake geht als Erster, weil er und Caitlin auf den Silvesterball in dem Hotel müssen. Wir nehmen ihn deswegen auf die Schippe und werfen ihm vor, er sei ein Pantoffelheld. Aber obwohl er uns wegen seiner Frau verlässt, umarme ich ihn und danke ihm dafür, dass er noch
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