Silver Moon
gesagt!«, wiederholte Yuma in einer Tonlage, die selbst Brock zu ängstigen schien, denn er ließ mich tatsächlich los. Ich bemerkte, wie seine arglistigen Augen nach der Waffe suchten, die auf dem Boden lag. Yuma entging das ebenfalls nicht und er stellte seinen Fuß auf das Gewehr. »Du solltest jetzt in deine Kneipe gehen! Wir werden unser Pferd nach Hause bringen und Kira nehme ich selbstverständlich auch mit!«
»Weshalb sollte ich meine Frau gehen lassen?«, fragte Brock und die Unsicherheit stach aus seiner Stimme heraus.
»Weil sie nicht deine Frau ist! Und das wird sie auch nie werden!«, antwortete Yuma. Magnus lachte sarkastisch auf.
»Wenn die kleine Hure nicht in einer Woche auf dem Standesamt erscheint, wird sie ihr Alter genauso leicht killen wie ich eben den Gaul! Im Grunde hat sie es mir zu verdanken, dass sie noch am Leben ist! Vermutlich hätte sie vor einer Stunde schon den Abgang gemacht, wenn ich ihren Vater nicht zurückgehalten hätte! Sie hat mir einiges zu verdanken!«, erzählte Magnus und in mir stieg eine unsagbare Wut empor.
»Dann hättest du Vater mal lieber machen lassen! Dann wäre ich jetzt tot und nicht dieses unschuldige Pferd! Was hat es dir getan? WAS? Wieso musstest du auf das Tier schießen?«, schrie ich ihn an.
»Ich wollte den bissigen Köter abknallen!«
»Kannst du ein Pferd nicht von einem Hund unterscheiden?«
»HUND? Ein Wolf ist das! Und deinetwegen streunt dieses tollwütige Vieh auch noch frei herum! Aber ich erwisch die Töle schon noch. In den Hals hat er mich gebissen, ich glaub’s nicht! Wenn ich den vor die Flinte kriege, schieße ich ihn langsam zugrunde. Erst in seine Beine, in jedes einzelne, dann durchlöchere ich allmählich seinen Körper …« Magnus hatte noch nicht zu Ende geredet, als mich abermals die Wut überkam. So kannte ich mich gar nicht. Am liebsten hätte ich das Gewehr genommen und auf ihn geschossen; allein der Gedanke daran befriedigte mich ungemein. Yuma spürte meinen Zorn. Er streichelte beruhigend über meinen Rücken.
»Lass ihn reden, er bekommt seine Strafe noch! Wir gehen jetzt und informieren Dad und Tunkasila. Wir müssen Eyota nach Hause holen!«
»Die Kleine geht nirgendwo hin, die bleibt bei mir!«, sagte Magnus und griff grob nach meiner Hand. Er wollte mich zu sich zerren, doch Yuma packte ihn am Hals. Er schien kräftig zuzudrücken, denn Brock würgte. »Rühre Kira nie wieder an! Nie wieder!«, sagte Yuma todernst, und eine andere vertraute Stimme fügte hinzu:
»Tust du’s dennoch, werde ich dafür sorgen, dass du dem Pferd folgst, Brock!« Kai stand hinter uns, aber nicht nur er! Jacy und Tunkasila waren ebenfalls mitgekommen; sie bildeten eine Mauer und standen Magnus entschlossen gegenüber. Yuma ließ ihn los und er sackte nach Luft ringend zu Boden.
»Macht doch, was ihr wollt, ihr blödes Pack! Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Ich krieg dich schon, du Miststück, und wenn es das Letzte ist, was ich tue, aber ich krieg dich, und dann besorge ich es dir richtig!«, brummte er zornig und rieb seinen Hals. Kai hatte seine Hände zu Fäusten geballt, er ging kampfeslustig auf Brock zu, doch Yuma hielt ihn zurück. »Er ist es nicht wert! Das sind nur leere Worte eines Irren. Wir sollten uns besser um Eyota kümmern und ihn nach Hause bringen!«
Kai überlegte kurz und nickte dann einsichtig. Er sah zu dem Pferd, auch mir trieb dessen Anblick wieder die Tränen in die Augen. Dieses prächtige Tier leblos auf dem Boden liegen zu sehen, verursachte unglaubliche Schmerzen in mir. Zumal ich mir die Schuld an Eyotas Tod gab. Weinend ging ich barfuß im feuchten Gras zu dem Pferd zurück. Ich kniete mich zu ihm und versenkte mein Gesicht in seiner Mähne. Es wollte mir nicht in den Kopf, dass Eyota tot ist. Einfach tot …!
Nie wieder würde ich ihn auf der Weide bewundern können, nie wieder würde er zu mir ans Gatter galoppiert kommen, nie wieder würde ich auf seinem prächtigen Körper sitzen und reiten können – nie wieder!
Ein einziger Schuss hatte alles zerstört, alles …
Ich weinte bitterlich! Selbst als ich Hände auf meinem Rücken spürte, die mich sanft streichelten, konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken. »Kira, komm, ich bring dich nach Hause, du bist ja eiskalt!«, flüsterte Yuma und legte mir etwas Warmes über den Rücken. Ich blickte zu meiner Schulter und erkannte sein Flanellhemd. Verweint drehte ich mich um. Yuma kniete mit nacktem Oberkörper hinter mir und
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