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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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meiner Seite. Als wir über den Hof der Moores gingen, machte ich einen kurzen Abstecher in die Scheune. »Warte bitte, Sakima, ich möchte nur etwas holen!«
    In der Scheune hatte ich schon mal einen Maulkorb und eine Leine mit Halsband gesehen. Beides nahm ich heimlich an mich und versteckte es in einem Futtersack. Mit einem aufgesetzten optimistischen Blick ging ich zu Sakima zurück und hielt ihm den geschlossenen Sack entgegen. »Futter für die Tiere. Wenn ich in der Hütte warten muss, will ich gleich das Reh und die Eichhörnchen füttern.«
    Sakima glaubte meinen Worten und folgte mir in den Wald zu Kais Hütte. Es war noch düster, als wir durch das Dickicht stapften, doch die ersten Sonnenstrahlen glänzten schon wie schimmerndes Gold durch das Geäst. Der Geruch von frischem Moos und Holz stieg mir in die Nase, und auch der Specht war schon wieder am Werk und hämmerte taktvoll in den Stamm einer gigantisch großen Tanne. Es war so friedlich, die Welt konnte so schön sein und war andererseits so grausam.
    Ich bat Sakima noch kurz mit in die Hütte und schloss hinter uns die quietschende Tür. Niedergeschlagen setzte ich mich auf das Bett und ließ meinen Kopf in die Hände sinken. Sakima spürte meine Verzweiflung, er kroch unterwürfig zu mir und jaulte. Er nahm offenbar an, ich würde mir Sorgen machen, weil er gleich zu Brock gehen würde. Jetzt war ich an einem Punkt, wo ich meine Tränen nicht länger zurückhalten musste. Sakima ahnte nicht den wahren Grund, weshalb ich weinte, dennoch tröstete er mich durch sanfte Liebkosungen. »Würdest du bitte in Kais Kiste nach einer Kerze suchen? Ich würde mir gerne ein Licht anzünden!«, bat ich schniefend und nutzte die Gelegenheit, um hinter Sakimas Rücken den Maulkorb aus dem Futtersack zu holen. Noch während er in Kais Kiste mit seiner Schnauze nach einer Kerze kramte, schlich ich langsam zu ihm und legte ihm von hinten den Maulkorb an.
    Ich werde nie den Ausdruck in seinen Augen vergessen können, als er mein Vorhaben realisierte. Es waren nicht Sakimas Augen, die mich voller Entsetzen ansahen – es waren Yumas! Sein verzweifelter Blick wanderte zu seiner Schnauze, die nun fest durch einen ledernen Korb zusammengehalten wurde, sodass er keinen Laut mehr von sich geben konnte. Ich weinte unaufhörlich, als ich ihm auch noch das Halsband und die Leine umlegte, um ihn anschließend an Kings Pfahl zu binden. Ich hatte mit Widerstand gerechnet, aber Sakima war offensichtlich so enttäuscht und entsetzt, dass er jeden meiner Handgriffe ohne Gegenwehr geschehen ließ.
    Als er festgekettet vor mir saß, konnte ich seinen Anblick kaum ertragen, aber ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich tat es doch nur, um ihn zu schützen!
    »Dachtest du ernsthaft, dass ich dich jemals freiwillig in die Nähe von Brock gehen lassen würde? Niemals, nicht solange ich lebe, würde ich es zulassen, dass er dich noch einmal verletzt! Ich liebe dich, wie ich noch nie jemanden geliebt habe! Hier in dieser Hütte hat alles begonnen, und jetzt wird es hier für uns enden. Ich gehe zu Magnus und ich werde ihn morgen heiraten! Meine Geschwister werden nie vor ihm Ruhe finden, wenn ich es nicht tue. Aber ich schwöre dir, dass ich einzig dich lieben werde, mein Leben lang! Und ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich dich kennengelernt habe und diese wundervolle Liebe erfahren durfte. Ich werde sie nie vergessen und sie immer in meinem Herzen tragen! Jeden Tag, jede Nacht, zu jeder Stunde werde ich an dich denken! Du bist mein Leben, Yuma – und das würde ich nie aufs Spiel setzen!«, bekannte ich und gab ihm einen allerletzten Kuss.
    Die Tränen, die dabei aus seinen Hundeaugen flossen, begleiteten mich an diesem frühen Morgen auf meinem schweren Weg zum Brockhaus.

Hochzeitsvorbereitung

    Es war gerade kurz nach sechs, als ich an die alte Eichentür des Brockhauses hämmerte. Erst rührte sich nichts, also klopfte ich erneut. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und ich schlug mit ihnen abwechselnd auf das gebeizte Holz der Eingangstür. Endlich hörte ich ein Poltern, jemand lief die Treppen hinab und maulte unverständliche Worte. Es war Brock, er fluchte ganz offenbar. Griesgrämig riss er die Tür auf. Sein Antlitz änderte sich abrupt, als er mich sah.
    »Ah, die Braut erscheint pünktlich zur bevorstehenden Hochzeit. Tritt nur ein!«, raunte er und wies mit einer schwingenden Handbewegung ins Innere des Hauses. Ohne seiner Aufforderung zu folgen, sagte

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