Silver Moon
zusammen, auch Kuchen. Ich machte mehrere Sandwiches und eine Kanne mit heißer Schokolade. Nur gut, dass die Küche der Kneipe einem Schlaraffenland glich und es hier allerhand gab. Magnus ließ mich machen, er trank seinen Kaffee dabei und meckerte nur kurz, weil es ihm zu lange dauerte. Als ich sämtliche Lebensmittel in einem Korb verstaut hatte, konnte ich es kaum erwarten, Mia zu sehen. Nervös folgte ich Magnus und war überrascht, als er mich nach draußen führte. Er ging nicht zu der Baracke im Garten, wo er Nino gefangen gehalten hatte, auch nicht zu der Scheune auf seinem Grundstück. Magnus’ Weg führte um die Ecke des Brockhauses, an die Straßenseite, wo das Backsteingebäude nah am Bürgersteig erbaut war.
Der Einstieg eines alten Kellerraumes wurde sichtbar. Eine Art schräge Falltür, die aus zwei separaten Holzteilen bestand und durch einen Eisenriegel verschlossen war, stach mir ins Auge. Magnus löste den Riegel, öffnete die zwei Klappen seitlich und ich konnte zig Steinstufen erkennen, die nach unten in einen Keller führten. Allerdings waren die Stufen nur auf der linken Seite. Rechts gab es eine steile Betonfläche, die ebenso wie die Stufen vor einer Stahltür endete. Noch während ich die Stufen hinabging, erklärte Magnus:
»Das sind die alten Lagerräume der Bier- und Weinfässer. Ich schätze, deine Schwester hat sich da irgendwo verkrochen.
Ich schließ euch beide jetzt ein und erst, wenn ich zurück bin, könnt ihr nach oben ins Haus gehen!« Mit diesen Worten schlug er die zuvor geöffnete Stahltür hinter mir zu und ich hörte das Schloss knacken. Er drehte den Schlüssel einmal, ehe er die Stufen nach oben ging und die Deckel der Luke verriegelte.
Ich stand unsicher in dem Kellergewölbe und hielt den Korb in der Hand. Vor mir war ein langer Gang, von dem rechts und links jeweils zwei Räume abgingen. Es war finster und stickig. Es gab nur winzige Fenster, die von außen mit Gittern versehen waren, und durch die das Tageslicht nur schwerlich in die unterirdischen Räume fallen konnte. Ich lugte durch einen Torbogen zu meiner linken Seite; er war aus Sandstein errichtet. Dahinter befanden sich wahrlich nur Fässer. Ich ging ein Stück weiter und schaute durch den nächsten Bogen: Abermals erblickte ich viele Fässer und unzähligen Säcke, die auf dem kargen Boden lagen und standen.
»Mia?«, fragte ich vorsichtig in die Stille, bekam aber leider keine Antwort. »Mia?«, rief ich noch einmal etwas lauter.
»Kira?«, kam es winselnd aus einer Ecke und ich konnte Mia erkennen, die zaghaft hinter einem der Fässer hervorschaute. Als sie mich sah, rannte sie stürmisch in meine Arme und begann sogleich zu weinen. Ich stellte den Korb ab, damit ich sie fest an mich drücken konnte. »Nicht weinen, alles ist gut! Hab keine Angst – ich bleibe bei dir, solange du hier bist! Und ich verspreche dir, dass du schon bald wieder zu den Moores gehen kannst!«, sagte ich und versuchte sie, so gut es ging, zu trösten.
Mia schluchzte und wollte mich nicht mehr loslassen. Ihr langes Haar war ganz wirr und zerzaust, ihre sonst so roséfarbenen Wangen waren mit Dreck beschmutzt; auch ihre kleinen Hände und Finger waren dreckig. Meine Augen suchten nervös ihren Körper nach Blessuren ab, aber sie schien unverletzt zu sein. Ich begab mich in die Hocke, um ihr ebenbürtig in die Augen sehen zu können.
»Mia, sag mir bitte – hat Magnus dir wehgetan?«
Meine Stimme zitterte bei der Frage und ich fürchtete die Antwort. Drängend sah ich meine kleine Schwester an, aber sie schniefte nur und schüttelte den Kopf. »Er … er hat mich hier eingesperrt, ganz alleine! Es ist so dunkel hier, die ganze Nacht war es stockfinster, ich habe nichts sehen können, nur schlimme Geräusche gehört. Ich habe solche Angst, Kira! Bitte, bitte, geh nicht mehr weg!«
Mia lag mir in den Armen und weinte herzzerreißend. In dem Augenblick war ich mir ganz sicher, dass meine Entscheidung, hierherzukommen, absolut richtig gewesen war. »Keine Sorge, ich bleibe bei dir! Aber noch mal zu Magnus: Er hat dir nicht wehgetan, dich geschlagen oder so?« Mia schüttelte energisch ihren Kopf.
»Nein. Aber er hat Anouk geschlagen, als er mich geholt hat!«
Ich nickte betroffen. »Ja, ich weiß. Aber das ist halb so schlimm, Anouk geht es gut. Sie freut sich schon auf dich. Alle Moores können es kaum erwarten, dass du endlich wieder zu ihnen kommst. Oh, und deine Halona vermisst dich übrigens auch. Sie flüsterte mir
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